Deutschland gegen Türkei: Das besondere Fußballspiel | DFB-Test

Es geht um die türkischen Topspieler

Was das DFB-Spiel gegen die Türkei so besonders macht

Im Testspiel der DFB-Auswahl gegen die Türkei steckt viel Prestige. Mehrere türkische Nationalspieler haben deutsche Wurzeln oder eine Vergangenheit hierzulande. Ein Überblick.

Mit einem 4:0 gegen Lettland hat sich die türkische Nationalmannschaft im Oktober für die Europameisterschaft 2024 in Deutschland qualifiziert. Schon jetzt ist klar: Die Endrunde in der Bundesrepublik wird eine Art Heimspiel für das Team vom Bosporus. Denn der Unterstützung der vielen Millionen in Deutschland lebenden Türken kann sich die Mannschaft von Trainer Vincenzo Montella sicher sein.

Einen kleinen Vorgeschmack darauf wird es am Samstag geben, wenn die DFB-Elf die Türkei zu einem Testspiel in Berlin empfängt (Samstag, 20.45 Uhr im t-online-Liveticker).

Auch in der Mannschaft ist der Bezug zu Deutschland ausgeprägt. Nicht nur weil mit Stefan Kuntz ein Deutscher in fünf der sieben Qualifikationsspiele (3 Siege, 1 Remis, 1 Niederlage) als verantwortlicher Trainer auf der Bank saß und großen Anteil an der EM-Teilnahme hat. Zahlreiche Spieler haben ihre Wurzeln hierzulande, oder zumindest einige Zeit in Deutschland gespielt. Ein Überblick.

Hakan Çalhanoğlu

Der Kapitän in Diensten von Inter Mailand ist zweifellos der Star des Teams. Mit 82 Länderspielen ist er zudem der Erfahrenste. Geboren und aufgewachsen ist Çalhanoğlu in Mannheim, wohin seine Eltern aus der türkischen Provinz Bayburt auswanderten. Bei Waldhof Mannheim erlernte der technische begabte Mittelfeldmann das Fußballspielen. Mit 15 wechselte er zum Karlsruher SC, wo er auch den Sprung in den Profi-Fußball schaffte.

Seine weiteren Stationen in Deutschland hießen Hamburger SV und Bayer Leverkusen. 2017 folgte er dem Lockruf der AC Mailand, die ihn für rund 23 Millionen Euro verpflichtete. Seit 2022 läuft er für Stadtrivale Inter auf. Wegen eines Infektes und auch weil die Geburt seines Kindes bevorsteht, muss die Türkei gegen Deutschland auf ihren Kapitän verzichten.

Salih Özcan

Der Mittelfeld-Abräumer des BVB wurde in Köln geboren. Bei dortigen FC schaffte er den Durchbruch in der Bundesliga. Er durchlief im Nachwuchsbereich von der U15 bis zur U21 alle Nationalmannschaften des DFB, entschied sich aber dann aber für die Türkei.

Kurios: Seine letzten Länderspiele in der deutschen U21, mit der er 2021 Europameister wurde, absolvierte Özcan unter Stefan Kuntz – genauso wie seine ersten A-Länderspiele für die Türkei im Frühjahr 2022, als er im Alter von 24 Jahren unter dem deutschen Trainer debütierte.

Cenk Tosun

Der Angreifer ist 1991 im hessischen Wetzlar geboren und verbrachte den Großteil seiner Jugend bei Eintracht Frankfurt (1997-2009). Für die SGE gab er am letzten Spieltag der Saison 2009/2010 auch sein Profi-Debüt, als er für Martin Fenin eingewechselt wurde. Doch das blieb sein einziges Bundesliga-Spiel. Er wechselte anschließend in die Türkei, zunächst zu Gaziantepspor, dann zu Besiktas Istanbul.

Vor dort wagte er 2018 den Schritt nach England: Der FC Everton verpflichtete ihn für 22,5 Millionen Euro. Dort konnte er sich aber nicht durchsetzen und spielt seit 2021 wieder für Besiktas. Wie auch Özcan spielte er in der Jugend von U16 bis zu U21 für die deutschen Nachwuchs-Nationalmannschaften, ehe er 2011 zum türkischen Verband wechselte. Zuletzt steuerte er beim entscheidenden EM-Quali-Spiel gegen Lettland als Joker zwei Tore bei. Im Kader für das Deutschland-Spiel fehlt er.

