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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Spielerische Stärken Deshalb wäre Diego Maradona auch heute noch Weltfußballer
Für viele Fans gilt Diego Maradona als der beste Fußballer der Geschichte. Andere widersprechen. Sie sagen, er wäre in der heutigen Zeit einer unter vielen. Doch ist das wirklich so?
Es ist selten, dass die gesamte Welt gleichermaßen um einen Fußballer trauert. Aber der Tod Diego Armando Maradonas hat am Mittwoch genau dafür gesorgt. Viele verbinden mit dem argentinischen Fußballgiganten schöne Erinnerungen an die 1980er, als sich Maradona in die Herzen der Zuschauer spielte und seinem Heimatland einen Weltmeistertitel bescherte.
Legendär sind seine Tore bei der WM 1986, bei denen er Verteidiger wie Fahnenstangen umkurvte und in einem rasanten Tempo das Geschehen dominierte. Maradona wurde gerne nachgesagt, dass er ein perfekter Offensivspieler für die damalige Zeit war: Er hatte eine engere Ballführung, eine höhere Geschwindigkeit und eine schnellere Auffassungsgabe als viele Gegenspieler. Aber Maradona war keiner, der sich nur im Kontext der Zeit zu einer Lichtgestalt entwickelte. Maradona wäre zu jeder Zeit eine Lichtgestalt gewesen.
Genialer Passspieler, unterschätzter Arbeiter
Das faszinierende an der allgemeinen Wahrnehmung Maradonas fußballerischer Leistungen war stets, dass er trotz allseits großer Bewunderung gerne unterschätzt wurde. Natürlich war er auf dem ersten Blick der perfekte Dribbler und perfekte Torjäger. Aber Maradona war noch um einiges mehr. Er war ein herausragender Passgeber, der den Ball gleichermaßen mit Präzision und Empathie spielen konnte. Maradona ließ nicht nur sich selbst sondern auch seine Mitspieler gut aussehen.
Dafür hielten diese ihm den Rücken frei. Allerdings wurde Maradona stets zu Unrecht nachgesagt, er hätte keine Defensivkompetenz. Er wurde schlichtweg nicht dazu aufgefordert, mit den anderen zu verteidigen – ähnlich wie heute Cristiano Ronaldo und Lionel Messi weitestgehend von Defensivaufgaben entbunden werden. Aber Maradona konnte, wenn er wollte und musste, ebenso den Gegner beackern.
Er fühlte sich an jedem Ort auf dem Feld wohl, egal ob ganz vorn oder viel weiter hinten. Maradona war einer, dem der Ball bedingungslos gehorchte. Seinen Handlungen und somit auch seinen Füßen konnten nur sehr wenige Gegenspieler überhaupt folgen. Maradona bestrafte jeden ihrer kleinen Fehler umgehend.
Dominant in jeder Ära
Er wäre auch im Jahr 2020 noch ein Fußballer von Weltformat gewesen. Vielleicht hatte der stets untersetzt wirkende Argentinier nicht die physische Erscheinung vieler heutiger Modellathleten. Aber Maradona hätte auch heute noch zu den schnellsten gehört und wäre aufgrund seiner körperlichen Robustheit nicht untergegangen. Zudem war er im fußballerischen Sinne hochintelligent. Allein seine Entscheidungsfähigkeit – gepaart mit der exzellenten Ballbehandlung – hätte ihm in jeder Ära einen großen Vorteil verschafft.
In der heutigen Zeit hätte Maradona ebenso wie einst bei seinem geliebten SSC Neapel oder vielleicht beim FC Barcelona aus dem offensiven Mittelfeld heraus für Furore gesorgt. Pässe, Dribblings und Tore hätten die Highlight-Pakete der Fernsehanstalten und Webseiten gefüllt. Und Pokale wären reihenweise in die Hände Maradonas gewandert. Diese Zeitlosigkeit ist es, die ihm neben seinem unermesslichen Charisma zu einer wahren Ausnahmeerscheinung der Fußballgeschichte macht.