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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Cool Runnings" geht an den Start Bei diesem Wettbewerb müssen Sie einschalten
Sie sorgen für Aufmerksamkeit und haben in kürzester Zeit die Herzen der Fans in Peking erobert: das jamaikanische Bobteam. Was sie ausmacht, warum sie seit über 30 Jahren einen solchen Hype auslösen – t-online auf Erklärungssuche.
"Fühlt den Rhythmus, fühlt die Musik, dieser Bob führt uns zum Sieg!" Sie sind Wintersport-Fan? Sie fiebern beim Bobfahren mit? Genau dann dürfte Ihnen dieser Satz ein Begriff sein. Er stammt aus dem Kultfilm "Cool Runnings". In der Sportkomödie geht es um die erste jamaikanische Bobmannschaft bei den Olympischen Winterspielen 1988 in Calgary – wie das Team allen Widrigkeiten trotzt und trotz der Missgunst anderer Mannschaften die Herzen der Fans erobert.
Der Film basiert auf dem früheren jamaikanischen Bobfahrer Dudley Stokes und dessen Crew, die alles dafür taten, um in Kanada dabei sein zu können. Der sportliche Erfolg am Ende? Nicht der Rede wert. Der Viererbob stürzte und kam nicht ins Endklassement, der Zweierbob fuhr immerhin auf Platz 30 von 41 teilnehmenden Mannschaften.
Jamaika erobert Olympische Winterspiele
Es war trotzdem der Beginn einer einzigartigen Erfolgsgeschichte. Denn, dass Jamaika einmal eine etablierte Bobnation wird? Vor 1988 eigentlich unvorstellbar. Schnee und Eis statt Sonne und Strand. Jamaika nahm zwischen 1988 und 2002 an allen Olympischen Winterspielen teil. 2014 war dann ein jamaikanisches Team in Sotschi dabei, 2018 in Pyeongchang trat das erste Mal ein jamaikanisches Frauenteam im Zweierbob an. Und nun in Peking? Ist Jamaika das erste Mal mit drei Bobs am Start. Während der von Stephens Shanwayne gesteuerte Zweier auf dem letzten Platz landete, holte Jazmine Fenlator-Victorian im Monobob immerhin Platz 19. Doch am Samstag (ab 4 Uhr im Liveticker von t-online) schaut natürlich alles auf den Viererbob – wie damals, 1988 in Calgary. Kein Wunder, dass der jamaikanische Verband vor den Spielen "Fire on Ice" versprach.
Ein Wunder war es jedoch, dass Jamaika am Ende an den Spielen überhaupt teilnehmen kann, denn der Verband hatte mit massiven finanziellen Problemen zu kämpfen. Um seinen Athleten ein optimales Equipment zur Verfügung zu stellen, wurde seit November 2021 mittels einer Crowdfunding-Aktion unter dem Motto "Coole Schlitten für das heißeste Ding auf dem Eis" Geld gesammelt. Zu der Wahrheit gehört es dann auch, dass das Geld teils nur für den Kauf gebrauchter Schlitten gereicht hat. So gehörte der Zweierbob früher den Kanadiern.
Mit welcher Einstellung und welchem Gefühl die Jamaikaner bei den Olympischen Spielen dennoch antreten, war schon bei der Eröffnungsfeier zu sehen, als die Athleten tanzend die Weltbühne betraten und damit einmal mehr sofort die Herzen der Fans eroberten. Der deutsche Bob-Bundestrainer René Spies sagte fast schon schwärmend in der ARD-Sportschau: "Das sind ja eigentlich unsere Stars, wo dann auch jeder von uns hinrennt und einen Pin haben will oder irgendwie eine Jacke tauschen. Das wollen alle haben. Das sind die Popstars hier bei uns."
Jamaikas Bobpilot Shanwayne Stephens will nicht weniger als "das Erbe fortsetzen. Damit der Bobsport eine noch größere Zukunft bei uns in Jamaika hat". Stephens verriet dann auch in der ARD, dass er sich ein Autogramm vom deutschen Spitzen-Bobfahrer Francesco Friedrich gesichert hat.
"Wir sind bereit für die Show"
Vor Ehrfurcht will man allerdings trotz der wohl geringen Chancen auf einen olympischen Spitzenplatz nicht erstarren. Jamaikas Anschieber Rolando Reid: "Francesco wird die Leute nicht so unterhalten wie wir. Wir lieben die Party, das gehört zu unserer Kultur. Wir sind bereit für die Show."
Und zur Show gehört auch das prominente Glücksei. Sie fragen sich, welches Glücksei? Im Film "Cool Runnings" hat Bobfahrer Sanka Coffie (gespielt von Doug E. Doug) immer ein Ei bei der Abfahrt dabei, das er in seiner Hose versteckt. Er küsst es, bevor es den Eiskanal runtergeht und dann wieder, wenn sie gut unten angekommen sind – in der Hoffnung, dass es nicht zerbrochen ist.
Jamaikas Anschieber Ashley Watson hat in Peking auch ein solch buntes Glücksei dabei. "Im Viererbob werdet ihr es hoffentlich sehen können, seid vorbereitet. Wo wir es lagern? Das ist unser Geheimnis", sagte er lachend im ARD-Interview.
Gold-Highlight von Vinzenz Geiger
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- Eigene Recherche
- ARD-Sportschau: Vierer-Bob Jamaika: Freestyle-Rap und "Cool Runnings" 2.0
- Mit den Nachrichtenagenturen dpa und SID