Jude Bellingham bei Real Madrid: "Er kann den Ballon d'Or gewinnen"

Ex-BVB-Star startet bei Real durch

Auf dem Weg zum Besten: "Er hat kein Limit"

Jude Bellingham hat einen furiosen Start bei Real Madrid hingelegt und sogar einen Ronaldo-Rekord gebrochen. Beerbt er den Superstar bald auch als Weltfußballer?

Wenn England und Italien am Dienstagabend (20.45 Uhr im Liveticker bei t-online) im Wembleystadion aufeinandertreffen, werden große Erinnerungen wach. An gleicher Stelle standen sich die beiden Nationalteams schließlich auch schon vor zwei Jahren im Finale der Europameisterschaft 2021 gegenüber. Nach einem 1:1 in der regulären Spielzeit entschieden die Italiener das Endspiel im Elfmeterschießen mit 3:2 für sich und krönten sich sozusagen im Wohnzimmer ihres Gegners zum Champion.

Jude Bellingham dürfte dieses Erlebnis in besonders schmerzhafter Erinnerung sein. Schließlich gehörte er im EM-Finale zum Kader der englischen Nationalelf. Allerdings kam er in jenem Spiel nicht zum Einsatz und musste das englische Drama auf der Ersatzbank miterleben – als Zuschauer und ohne jede Möglichkeit, den Ausgang dieses großen Spiels selbst beeinflussen zu können. Wer Bellingham kennt oder ihn hat spielen sehen, der weiß, dass genau dies das Schlimmste für den Mittelfeldspieler ist, der voller Ehrgeiz und Tatendrang steckt.

Beim Wiedersehen mit Italien geht es zwar nur um die EM-Qualifikation und nicht um den Titel, für England allerdings trotzdem auch ein wenig um Wiedergutmachung. Und Bellingham wird dieses Mal ganz sicher mittendrin sein. Spätestens mit seinem furiosen Start, der ihm bei Real Madrid gelungen ist, hat er sich nämlich auch in der englischen Nationalmannschaft längst unverzichtbar gemacht.

Bellingham bricht Ronaldo-Rekord bei Real

Nachdem er im Sommer für 103 Millionen Euro von Borussia Dortmund zu dem spanischen Hauptstadtklub gewechselt ist, startet Bellingham nämlich so richtig durch. In seinen ersten acht Ligaspielen erzielte der 20-Jährige bereits acht Tore und gab zusätzlich zwei Vorlagen. Damit übertrifft Bellingham sogar den zuvor von Cristiano Ronaldo gehaltenen Rekord. Der Portugiese traf nach seiner Ankunft in Madrid im Sommer 2009 in den ersten acht Partien in der Primera División "nur" siebenmal und legte einmal vor. Bellingham traf zudem auch in den beiden bisherigen Champions-League-Spielen für Real und lieferte einen weiteren Assist.

All das hat er einem taktischen Kniff zu verdanken, den sich Real-Chefcoach Carlo Ancelotti mit ihm hat einfallen lassen. Auf der Suche nach einem Platz für ihn in seinem Starensemble hat ihn der Italiener aus der Mittelfeldzentrale, wo er zuvor auch beim BVB stets spielte, weiter nach vorne auf die Zehnerposition gezogen. Und dort entwickelt Bellingham plötzlich Torjäger-Qualitäten, die man in dieser Form von ihm bislang nicht kannte.

Hargreaves: "Bellingham ist von einem anderen Stern"

"Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass er bei Real Madrid als Zehner spielt und dann auch noch sofort die meisten Tore dort macht", sagt der frühere englische Nationalspieler und Ex-Bayern-Profi Owen Hargreaves im Gespräch mit t-online. "Jude ist einfach einzigartig, so ein besonderer Spieler."

Warum sollte das, was bei Real perfekt klappt, nicht auch bei der englischen Nationalelf funktionieren, dachte sich offenbar Nationalcoach Gareth Southgate. Also stellte er ihn im September im Testspiel gegen Schottland einfach ebenfalls auf der Zehnerposition auf. Und Bellingham steuerte dann natürlich auch prompt einen Treffer zu dem 3:1-Erfolg der "Three Lions" bei.

"Er hat einfach kein Limit. Der Junge ist von einem anderen Stern. Sein riesiges Talent ist ja nicht zu übersehen. Was ihn für mich aber besonders auszeichnet, ist seine Persönlichkeit", sagt Hargreaves und erklärt: "Wie er einfach dasteht, seine Präsenz auf dem Fußballfeld – das kann man nicht kaufen und auch nicht lernen. Das ist einfach irgendwie in ihm eingebaut, angeboren."

"Er hat das Potenzial, den Ballon d'Or zu gewinnen"

Zum am Ende unumstrittenen Anführer war Bellingham bereits in den vergangenen Jahren beim BVB gereift, zu dem er im Jahr 2020 von seinem Heimatverein Birmingham City für rund 30 Millionen Euro gewechselt war. Die rasante Weiterentwicklung, die Bellingham in seiner noch jungen Karriere bereits hinter sich hat, ist bemerkenswert.

"Wenn man die Schritte sieht, die er gemacht hat: Von Birmingham nach Dortmund und von dort zu Real Madrid", sagt Hargreaves beeindruckt. "Dann nimmt er dort die Trikotnummer von Zinédine Zidane. Und ist sofort da, nimmt das einfach mit breiten Schultern an."

Wohin Bellingham dieses Talent und dieses Selbstbewusstsein in seiner Karriere wohl noch führen können? "Er hat das Potenzial und die reale Möglichkeit, vielleicht irgendwann den Ballon d'Or zu gewinnen", sagt Hargreaves. "Das Talent dazu hat er auf jeden Fall. Er ist einfach ein geiler, ein außerordentlich guter Kicker." Und nicht nur das. "Auch von der Persönlichkeit her, der Wettkampfhärte, wenn es in den entscheidenden Momenten darauf ankommt, genau dann ist Jude immer am besten. Und genau das zeichnet die ganz großen Topspieler auch aus."

Real-Legende Guti: "Bellingham drängt auf den Thron"

Auch Real-Legende Guti ist von Bellinghams Start bei den "Königlichen" beeindruckt. "Die Fans in Madrid lieben Bellingham so sehr, weil er unbedingt zu Real wollte", sagte der frühere dreimalige Champions-League-Sieger bei "El Chiringuito de Jugones". Und verwies mit einer Spitze Richtung Kylian Mbappé darauf, dass es da ja auch "diese Kontroverse mit einem anderen Spieler" gegeben habe.

Während Mbappé noch immer mit einem Wechsel von Paris Saint-Germain zu Real zögert, habe Bellingham "jetzt schon einige unglaubliche Spiele hinter sich". Dass er damit längst auf dem Weg zum neuen König ist, ist für Guti daher klar – und zwar nicht bei den "Königlichen" von Real.

"Es war der Thron von Vinícius, Mbappé und Haaland", sagte Guti und blieb im Bild, "aber Bellingham ist der Einzige, der realisiert, dass der Thron von Messi und Cristiano noch nicht besetzt ist, und er drängt dorthin."

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Mit Fähigkeiten, die auch England im verlorenen EM-Finale gegen Italien mit Sicherheit hätte gut gebrauchen können. Bellingham brennt darauf, genau das allen Zuschauern am Dienstagabend im Wembleystadion einmal mehr zu beweisen.