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Wirbel beim Bayern-Gegner: Paris-Trainer Emery vor dem Aus


Wirbel beim Bayern-Gegner
Darum steht Paris' Trainer schon vor dem Aus

t-online, Valeria Meta

Aktualisiert am 05.12.2017Lesedauer: 4 Min.
Trainer Unai Emery mit seinen Mega-Stars Kylian Mbappe und Neymar.Vergrößern des Bildes
Trainer Unai Emery mit seinen Mega-Stars Kylian Mbappe und Neymar. (Quelle: imago-images-bilder)

Nach einer Pleite bei Paris St. Germain vor zwei Monaten musste Bayern Münchens Coach Carlo Ancelotti gehen. Vor dem Rückspiel kommt nun PSG-Trainer Unai Emery in Bedrängnis. Sein Nachfolger soll schon bereit stehen.

Die Kolumne von Valeria Meta bei t-online.de

Ende September war Unai Emery oben auf: Beim 3:0 im Champions-League-Gruppenspiel gegen den FC Bayern klappte fast alles. Bayern-Coach Carlo Ancelotti wurde danach gefeuert. Vor dem Rückspiel am Dienstag (ab 20.45 Uhr im Live-Ticker von t-online.de) in München hat sich die Situation allerdings grundlegend verändert.

Wie fühlt es sich an, auf der teuersten Bank Europas zu sitzen? Vielleicht nicht so bequem, wie es PSG-Trainer Unai Emery gerade erlebt. Nach der Niederlage gegen Racing Straßburg in Frankreichs Ligue 1 scheint die Zukunft des Trainers bei Paris in Gefahr zu sein.

Das klingt paradox, da die Mannschaft bisher total erfolgreich ist: Zu Buche stehen Platz eins mit neun Punkten Vorsprung in der Liga und die vorzeitige Qualifikation für das Champions-League-Achtelfinale. Und trotzdem: Wie die französische Sportzeitung „L’Équipe“ berichtet, haben sich die PSG-Bosse die Unbesiegbarkeit in der französischen Meisterschaft als Ziel gesetzt. Deswegen könnte das 1:2 im Elsass einen Schatten auf Emerys Zukunft werfen.

Der Baske hat nämlich kein Recht auf Fehler. Von ihm erwartet man in Paris nichts anderes als Perfektion. Und der ist Emery sehr nahe: Seine Mannschaft hat die Konkurrenz bisher regelrecht abgeschossen, nicht nur in Frankreich, sondern auch in Europa. Durchschnittlich hat PSG drei bzw. 4,8 Tore pro Spiel in Ligue 1 bzw. Champions League erzielt.

Das Pariser Anspruchsdenken

„Paris ist ein Ort, an dem man sehr schnell Spitzenleistungen bringen muss“, verdeutlichte der PSG-Vorsitzende Jean-Claude Blanc. Der Klub hat kein Geheimnis aus der Unzufriedenheit mit dem zweiten Platz im Vorjahr gemacht – dafür muss sich Emery offenbar noch rehabilitieren. Zumal er verpflichtet wurde, um Titel zu holen: „Einst fragte ich Al-Khelaïfi, warum er mich verpflichtet hat“, erzählte Emery im Interview mit „El País“. „Der Präsident antwortete, dass ich eine erfolgreiche DNS habe“.

Und das hat er eindrucksvoll nachgewiesen: Emerys Arbeit bei seiner vorherigen Stadion FC Sevilla war hervorragend. Zwischen 2014 und 2016 gewann er dreimal hintereinander die Europa League und brachte Spieler wie Ivan Rakitic, Antonio Reyes und Kevin Gameiro groß raus.

Mourinhos langer Schatten

Dennoch spekulieren englische Medien bereits über einen prominenten Nachfolger: José Mourinho. Daran ist der Portugiese selbst nicht ganz unschuldig: „Zurzeit gibt es in Paris etwas Besonderes. Magie, Qualität, Jugend: Das ist toll“, sagte der Trainer von Manchester United vor einigen Wochen. Daher entstanden Gerüchte um Mourinhos möglichen Wechsel zu Paris.

Emerys Vertrag dort läuft nur noch bis zum Saisonendende und der Klub wird die Verlängerungsoption kaum ziehen, wenn PSG Meisterschaft und Champions-League-Titel verpasst.

Emerys Umgang mit den Stars

Emery ist in der baskischen Stadt Hondarribia geboren und als Kind spielte er gerne Fußball am Strand mit seinem Vater, Onkel und Großvater. Einen Kader voller Superstars kannte er weder als Spieler noch als Trainer. Desto schwieriger fiel ihm der Umgang mit dem Pariser Star-Ensemble.

Am Anfang der aktuellen Saison geriet er wegen eines Streits zwischen Edinson Cavani und Neymar stark unter Druck. Allerdings ist es ihm gelungen, die beiden zumindest auf dem Platz zu versöhnen. Er hat immer ein offenes Ohr für seine Spieler, formuliert seine Anliegen aber dennoch klar und direkt – wie beispielsweise bei dem ersten Gespräch mit Cavani: „Edi… vergiss nicht, dass Du noch etwas zu verbessern hast“, sagte der Trainer. „Gib voller Demut zu, dass Du noch besser werden kannst!“ Cavani nahm sich Emerys Ratschlag zu Herzen, hat seine Chancenverwertung zuletzt deutlich verbessert.

Das Magazin „France Football“ hat Emery „Pyromane“ genannt, weil er keine Angst vor Konflikten hat, wenn sie einer positiven Reaktion dienen. „Als Trainer liebe ich das Gespräch mit den Spielern und versuche, ihnen meine Energie mitzuteilen“, erklärte er. Und das auch von der Seitenlinie: Das starke Gestikulieren gilt in Frankreich als Emerys Erkennungsmerkmal. Der Legende nach schaffte er den Aufstieg mit seinem ersten Team Lorca FC nur dank eines erfolgreichen Torschusses, den er wild gestikulierend gefordert hatte.

Der Philosophiewechsel bei PSG

Emerys bisher größter Erfolg in Paris bleibt, die Stars in eine Mannschaft mit einer klarer Spielidentität verwandelt zu haben. Doch das dauerte: Noch vor einem Jahr war das Team zu langsam und voraussehbar beim Spielaufbau. Es fehlte zudem an Intensität.

Nun ist PSG nicht nur elegant und präzise in der Spieleröffnung, sondern auch schnell wenn es um Balleroberung geht. Vor Emerys Ankunft in Paris, lebte PSG besonders von starken Individualisten wie Zlatan Ibrahimovic, der mit seinen unwiderstehlichen Soli immer wieder Spiele entschied.

Nun spielt die Mannschaft als echtes Kollektiv. Nicht nur die Superstars glänzen. Dass sich Emery vier offensive Spieler leisten kann, hat er Dani Alves und Adrien Rabiot zu verdanken, die für die Balance sorgen. Trotz der Superstars Neymar und Mbappé entscheiden nicht mehr nur einzelne Spieler die Partien. Doch all diese Verbesserungen könnten letztendlich nicht ausreichen, um Emerys Job zu retten. Ja, die PSG-Bank ist wirklich unbequem – vielleicht bleibt der emotionale Trainer deswegen lieber stehen.

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