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Olympia 2022 | Skispringen – Karl Geiger: "Mir ging’s richtig dreckig"


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DSV-Adler holt Bronze
"Sind alle völlig perplex" – so schaffte Geiger den Coup

  • T-Online
Von Alexander Kohne, Zhangjiakou

Aktualisiert am 12.02.2022Lesedauer: 3 Min.
Karl Geiger in Angesicht der Olympischen Ringe: Der deutsche Vorzeigespringer hat in China eine schwierige Zeit hinter sich.Vergrößern des Bildes
Karl Geiger im Angesicht der olympischen Ringe: Der deutsche Vorzeigespringer hat in China eine schwierige Zeit hinter sich. (Quelle: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild//dpa)
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Mit Olympiabronze von der Großschanze ist Karl Geiger ein echter Befreiungsschlag gelungen. Doch unbeschwerte Freude war beim deutschen Skisprungstar nur kurz sichtbar. Die vergangenen Tage haben ihm zugesetzt.

Selten war ein Olympiamedaillengewinner nach seinem Triumph so nachdenklich wie Karl Geiger. Eine Stunde nach dem Bronze-Coup in der hypermodernen Arena von Zhangjiakou wirkte Deutschlands Vorzeigeskispringer teilweise, als wäre er den Tränen nahe – aber nicht aus Freude, sondern aus Melancholie. Von der Unbeschwertheit, die so oft mit derartigen Erfolgen einhergeht, keine Spur.

Mit leiser Stimme sagte Geiger Sätze wie "Ich war komplett am Ende" oder "Mir gings dreckig, ich habe keine Ahnung mehr gehabt, was ich hier eigentlich zu suchen habe, weil ich nur Haue gekriegt habe".

Dabei waren die Emotionen bei seinen Sprüngen zuvor laut aus ihm herausgebrochen. Beide Male ging es auf 138 Meter und beide Male freute sich der sonst eher reservierte Allgäuer überschwänglich.

Er ging nach dem Aufsetzen in die Hocke, ballte die Fäuste auf Kniehöhe und riss die Arme mit einem lauten Jubelschrei in die Höhe. "Jaaaaa", in diesem Ausruf lag mehr als nur Freude, es war vor allem eine Menge Erleichterung darin enthalten.

Geiger: "Habe nicht gewusst, wie ich da rauskomme"

Erleichterung darüber, dass diese Olympischen Spielen aus Geigers Sicht nicht zum kompletten Desaster geworden sind. Denn diese Vermutung hatte er offenbar selbst: "Ich habe ehrlich nicht gewusst, wie ich da wieder rauskomme", sagte der tags zuvor 29 Jahre alt gewordene Allgäuer. Geigers Blick ließ dabei vermuten, wie sehr ihn die vorangegangenen Tage mitgenommen hatten.

Nachdem es am Sonntag von der Normalschanze nur zum neunten Platz gereicht und das deutsche Team einen Tag später im Mixed-Springen durch die Disqualifikation von Katharina Althaus (Lesen Sie hier alles zur Anzug-Farce im Mixed-Springen) die erwartete Medaille verpasst hatte, war Geigers Stimmung auf dem Tiefpunkt.

Geiger und die Olympiaschanze

Denn der Führende im Weltcup war mit der neuen Schanze 200 Kilometer nördlich von Peking von Beginn an nie richtig warm geworden. Schon in den ersten Trainingsdurchgängen war ihm eine gewisse Verunsicherung anzumerken – die sich peu à peu verstärkte.

Immer wieder berichtete Bundestrainer Stefan Horngacher vom "schlechten Gefühl", das Geiger bei der Schanze beschleiche.

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Und auch nach dem Gewinn der Bronzemedaille am Samstag war er sich nicht ganz sicher, wie ihm das überhaupt gelungen war. "Genau erklären kann ichs nicht", gab Geiger offen zu. "Ich habe versucht, den Schalter im Kopf umzulegen und bin wieder bei null gestartet. So wie ein neugeborenes Küken – aus dem Ei schlüpfen und loslegen."

Die Sache mit dem Küken und dem Ei

Er habe versucht, einfach alles komplett zu resetten – könne dieses Vorgehen aber keinesfalls empfehlen. "Der Trick heißt, du musst komplett unten sein, Dreck fressen, damit es dann irgendwann wieder geht", erklärte Geiger nach seinem Bronzegewinn. Nun will er sich ganz auf das Teamspringen am Montag (ab 12 Uhr im Liveticker von t-online) fokussieren.

Denn eigentlich sei das Ziel gewesen, sein Tief bis dahin einigermaßen überwunden zu haben. Eine Leistung wie am Samstag hatte er sich dabei gar nicht zugetraut.

"Was Karl heute gemacht hat, war original Karl Geiger", sagte Bundestrainer Horngacher und fügte hinzu: "Wir sind alle völlig perplex. Das ist eine Erlösung." Das war an diesem Abend vor allem Karl Geiger selbst anzumerken.

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Hier finden Sie alle Video-Highlights von den Olympischen Spielen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtung an der Schanze in Zhangjaikou
  • Pressegespräche mit Stefan Horngacher und Karl Geiger in Zhangjaikou
  • Interviews mit Stefan Horngacher bei ARD und ZDF
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