Mäßige Quoten ARD erwägt Ausstieg bei der Tour de France
Die große Tour-de-France-Faszination in Deutschland ist Geschichte, die Begeisterung der Fernsehzuschauer hält sich in überschaubaren Grenzen. Die Quote der ARD bewegt sich auf einem ähnlich mäßigen Niveau wie 2015. Ob und wie es mit der Übertragung im kommenden Jahr weitergeht, ist unklar.
Die Resonanz ist jedenfalls kein überzeugendes Argument bei den anstehenden Gesprächen über einen neuen TV-Vertrag.
Wenig Interesse am Bergzeitfahren
"Die Einschaltquoten der Übertragungen im Ersten haben sich 2016 bei rund 1,1 Millionen Zuschauer und zehn Prozent Marktanteil stabilisiert - das ist schon einmal sehr ordentlich und entspricht dem Erfolg des Vorjahres", bilanzierte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky. Richtig zufrieden kann er aber nicht sein. "Natürlich hätten wir uns aber gefreut, wenn das Zuschauerinteresse im zweiten Jahr wieder angewachsen wäre", fügte Balkausky hinzu.
2015 war das Erste nach einer mehrjährigen Pause wegen der umfassenden Doping-Problematik im Radsport als zweiter Live-Sender neben Eurosport zur Tour zurückgekehrt. Die Etappen-Übertragungen erreichten eine durchschnittliche Reichweite von 1,17 Millionen Radsportfans. Ähnliche Werte wurden auch dieses Jahr eingefahren, auch wenn beim Bergzeitfahren am Donnerstag die Quote sogar auf 960.000 Zuschauer und neun Prozent Marktanteil abstürzte.
Bei Eurosport verfolgen in der Regel zwischen 200.000 und 400.000 Radsport-Anhänger das Tour-Geschehen. Für das letzte Wochenende hoffen die Sender auf eine leichte Steigerung. Die erste Alpen-Etappe lockte am Mittwoch 1,13 Millionen Zuschauer in der ARD an. Von sechs Millionen wie einst zu Jan-Ullrich-Zeiten kann aber keine Rede sein. "Das Zuschauerinteresse befindet sich bei weitem nicht auf dem Niveau, wo es noch vor einigen Jahren war", stellte Balkausky fest.
Entscheidung der ARD im Herbst
Für ihn ist die Tour dennoch weiterhin einer der Sport-Höhepunkte des Jahres. "Sie bietet sportliche Spannung, schöne landschaftliche Eindrücke und auch deutsche Sportler, die ab und an vorne mit von der Partie sind", sagte der ARD-Sportkoordinator.
Fragt sich nur, ob er auch die ARD-Gremien überzeugen kann. "Wir warten erst einmal die diesjährige Tour de France ab, um uns dann im Herbst innerhalb der ARD zu verständigen, ob und wie es mit der Tour weitergehen könnte", erläuterte Balkausky das weitere Verfahren.
Ein Ausstieg würde die Tour-Veranstalter und auch die Organisatoren der Deutschland-Tour hart treffen - zumal die Tour de France 2017 in Düsseldorf starten wird. Das Rennen soll 2018 neu belebt werden, ohne einen TV-Partner dürfte das aber kaum zu realisieren sein. "Wir hoffen, dass die ARD uns folgt", sagte der Tour-de-France-Generalmanager Yann Le Moenner. Geben die ARD-Gremien grünes Licht, soll über einen neuen Vierjahreskontrakt verhandelt werden. Die Übertragung der Deutschland-Tour könnte dann mit eingebunden werden.