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Kommentar zu Oliver Bierhoff: DFB sollte seine Nachfolge komplett umdenken


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Bierhoff geht nach 18 Jahren
Der DFB sollte für seine Nachfolge komplett umdenken


Aktualisiert am 06.12.2022Lesedauer: 3 Min.
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"Endlich hat er es begriffen": Das sagt t-online Reporter Noah Platschko zum Bierhoff-Aus. (Quelle: t-online)

Oliver Bierhoff verlässt den DFB. Das ist die einzig richtige Entscheidung. Doch bei seiner Nachfolge sollte der Verband nach mehreren Personen suchen.

Er geht also doch. Oliver Bierhoff, der nach dem deutschen WM-Aus in der vergangenen Woche noch einen Rücktritt ausgeschlossen hatte, verlässt den DFB. Eine einvernehmliche Entscheidung, wie der Verband mitteilte. Womöglich will der DFB mit der Formulierung, dass Bierhoff seinen Vertrag aufgelöst hat, ihm entgegenkommen, damit er sein Gesicht wahren kann. Womöglich hat der 54-Jährige nach der Kritik in der letzten Woche aber auch eingesehen, dass es Zeit für einen Wechsel auf seiner Position ist.

Unabhängig davon, wer die Entscheidung getroffen hat: Es ist die einzig richtige. Bierhoff hat für den deutschen Fußball Großes geleistet. Der WM-Titel 2014 trägt auch seinen Namen. Aber seitdem hat er zu viele Fehler gemacht, die er nicht korrigieren konnte. Vor der Heim-EM 2024 braucht es einen Neuanfang. Und für den sollte der DFB die Bierhoff-Position umdenken.

Es braucht mehrere "Neuzugänge"

Oliver Bierhoff wurde in seiner Zeit beim DFB immer mächtiger. Erst Manager, dann Direktor, schließlich Geschäftsführer. Angesichts seiner Verdienste ist diese Entwicklung auch wenig überraschend. Doch es lag zu viel Macht in den Händen nur einer Person.

Der Fußball lebt vom Diskurs, von verschiedenen Meinungen und konstruktiven Diskussionen. So haben Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge beispielsweise den FC Bayern erfolgreich geführt. Sie waren des Öfteren nicht derselben Meinung, geschadet hat es dem Rekordmeister nicht.

Auch der DFB braucht daher mehrere "Neuzugänge". Es sollte nicht nur ein Bierhoff-Ersatz geholt, sondern auch weitere Expertise verpflichtet werden. Denn gerade in der Nachwuchsarbeit kann der Verband Unterstützung gebrauchen. Auch der Frauenfußball verdient von Verbandsseite mehr Aufmerksamkeit. Bierhoffs Hauptaugenmerk waren die Herren, was auch bei der EM im Sommer zu spüren war.

Wer könnte das sein?

Posten Nummer eins: Für die Bierhoff-Rolle an vorderster Front wäre Matthias Sammer absolut geeignet. Meinungsstark, erfahren und klar in der Kommunikation. Fachlich ist er ohne Frage auf höchstem Niveau. Dazu kennt er den Apparat DFB aus seiner Zeit als Sportdirektor. Und er hat beste Kontakte zum FC Bayern und Borussia Dortmund, den zwei größten Klubs des deutschen Fußballs, ohne deren Unterstützung es nicht geht.

Bei Sammer stellt sich nur die Frage, ob er es auch selbst will. Aus gesundheitlichen Gründen hat er in den vergangenen Jahren meist betont, keine große Verantwortung mehr übernehmen zu wollen. Doch wenn er Unterstützung für verschiedene Bereiche bekäme, könnte ihn die Aufgabe reizen.

Posten Nummer zwei: In der Nachwuchsarbeit braucht es eine Person, die bei verschiedenen Vereinen erfolgreich gearbeitet hat. Eine Person wie Ernst Tanner. Der heute 56-Jährige hat die Akademien von 1860 München aufgebaut, wo Talente wie Kevin Volland oder die Bender-Zwillinge zu Profis wurden. Er ging zur TSG Hoffenheim und anschließend zu Red Bull Salzburg, wo er ebenfalls eine nachhaltige und erfolgreiche Jugendarbeit aufbaute. Seit 2018 arbeitet er beim MLS-Klub Philadelphia Union als Sportdirektor, strukturierte dort auch den Nachwuchs um. Unter seiner Ägide wurden Brenden Aaronson (heute Leeds United) und Mark McKenzie (heute KRC Genk) US-Nationalspieler. Mit Paxten Aaronson wechselt im Winter ein weiteres Talent nach Europa, ihn verschlägt es zu Eintracht Frankfurt.

Tanner versteht sein Fach, das hat er bei mehreren Klubs bewiesen. Und er wüsste, wie der DFB in Zukunft auch im Hinblick auf den Nachwuchs wieder zur Weltspitze gehören könnte.

Posten Nummer drei: Für die Frauen-Nationalmannschaft bräuchte es eine öffentlichkeitswirksame Person, die sich in einer Zeit, in der der Frauenfußball in Deutschland boomt, auch voll für die Bedürfnisse der DFB-Spielerinnen einsetzt. Die das Potenzial im deutschen Frauenfußball erkennt. Eine Person wie Almuth Schult.

Schult hat in ihrer Karriere viele Erfolge gefeiert und ist inzwischen auch erfahren in der Medienarbeit. Sie war Führungsspielerin und Gesicht der Nationalmannschaft, sie kennt die erste Reihe. Als Teil der Gruppierung "Fußball kann mehr" verfügt sie zudem über ein gutes Netzwerk in verschiedene Bereiche des Sports hinein.

Das einzige "Problem": Schult ist noch aktive Spielerin, hat ihre Karriere nicht beendet, auch wenn sie derzeit ohne Klub ist. Doch selbst bei einer Fortsetzung ihrer Karriere wäre die 31-Jährige in beratender Funktion ein Gewinn für den "neuen" DFB.

Wichtig ist nur, dass sich der Verband auch wirklich erneuert. Denn mit dem Bierhoff-Aus besteht nun eine große Chance. So wie Bierhoff 2004 viel Erneuerung brachte, so muss auch nach seinem Abschied umgedacht werden. Und das am besten in mehreren Bereichen. Dann kann auch die Heim-EM 2024 der Herren und eine mögliche Heim-WM 2027 der Frauen zu einem großen Erfolg werden.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
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