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Olympia: Disqualifikation beim Skispringen – DSV spricht von Kasperletheater


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"Damen-Skispringen zerstört"
Anzug-Farce bringt DSV-Team um Olympiamedaille

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Aus Zhangjiakou berichtet Alexander Kohne

Aktualisiert am 08.02.2022Lesedauer: 3 Min.
Katharina Althaus. Weil ihr Anzug nicht regelkonform war, wurde sie disqualifiziert.Vergrößern des Bildes
Katharina Althaus: Weil ihr Anzug nicht regelkonform war, wurde sie disqualifiziert. (Quelle: GEPA pictures/Matic Klansek/imago-images-bilder)
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Farce beim Olympia-Skispringen: Im Mixed-Wettbewerb werden fast alle Topnationen disqualifiziert – wegen Anzügen, die zwei Tage zuvor noch Medaillen gesichert hatten. Besonders die Deutschen traf es. Entsprechend groß war der Ärger.

Auch eine Dreiviertelstunde nach der Entscheidung, die die Olympiamedaille kostete, konnte es Stefan Horngacher noch nicht fassen. Mit leerem Blick stand der Trainer der deutschen Skispringer in den Katakomben des futuristisch anmutenden Stadions von Zhangjiakou – und starrte die über 100 Millionen Euro teure neue Schanze hoch.

Ein kurzer Augenblick der Ruhe, nachdem der Österreicher zuvor einen Medienmarathon absolviert hatte und dabei erklären sollte, was er selbst nicht so recht verstanden hatte: Warum wurde Katharina Althaus wegen eines Anzugs disqualifiziert, mit dem sie zwei Tage zuvor im Einzelwettbewerb noch Silber gewonnen hatte?

"Das wissen wir nicht genau. Das müssen Sie die Kontrolleure fragen", gab Horngacher in der Mixed Zone etwas ratlos zu Protokoll. "Wir wissen ja auch nicht genau, woran es letztendlich gelegen hat und wie viel Zentimeter der Anzug zu groß war oder Sonstiges." Anscheinend sei Althaus' Anzug zu groß gewesen, ergänzte sein Kollege Maximilian Mechler, der Bundestrainer der Frauen.

Der Ärger um den Sprunganzug

Fest steht nur: Weil der Anzug beanstandet wurde, zählte Althaus' Sprung nicht und das deutsche Team verpasste den zweiten Durchgang. Bis dahin hatten Althaus, Selina Freitag, Karl Geiger und Constantin Schmid auf Platz zwei gelegen und sogar von Gold geträumt.

Der Anzug darf unter anderem nicht zu groß sein, damit die Athletinnen und Athleten dadurch keine vergrößerte Körperfläche bekommen, was die Flugeigenschaften verbessert. Dadurch könnten größere Weiten erzielt werden.

Bundestrainer Horngacher: "Für mich ist das ein Kasperletheater"

"Die Disqualifikation kommt schon ein bisschen aus heiterem Himmel, weil bei der Katha der Anzug letztes Mal gepasst hat. Und heute passt er plötzlich nicht mehr. Schwierig", gab Horngacher zu. Zuvor hatte er gesagt: "Für mich ist das langsam ein Kasperletheater."

Doch die deutsche Mannschaft war nicht die einzige, bei der die Anzüge moniert wurden. Die Spitzenteams aus Norwegen, Japan und Österreich traf es ebenso. Deshalb standen am Ende völlig überraschend die Außenseiter Russland und Kanada neben Olympiasieger Slowenien auf dem Treppchen.

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Für Althaus eine Farce. "Ich bin mega stinksauer, ich bin enttäuscht. Es tut richtig weh", sagte die sonst als Frohnatur geltende 25-Jährige. "Mir tut es für das Team leid, dass mein Name da steht."

Ähnlich deutlich wurde Horst Hüttel, der sportliche Leiter des Deutschen Skiverbands: "Es wurden drei der renommiertesten Athletinnen disqualifiziert. Das gab es noch nie, dass alle drei die gleichen Anzüge gesprungen haben wie im Einzelwettbewerb und dort hat alles funktioniert. Der Sachverhalt, der uns vorliegt, den finde ich schon skandalös."

FIS-Kontrolleure im Fokus

An sich sind Anzugdisqualifikationen im Skispringen nichts Ungewöhnliches. Dass es aber derart viele Spitzenteams auf einmal trifft – zumal bei Olympischen Spielen – gab es wohl noch nie. Besonders im Fokus bei dem Vorgang: die polnische Frauen-Kontrolleurin Aga Baczkowska sowie der für die Männer verantwortliche Mika Jukkara.

Der Finne hatte zu Saisonbeginn Sepp Gratzer abgelöst und sich schnell einen Namen gemacht – besonders im deutschen Lager. "Der neue Kontrolleur hat die Kontrollen extrem verschärft – gefühlt auch sehr verschärft für die deutschen Skispringer", erklärte Horngacher mit dem Nachsatz: "Wir haben deutlich mehr Kontrollen über uns ergehen lassen im Weltcup."

ZDF-Experte Toni Innauer war die gesamte Situation am Montag nicht ganz geheuer: "Es sind eigenartige Dinge für mich." Seine Vermutung: "Es wurde international große Kritik an die Fis herangetragen und jetzt machen sie scharf. Jetzt verschaffen sie sich Respekt – vielleicht auch bei den Mannschaften, die die Kritik gebracht haben. Bei den Beschwerdeführern." Dieses Muster kenne er seit vielen Jahren. Die Beschwerdeführer würden "immer wieder bestraft".

Althaus kritisiert Fis

Althaus wurde derweil grundsätzlicher: "Es war eine Premiere fürs Skispringen, für uns Damen", sagte die Allgäuerin und spielte damit auf den erstmals bei Olympia auf dem Plan stehenden Mixed-Wettbewerb an. "Die Fis hat das mit dieser Aktion zerstört. Sie haben damit das Damen-Skispringen zerstört. Unsere Namen stehen jetzt alle da und wir haben die Arschkarte gezogen. Damit macht man Nationen kaputt, Förderungen, und den ganzen Sport unfair." Geiger ergänzte: "Es ist mega skurril, dass so viele raus sind. Das ist eine harte Nummer."

Doch trotz des Ärgers: Nachträglichen Protest wird das deutsche Team wohl nicht einlegen, wie Bundestrainer Horngacher erklärte. "Der Anzug müsste dann aber in der Kabine bleiben, zur Nachmessung. Aber das bringt dann auch nichts mehr, wenn der Wettkampf vorbei ist."

Verwendete Quellen
  • Beobachtungen vor Ort
  • Pressegespräche mit Stefan Horngacher, Horst Hüttel und Maximilian Mechler
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