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Co-Trainer packt aus: So ist es wirklich mit Magath in China


Nach eineinhalb Jahren
Co-Trainer packt aus: So ist es wirklich mit Magath in China

t-online, Vera Laumann

27.11.2017Lesedauer: 5 Min.
In der ersten Saison schafften Magath und Stotz (l.) mit Luneng den Klassenerhalt, die zweite Spielzeit schloss das Team auf Platz Sechs ab.Vergrößern des Bildes
In der ersten Saison schafften Magath und Stotz (l.) mit Luneng den Klassenerhalt, die zweite Spielzeit schloss das Team auf Platz Sechs ab. (Quelle: privat)

Seit er in China arbeitet, macht sich Felix Magath in der Öffentlichkeit rar. Dafür erzählt jetzt sein ehemaliger Co-Trainer, wie Magath arbeitet...

Felix Magath (64) war der erste deutsche Trainer, der in der ersten chinesischen Liga anheuerte. Seit rund eineinhalb Jahren trainiert er den Super-League-Teilnehmer Shandong Luneng. Die ganze Zeit an seiner Seite war Kevin Stotz. Magath machte den 27-Jährigen überraschend zu seinem Co-Trainer. Stotz ist seit einigen Wochen zurück in Deutschland – hier berichtet er über seine Zeit mit Magath, die chinesische Liga und seine Pläne.

Ein Interview von Vera Laumann.

t-online.de: Herr Stotz, Felix Magath und Sie waren das erste deutsche Trainer-Team, das nach China gegangen ist. Wie bewerten Sie die Zeit rückblickend?

Kevin Stotz (27): Wir waren durchweg erfolgreich. Im ersten Jahr haben wir den Klassenerhalt geschafft, obwohl wir das Team als Tabellenletzten übernommen hatten. Und im zweiten Jahr haben wir die Leistungen stabilisiert. Wir hatten sogar die Chance, uns für die chinesische Champions League zu qualifizieren, aber das hat leider am Ende nicht geklappt. Luneng hat die Saison als Sechster abgeschlossen.

Wie sieht der Alltag eines Trainers in China aus?

Das war natürlich schon anders als in Deutschland. Das ganze Trainerteam war dort in einem hochwertigen Hotel untergebracht, das nur fünf Minuten mit dem Auto vom Trainingsgelände entfernt war. Wir durften jedoch nie selber Auto fahren, weil das zu gefährlich war. Der Verein hat uns einen Fahrer bereitgestellt.

Auch sprachlich gibt es einige Hürden. Nur ganz wenige Chinesen sprechen Englisch, wir haben deshalb kaum Kontakt zu Einheimischen gehabt. Ohne Dolmetscher war die Kommunikation sowohl mit der Mannschaft, als auch im privaten Umfeld, kaum möglich.

Das ist Kevin Stotz: Er hat in den höchsten Nachwuchsligen gespielt, er war badischer Auswahlspieler. Mehrere Verletzungen verhinderten aber eine Karriere als Profi. In Hoffenheim begann er im Bereich Scouting und Video-Analyse, später wurde er Nachwuchstrainer bei der TSG. Stotz hat die Trainer-B-Lizenz. Vor seiner Zeit in China hat er eineinhalb Jahre mit Christian Nerlinger zusammengearbeitet und mit dem ehemaligen Bayern-Sportdirektor die Spieler-Berater-Agentur „SAM Sport“ aufgebaut.

Anderes Land, andere Kultur und die Sprachbarrieren: Haben Sie sich da nicht manchmal einsam gefühlt?

Einsam war ich höchstens dann, wenn wir ein oder zwei Tage frei hatten. Ansonsten waren wir einfach jeden Tag auf dem Vereinsgelände und haben trainiert oder uns auf die Spiele vorbereitet. Vor allem die Auswärtsspiele waren etwas Spezielles. Wir waren für eine Partie häufig drei Tage unterwegs. Freitags standen Anreise und Abschlusstraining auf dem Plan, samstags war das Spiel und sonntags ging es wieder zurück.

Haben Sie mit Herrn Magath auch privat etwas unternommen?

Ja, sehr oft sogar. Nach dem Training waren wir fast immer zusammen im Stadtzentrum etwas Essen. Wenn wir ganze Tage frei hatten, dann sind wir eher getrennte Wege gegangen.

Felix Magath und Sie trennt ein Altersunterschied von 37 Jahren. Er gilt als Trainer der alten Schule. Wie haben sie zusammengepasst?

Ich kann mit alter Schule nicht so viel anfangen. Obwohl ich jung bin, würde ich nicht sagen, dass ich jetzt der moderne Trainer bin. Ich laufe auch nicht die ganze Zeit mit einem Laptop rum. Ich habe vor meiner Zeit in China eine Woche bei Hertha BSC und Pal Dardai hospitiert. Der Pal ist nicht weniger Quälix als Felix selbst. Und das Training ähnelte sich doch sehr.

Kennen die Chinesen jetzt Medizinbälle?

Ja, in der Tat. Ich weiß nicht, ob die vorher schon da waren. Aber mit unserer Ankunft haben wir vom Verein verschiedene Varianten von den neuesten Medizinbällen zur Verfügung gestellt bekommen. Das ist natürlich das, wofür Felix bekannt ist, aber sie sind durchaus sinnvoll. Wir haben im athletischen Bereich viel mit Medizinbällen gearbeitet.

