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Nationalmannschaft: Marc-André ter Stegen und sein bitteres Schicksal


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Nationaltorhüter verletzt
Das kann nicht wahr sein


23.09.2024Lesedauer: 4 Min.
Marc-André ter Stegen: Er hat sich wohl schwer am Knie verletzt.Vergrößern des Bildes
Marc-André ter Stegen: Er hat sich wohl schwer am Knie verletzt. (Quelle: IMAGO/Urbanandsport/imago-images-bilder)
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Nun wäre seine Zeit gekommen. Doch anstatt das Tor der deutschen Nationalelf zu hüten, muss sich Marc-André ter Stegen mal wieder zurückkämpfen.

Jahrelang hatte Marc-André ter Stegen auf diesen Moment gewartet und hingearbeitet. Anfang September war es dann nach dem Rücktritt von Manuel Neuer aus der Nationalmannschaft so weit. Bundestrainer Julian Nagelsmann legte sich fest: "Marc ist die klare Nummer eins." Ein einfacher Satz, und doch hatte er viel Bedeutung für den 32-jährigen Torhüter des FC Barcelona.

Schließlich ruft ter Stegen seit vielen Jahren Leistung auf Weltklasse-Niveau ab. Für Deutschland kam er zwar in rund 40 Spielen zum Einsatz, aber bei den großen Turnieren hatte stets Neuer den Vorzug erhalten. Nun war eigentlich die Zeit von ter Stegen gekommen. Die WM 2026 sollte seine erste als Nummer eins sein, die Partien bis dahin zum Einspielen mit den Verteidigern dienen. In der Nations League stehen für das DFB-Team in diesem Jahr noch vier Spiele an.

Allerdings wird die deutsche Nummer eins dann nicht im Kasten stehen. Ter Stegen verletzte sich in einer Partie des FC Barcelona am Sonntag schwer am Knie und fällt monatelang aus, die Patellasehne im rechten Knie ist gerissen (mehr zur Diagnose lesen Sie hier). Damit setzt sich seine Pechsträhne fort.

Favre sah Talent in ter Stegen früh

Die Karriere von ter Stegen ging erst einmal steil bergauf. Bei Borussia Mönchengladbach – dem Verein, bei dem er auch in der Jugend spielte und Stück für Stück aufstieg – machte sein früherer Trainer Lucien Favre den damals 18-Jährigen zum Stammtorwart. Der Coach begründete das so: "Das war kein Risiko. Wer nicht gesehen hat, dass er ein richtig Guter ist, ist blind." Und Favre sollte recht behalten. Bis zu seinem Wechsel zum FC Barcelona 2014 behielt er diese Position inne.

Für 12 Millionen Euro wechselte der Keeper im Alter von 22 Jahren zu Barça. Er wurde als Perspektivspieler verpflichtet. Der erfahrene Claudio Bravo war in der Liga die Nummer eins, ter Stegen in den Pokalwettbewerben. Beim damaligen Klub von Lionel Messi gab ter Stegen sein Debüt in der Champions League im September 2014. Sein erstes Ligaspiel folgte rund ein Jahr später aufgrund einer Verletzung von Bravo. Nach dem Sommer 2016, in dem Bravo zu Manchester City gewechselt war, wurde ter Stegen Stammtorhüter und war ab diesem Zeitpunkt in allen Wettbewerben gesetzt.

Messi lobte Nationaltorwart schon 2015

Auch bei seinen Teamkollegen war der Deutsche sehr beliebt. Messi schwärmte: "Er ist ein toller Torwart und hat mich gleich am ersten Tag sehr angenehm überrascht. Ich kannte ihn überhaupt nicht, aber seine Eigenschaften könnten ihn zum besten Torwart der Welt machen."

Der aktuelle Kapitän des FC Barcelona gewann mit seinem spanischen Verein bereits die Champions League (2014/15) und wurde fünfmal spanischer Meister und spanischer Pokalsieger. Dreimal durfte er sich über den Superpokalsieg mit Barça freuen. Doch während seine Karriere im Klub erfolgreich verlief, musste er sich in der deutschen Nationalmannschaft hinten anstellen. Seit Mai 2012 kam der Nationalspieler auf 42 Einsätze. Immer und immer wurde er nicht gewählt. Und das bedeutete eine Demütigung.

Löw entschied sich für Neuer – und gegen ter Stegen

Da wäre zum Beispiel der Sommer 2018: Manuel Neuer kehrte unter Bundestrainer Joachim Löw aus einer langen Verletzungspause zur Nationalmannschaft zurück. Ter Stegen hatte mit Barcelona eine sehr gute Saison gespielt, unter anderem den Meistertitel und Pokal gewonnen. Doch Löw entschied sich kurz vor der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland gegen ter Stegen und für Neuer.

 
 
 
 
 
 
 

Dem Ex-Nationalcoach war es lieber, einen Stammtorwart zu haben, der nach einem gerade erst ausgeheilten Mittelfußbruch noch ohne Spielpraxis war, als einen gesunden ter Stegen ins Tor zu stellen. Auch bei der EM 2021 fiel die Entscheidung für Neuer, weshalb sich ter Stegen einer Operation an der Patellasehne im linken Knie unterzog. Vor der WM 2022 in Katar und nun sechs Jahre später kam er ebenfalls nicht an Neuer vorbei.

Ter Stegen erlebt Déjà-vu unter Nagelsmann

Julian Nagelsmann setzte für die Heim-Europmeisterschaft in diesem Sommer auf Neuer, obwohl dieser zuvor einen Muskelfaserriss hatte und davor lange einen Schien- und Wadenbeinbruch kurieren musste. Im Nachhinein gab der Bundestrainer sogar zu, dass er Angst vor einem Rücktritt von ter Stegen gehabt hatte. Nagelsmann erklärte: "Ich hatte da schon auch mal die Bedenken, dass er unter Umständen sagt, er macht nicht mit und steht dann nicht zur Verfügung. Das wäre sehr schade gewesen."

Ter Stegen kommentierte seine Nicht-Nominierung zur Nummer eins in diesem Sommer so: "Es ist keine angenehme Situation. Aber der Trainer hat die Entscheidung getroffen, die akzeptiere ich, auch wenn ich nicht der gleichen Meinung bin." Weiter sagte der 32-Jährige: "Für mich selber ist es enttäuschend, sehr enttäuschend. Aber am Ende des Tages hast du eine Verantwortung der Gruppe gegenüber. Ich werde helfen, wo ich kann."

Seine Art zeichnet den Torwart aus

Und ter Stegen hat eines dabei immer ausgezeichnet: seine Art. In all den Jahren hätte der gebürtige Gladbacher genügend Gründe gehabt, sich zu beschweren. Laut zu sein und auszuteilen. Aber ter Stegen entschied sich in der Öffentlichkeit immer für das Gegenteil. Er schwieg. Was er sprechen ließ, war seine Leistung auf dem Rasen – und die brachte genau das zum Ausdruck, was sie sollte: Qualität.

Egal, was ter Stegen hinnehmen musste, er tat es. Und er kämpfte sich in gewohnter Art zurück. Das wird er auch dieses Mal schaffen – an dem wohl bittersten Punkt seiner sportlichen Karriere, als er endlich dachte, angekommen zu sein. Warum? Das zeigt die ter-Stegen-DNA, und es wäre ihm nach all den Jahren der sportlichen Leistung und Loyalität zu wünschen.

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