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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Ex-Torjäger über Corona-Krise Risikopatient Klasnic: "Wie bei 'Und täglich grüßt das Murmeltier'"
Für einige Menschen ist das Coronavirus gefährlicher als für andere. Einer davon ist Ex-Bundesliga-Star Ivan Klasnic. Im Interview mit t-online.de erzählt er, wie er die Lage in Deutschland einschätzt.
In 154 Spielen erzielte Ivan Klasnic 50 Tore und bereitete 35 weitere Treffer vor. Seine beste Zeit hatte er im Trikot von Werder Bremen, war zu seiner Zeit bei den "Grün-Weißen" (2001-2008) einer der besten Stürmer der Bundesliga. Doch im Jahr 2007 wurde beim Kroaten eine schwere Nierenerkrankung diagnostiziert. Von da an musste sich der ehemalige kroatische Nationalspieler drei Nierentransplantationen unterziehen, sein Karriereende verkündete er 2013.
Heute lebt Klasnic mit einer Spenderniere. Dass er noch lebt, hat er seinen Eltern und einer Frau aus Kroatien zu verdanken, die für ihn spendeten. Jahre später droht nun aber eine neue Gefahr – denn Klasnic gehört durch seine Vorerkrankung zur Risikogruppe in der Corona-Krise. Wie gefährlich das Virus für den heute 40-Jährigen ist, wie sein Alltag ausschaut und wie er zur Berichterstattung zum Thema steht, lesen Sie hier im Interview.
t-online.de: Herr Klasnic, haben Sie als Risikopatient Angst vor dem Coronavirus?
Ivan Klasnic (40): Angst habe ich natürlich. Aber ich versuche, diese Angst einzudämmen, indem ich Leute meide. Und wenn ich keinen Kontakt mit der Gesellschaft habe, kann ich das Virus nicht bekommen.
Wie gefährlich kann das Virus für Sie werden?
Ich gelte als Risikopatient, also bin ich besonders gefährdet. Mein Immunsystem ist nicht so gut. Ich lasse keine fremden Menschen in mein Haus. Jeder muss für sich selbst entscheiden, ob er beispielsweise ab und zu spazieren gehen möchte – frische Luft tut immer gut. Aber auch damit sollte man es nicht übertreiben. Am besten ist es momentan, wenn wir alle zu Hause bleiben.
Sind Sie in Verbindung zu Medizinern?
Ja, mit meinem Arzt stehe ich in Kontakt. Aber mir geht es zurzeit gut. In Hamburg ist schönes Wetter, es regnet nicht und die Sonne scheint. Das macht es leichter, auch in diesen schweren Zeiten positiv zu bleiben.
Wie sieht Ihr Alltag aktuell aus?
Mir kommt es momentan vor wie in dem Film 'Und täglich grüßt das Murmeltier'. Ich habe jeden Tag denselben Rhythmus. Meine kleine Tochter wacht früh auf, dann spiele ich etwas mit ihr, bevor sie wieder einschläft. Meine große Tochter ist bei ihrer Mutter, zurzeit sehe ich sie nicht. Das ist natürlich schwierig für mich, aber wir unterhalten uns täglich über Facetime. Ansonsten räume ich zu Hause auf, betätige mich im Garten, koche oder mache sauber.
Sie gehen nicht mehr raus?
Ich gehe nicht mehr einkaufen, wir haben, schon bevor die Pandemie in dem Umfang ausgebrochen ist, einiges eingekauft. Wenn ich rausgehe, bin ich meistens im Garten. Orte, an denen sich viele Menschen treffen, meide ich bewusst.
Wie tauschen Sie sich mit Bekannten über das Thema aus?
Über das Coronavirus spricht man jeden Tag. Immer wieder gibt es neue Informationen, wie man sich verhalten sollte. Ich will mit meinen Freunden darüber gar nicht mehr sprechen, jeder muss selbst wissen, wie er mit dem Virus umgeht. Ich kann nur sagen: Seid vorsichtig und achtet auf andere Menschen. Genauso wie mit der Organspende muss sich jetzt jeder mit dem Thema Coronavirus befassen. Es bestimmt unseren Alltag. Jeder muss sich damit beschäftigen, wie er sich nicht ansteckt oder es verhindert, selbst andere anzustecken.
Glauben Sie, dass die Botschaft ankommt?
Aus meiner Sicht nehmen manche Menschen das Thema noch zu locker. Das wird so sein, bis jemand aus dem direkten Umfeld dieser Menschen infiziert ist. Doch wenn man das Thema erst dann ernst nimmt, wird es schon zu spät sein. Deshalb ist es auch richtig und wichtig, viel über die Gefahren zu berichten.
Sind Sie der Meinung, andere gesellschaftliche Themen werden durch die aktuelle Lage vernachlässigt?
In meiner Heimat Kroatien war gerade erst ein Erdbeben. Das wurde in den deutschen Nachrichten nur mal kurz am Rande erwähnt. In Kroatien haben die Menschen auch massive Probleme mit dem Coronavirus, dürfen das Haus trotz des Erdbebens nicht mehr verlassen. Die Kroaten haben damit derzeit sogar ein doppeltes Problem, worüber in Deutschland aber nicht berichtet wird. Es ist nicht nur das Coronavirus, das Menschen auf der Welt Probleme bereitet. Aber wir sind selbst daran schuld, dass die Welt so ist, wie sie ist.
Vermissen Sie in diesen Zeiten den Fußball?
Wenn man Fußball gespielt hat und ihn liebt, vermisst man den Sport, den man auch am liebsten schaut. Aber ob das jetzt Fußball oder Tennis ist – jede Sportart, die die Leute unterhält, ist wunderschön. Ich bleibe aber positiv: Der Fußball kommt bald wieder, darauf freue ich mich jetzt schon. Bis dahin gibt es genug Highlights von früher, die man sich anschauen kann (lacht).