Sie sind bereits seit einigen Wochen zurück in Ihrer Heimatstadt Heidelberg, obwohl die Saison noch nicht beendet war. Warum waren Sie nicht bis zum Schluss bei der Mannschaft?

Wir hatten eine erfolgreiche Zeit, aber Felix hat die Zusammenarbeit mit mir vor ein paar Wochen beendet.

Warum zu diesem ungewöhnlichen Zeitpunkt? Sportlich lief es doch gut: Sie haben zu der Zeit noch um die Teilnahme in der asiatischen Champions League gespielt.

Es ist nichts Spezielles zwischen uns vorgefallen, aber es kam jetzt einfach zum Aus für mich. Es ist so, dass es im Team von Felix dazugehört, dass man untereinander so ein bisschen intrigiert. Dass man dem Chef auch in seinen Allerwertesten kriecht – und das ist nicht meine Art.

Ich muss Felix‘ Entscheidung akzeptieren. Ich bin aber stolz auf das, was wir zusammen geleistet haben. Ich war der Einzige im Team, der vom ersten Tag dabei war. Am meisten weh tut mir gerade, dass die Mannschaft ohne mein Mitwirken die eigentlich sicher geglaubte Champions-League-Qualifikation in den letzten Partien verspielt hat.

Hat Sie Ihr Ende überrascht?

Das ist nicht so ungewöhnlich, wenn man sieht, dass Felix immer neue, teilweise namhafte Trainer nach China geholt und diese nach zwei, drei oder vier Wochen wieder nach Hause geschickt hat. Das war kein Einzelfall. Es kamen auch Trainer, die wochenlang nur am Spielfeldrand rumstanden und nichts mit der Mannschaft zu tun hatten.

Das Engagement in China war ihre erste Station im Profifußball. Wie kam es überhaupt zu der Zusammenarbeit mit Magath?

Ich habe die Arbeit von Felix schon immer verfolgt und festgestellt, dass er eigentlich überall, wo er war, als Trainer Erfolg hatte. Das hat mir schon immer imponiert. Ich habe ihn während meiner Zeit als Jugendtrainer in Hoffenheim kontaktiert.

Als er in London beim FC Fulham Trainer war, habe ich ihn besucht und zwei Wochen im Klub hospitiert. Wir haben uns näher kennengelernt und beschlossen, dass wir irgendwann zusammenarbeiten wollen. Felix hat mich mit nach China genommen, weil er scheinbar etwas Neues ausprobieren wollte, nachdem es bei seinen letzten beiden Stationen (Fulham und Wolfsburg, Anmerk. d. Red.) nicht so lief.

Was halten Sie von der chinesischen Liga?

Da ist ein wahrer Boom entstanden, das liegt daran, dass der chinesische Staatschef ein großer Fußballfan ist und viel Geld investiert. Zahlreiche internationale Topstars und auch Trainer sind bereits in China. Und das wird sicherlich noch so weitergehen, denn das Interesse ist riesig. Mich haben in den letzten Jahren etliche Bundesligatrainer, Spielerberater und sogar Spieler kontaktiert, die ebenfalls den Schritt nach China wagen wollen.

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Was für Spieler sind in China gefragt? Wären beispielsweise Robben und Ribéry gut aufgehoben in dieser Liga?

Generell tun sich große Strafraumspieler, die von guten Flanken abhängig sind, schwer in der Super League. Leichter haben es Spieler, die in der Lage sind in ein Eins-gegen-Eins zu gehen, die einen Gegner ausspielen können, um dann zum Torschuss zu kommen. Was Ribéry und Robben angeht: Ich könnte mir bei beiden vorstellen, dass sie gut reinpassen würden. Keine Chance haben übrigens deutsche Torhüter, weil die Position laut Regelwerk mit einheimischen Spielern besetzt werden muss.

Wie geht es jetzt bei Ihnen weiter?

Mein Ziel ist, im Profibereich zu arbeiten. Ich bin mit einigen Trainern in Kontakt, die mich gerne bei ihrer nächsten Station in ihrem Team haben würden. Aber es gibt so viele spannende Projekte in der Welt, ich will mir jetzt keine Grenzen setzen.

Immer mehr junge Trainer bekommen ihre Chance in der Bundesliga, aber nicht als Co-, sondern direkt als Cheftrainer. Was halten Sie davon?

Ich muss sagen, dass ich gar nicht so ein Fan davon bin, wenn Jugendtrainer plötzlich als Cheftrainer in der Bundesliga auftauchen. Es gibt nicht viele Trainer, die mit Anfang 30 Bundesliga-Trainer sind und Erfolge nachzuweisen haben. Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann ist schon ein besonderes Beispiel. Da hat einfach alles gepasst. Er war vorher schon in der A-Jugend sehr erfolgreich. Das hat er absolut gut gemacht. Aber so etwas kann nicht Jedem gelingen. Wenn man das mit Spielern vergleicht, die werden auch nicht von der U13 plötzlich in die U19 geschickt. Das muss auch beim Trainer alles langsam aufgebaut werden.

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