Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Sturz-Drama bei der Tour de France Kittels Traum vom Grünen Trikot geplatzt
Deutschlands erfolgreichster Radfahrer Marcel Kittel muss bei der Tour de France verletzt aufgeben. Der Träger des Grünen Trikots als bester Sprinter war kurz nach dem Start der 17. Etappe gestürzt.
Mit schmerzverzerrtem Gesicht quälte sich Marcel Kittel die ersten Rampen in den Alpen hinauf, dann stieg der deutsche Tour-Held vom Rad. Den Sieg von Primoz Roglic erlebte er schon am Bildschirm. Aus und vorbei – nach einem Sturz zu Beginn der Etappe endete für "Le Kaiser", wie er schon gefeiert wurde, die wunderbare Reise über Frankreichs Landstraßen. Kein sechster Etappensieg, kein Grünes Trikot in Paris – der Traum vom krönenden Abschluss blieb dem in den Massensprints überragenden Kittel verwehrt.
Der 29-Jährige vom Quick-Step-Team war bereits nach wenigen Kilometern in einen Sturz mit mehreren Fahrern verwickelt worden. Kittel fiel auf die rechte Seite und musste am medizinischen Begleitfahrzeug behandelt worden. Den Col d'Ornon und den Col de la Croix Fer nahm er noch in Angriff, doch die Schmerzen an Arm und Schulter waren zu groß. Der Sturz war gar so heftig, dass Kittel das Rad und seinen rechten Schuh wechseln musste.
Damit verlässt der beste Sprinter der Tour 2017 das Peloton. Mit fünf Etappensiegen hatte er deutsche Rekorde purzeln lassen und Uralt-Bestmarken von Eddy Merckx ins Wanken gebracht. Und in diesem Jahr war die Chance auf das erste Grüne Trikot eines deutschen Radprofis seit Erik Zabel 2001 zum Greifen nah – zumal der ausgeschlossene Seriensieger Peter Sagan nicht mehr im Feld war. Mit einem Vorsprung von 29 Punkten auf den Australier Michael Matthews war Kittel auf die fünftletzte Etappe gegangen.
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
Noch am Ruhetag am Montag in Saint-Ètienne hatte Kittel Zuversicht ausgestrahlt. "Das Grüne Trikot wäre ein Traum, der wahr werden würde. Ein Traum, den ich eigentlich schon abgehakt hatte", hatte Kittel betont. Dafür wollte er sich auch über die Bergriesen quälen. "Ich freue mich nicht wahnsinnig auf die Alpen, aber es ist die letzte große Hürde. Das Ziel Grün bringt mich darüber."
Kittel hatte aber auch immer wieder angemerkt, wie schnell nach einem Sturz alles vorbei sein kann. So kam es dann auch. Wie bei seiner ersten Tour-Teilnahme im Jahre 2012, als er krank wurde, erreichte der Wahl-Schweizer die Champs Èlysees in Paris nicht mehr.
Australier profitiert von Kittels Aufgabe
Trotzdem zählt er zu den ganz großen Siegern dieser Rundfahrt. In Lüttich, Troyes, Nuits-Saint-Georges, Bergerac und Vittel hatte er die Konkurrenz mit zum Teil spielerischer Leichtigkeit düpiert und als erster Deutscher seit Didi Thurau 1977 fünf Etappen gewonnen. Auch der Rekord von Erik Zabel mit insgesamt zwölf Tagesssiegen wurde übertroffen, Kittel steht nun bei 14.
Die dritte Tour-Woche hatte für den Strahlemann der ersten Tage denkbar schlecht begonnen. Das deutsche Sunweb-Team - Kittels früherer Arbeitgeber - machte am Dienstag derart früh Druck, dass Kittel abgehängt wurde und mit über 16 Minuten Rückstand das Ziel erreichte. Sunweb-Sprinter Matthews siegte und sammelte auch am Mittwoch beim Zwischensprint in den Alpen weiter Punkte. Dem Australier, der bis auf neun Punkte an Kittel herangekommen war, dürfte nach Kittels Ausstieg das Grüne Trikot kaum mehr zu nehmen sein.