Horror-Sturz und Tränengas Das war die bisher chaotischste Tour-Etappe 2018
Was für ein Tag bei der Tour de France: Nach dem Start der 16. Etappe muss das Rennen nach einem Polizei-Einsatz unterbrochen werden, dann folgen üble Stürze – und am Ende wird es tragisch.
Tränengas, brutale Stürze und große Emotionen: Julian Alaphilippe hat als Ausreißer die verrückte erste Pyrenäen-Etappe der 105. Tour de France gewonnen. Die Topfavoriten Chris Froome, Geraint Thomas und Tom Dumoulin hielten sich einen Tag vor dem womöglich vorentscheidenden Berg-Showdown in einem Rennen zurück.
Alaphilippes zweiter Coup
Der freudestrahlende Alaphilippe konnte sein Glück nach seinem zweiten Tour-Coup binnen acht Tagen kaum fassen. "Das ist absolut fantastisch", sagte er. Der 26 Jahre alte Franzose vom Team Quick-Step Floors setzte sich nach 218 km mit zwei Bergen der ersten Kategorie und einer rasanten Schussfahrt ins Ziel mit 15 Sekunden auf den Spanier Gorka Izagirre (Spanien/Bahrain-Merida) durch.
Alaphilippe, Führender in der Bergwertung und bereits eine Woche zuvor ebenfalls nach einem Ruhetag Sieger der Alpen-Etappe nach Le Grand-Bornand, war Teil einer ursprünglich 47-köpfigen Fluchtgruppe, zu der anfangs auch die deutschen Profis Simon Geschke (Sunweb), Marcus Burghardt (Bora-hansgrohe) und Nils Politt (Katusha) gehörten.
Keine Veränderungen an der Spitze
Der Gesamtführende Thomas kam zeitgleich mit seinen beiden großen Widersachern knapp neun Minuten nach Alaphilippe ins Ziel und verteidigte das Gelbe Trikot mühelos. Vor dem höllischen "Bergsprint" am Mittwoch über nur 65 km und drei mächtige Berge führt Thomas weiterhin mit 1:39 Minuten vor seinem britischen Landsmann und Sky-Teamkollegen Froome sowie mit 1:50 auf den Niederländer Dumoulin (Sunweb).
Der größte Aufreger des ersten Pyrenäen-Tages fiel bereits in die Anfangsphase der Etappe. Nach rund 30 km blockierten Landwirte, die damit ihren Unmut wegen der Kürzung von finanziellen Mitteln durch den Staat zeigen wollten, die Strecke vor den herannahenden Fahrern mit Heuballen. Die Gendarmerie, die zudem noch freigelassene Schafe bändigen musste, setzte gegen die Demonstranten Tränengas ein.
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Dieses wehte allerdings auch den Radprofis in die Augen. Zahlreiche Fahrer, darunter auch der unter Asthma leidende Froome und Thomas, hatten sichtlich mit den Folgen zu kämpfen, schnappten nach Luft und wuschen sich mit Wasser die Augen aus. Wenige hundert Meter später wurde das Rennen von Tour-Chef Christian Prudhomme neutralisiert und unterbrochen, damit Ärzte die Betroffenen behandeln konnten. Erst nach zehn Minuten erfolgte der Neustart.
Dies blieb nicht die einzige unschöne Szene: Rund 60 km vor dem Ziel verbremste sich der belgische Ex-Weltmeister Philippe Gilbert (Quick-Step) alleine in Führung liegend in einer Linkskurve einer Abfahrt, blieb mit seinem Rad an einer Begrenzungsmauer hängen und flog kopfüber über diese hinweg mehrere Meter in die Tiefe. Nach bangen Momenten tauchte Gilbert wieder am Straßenrand und konnte das Rennen anscheinend weitgehend unverletzt fortsetzen.
In die Entscheidung konnte er aber nicht mehr eingreifen. Diese fiel, als der Brite Adam Yates (Mitchelton-Scott), der die letzte Bergwertung auf dem Col du Portillon als Solist führend überfahren hatte, auf der Abfahrt stürzte und Verfolger Alaphilippe vorbeizog.
- sid