Kaan Ayhan

Der Abwehrmann stammt aus Gelsenkirchen, wurde in der Jugend des FC Schalke groß. In Sachen Nationalmannschaft konnte er sich lange nicht entscheiden, für welche Nation er denn nun spielen möchte. Zunächst absolvierte er 2009 zwei Länderspiele für die türkische U17. Kurz darauf wechselte er zum DFB, spielte dort in der U16, der U17 und U18. In der U21 lief er dann aber wieder für die Türkei, wo er schließlich auch blieb. Inzwischen hat der 29-Jährige mehr als 50 A-Länderspiele für die Türkei bestritten.

Auf Vereinsebene ließ er sich 2016 für ein halbes Jahr von Schalke nach Frankfurt ausleihen, ehe er für vier Jahre zu Fortuna Düsseldorf wechselte. Über Italien-Klub Sassuolo ist er seit Anfang des Jahres bei Galatasaray Istanbul gelandet.

Kenan Karaman

Der Offensivmann hat seine Wurzeln in Schwaben, wurde in Stuttgart geboren, kam über den MTV, den VfB und die Stuttgarter Kickers im Alter von 15 Jahren zur TSG Hoffenheim. Dort debütierte der heute 29-Jährige 2013 auch in der Bundesliga. Ein Jahr später wechselte er zu Hannover 96, blieb dort für vier Jahre. Es folgten drei Jahre bei Fortuna Düsseldorf und eine Saison bei Besiktas Istanbul. Seit 2022 steht er in Diensten des FC Schalke.

Anders als mehrere seiner Kollegen lief er in der Jugend nie für eine DFB-Auswahl auf, spielte stets für türkische Juniorenmannschaften. Sein letztes A-Länderspiel liegt schon mehr als zwei Jahre zurück. Zum Kader der Nationalmannschaft gehörte er zuletzt im Juni diesen Jahres.

Çağlar Söyüncü

Der Verteidiger von LaLiga-Klub Atletico Madrid hat zwar keine deutschen Wurzeln, aber eine Vergangenheit in der Bundesliga. Zwischen 2016 und 2018 stand der 27-Jährige für den SC Freiburg auf dem Platz.

Seine starken Leistungen weckten das Interesse aus England, wohin er dann für rund 21 Millionen Euro wechselte. Ex-Meister Leicester City sicherte sich die Dienste des kantigen Abwehrmannes, der nach dem Abstieg der Foxes seit Sommer bei Atletico spielt. In der türkischen Nationalmannschaft lief er bisher 55-mal auf, zählt auch dort zu den Führungsspielern.

Kenan Yildiz

In Regensburg geboren, verbrachte Yildiz zehn Jahre in der Jugend des FC Bayern, ehe er sich im vergangenen Jahr dem italienischen Spitzenklub Juventus Turin anschloss. Der 18-Jährige kommt dort immer besser in Fahrt und feierte im August sein Debüt für die Profi-Mannschaft. Auch sein erstes A-Länderspiel absolvierte der Spielgestalter schon – im Oktober berief ihn Vincenzo Montella erstmals.

Noch könnte Yildiz theoretisch den Verband wechseln und für Deutschland auflaufen. Doch in der Jugend spielte er bereits ausschließlich für die Türkei. Yildiz sagt: Deutschland hat mich nie kontaktiert." Hat der DFB hier ein großes Talent verpasst?

Ozan Kabak

Auch der Innenverteidiger der TSG Hoffenheim ist in Deutschland ein bekanntes Gesicht. Er wurde zwar in Ankara geboren, verbrachte aber einen Großteil seiner Profi-Karriere in Deutschland. Mit 19 wechselte er im Januar 2019 von Galatasaray Istanbul zum VfB Stuttgart.

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Nach dem Abstieg der Schwaben ging es für ihn nach nur einem halben Jahr weiter zum FC Schalke, der sich Kabaks Dienste 15 Millionen Euro kosten ließen. Nach zwei Leihen nach England (Liverpool und Norwich) steht der Abwehrspieler seit 2022 bei Hoffenheim unter Vertrag.