HSV erwartet St. Pauli Hamburger Problem-Derby: Alarmstimmung im Volkspark
Hamburg (dpa) - Zweimal im Jahr herrscht im Hamburger Fußball Alarmstimmung. Dann weiß jeder: Es ist Stadtderby. Das passiert nun schon zum vierten Mal in Serie.
Seit der Hamburger SV in die 2. Fußball-Bundesliga abgestiegen ist, gibt es die mehr gefürchteten als herbeigesehnten Treffen mit dem Nachbarn FC St. Pauli. Am Samstag (13.00 Uhr/Sky) heißt es wieder: Risikospiel!
Die Polizei trainiert schon im Volksparkstadion, wo die Partie ausgetragen wird. Mit mehreren Mannschaftswagen rückte sie an, um für den Ernstfall die Abläufe zu üben. Randale möchte sie schon im Keim ersticken. Vorteil diesmal: Anpfiff ist mittags um 13.00 Uhr im weit einsehbaren Volkspark. Anders als beim letzten Derby. Damals trafen sich beide Vereine an einem Montagabend um 20.30 Uhr im Millerntor-Stadion. Für die Ansetzung gab es zumeist nur Kopfschütteln. Die rivalisierenden Fans zogen durch die dunklen, engen Straßen auf dem Kiez, wo die Polizei Mühe hatte, alles im Blick zu behalten.
"Ich würde es sehr schade finden, wenn es auf den Tribünen nicht friedlich bleibt", sagte HSV-Idol Uwe Seeler der "Bild"-Zeitung vor der Samstag-Partie. Die Polizei setzt wieder auf strikte Trennung der Fangruppen schon beim Anmarsch. Deshalb muss der geplante Marsch der St.-Pauli-Fans auf eine neue Route ausweichen, damit sie nicht auf die HSV-Anhänger stoßen, die ebenfalls geschlossen zum Stadion anrücken. Nunmehr marschieren die HSV-Fans vom Norden zum Volksparkstadion, jene des FC St. Pauli kommen vom Süden.
Schon im Vorfeld des Spiels ist die Polizei im Einsatz. Für Freitagabend kündigten die Ultras beider Vereine ein sogenanntes "Warm up" auf dem Kiez an. Provokante Losung der HSV-Fans, die sich in Kneipen des Stadtteils versammeln wollen: "Der Kiez in blau-weiß-schwarzer Hand". Das St.-Pauli-Lager trifft sich in der Nähe des Millerntor-Stadions. Für zwei Tage werden rund 1500 Polizeibeamte im Einsatz rund um das Risikospiel sein.
Im Stadion herrscht Alkoholverbot - und natürlich Pyro-Verbot. Ob sich beide Seiten aber daran halten, wird bezweifelt. Insbesondere für die HSV-Ultras ist es eine Art Nagelprobe. Sie hatten sich bei der bundesweit ersten genehmigten und überwachten Pyro-Show im Stadion vor zwei Wochen an die Absprachen gehalten und begleiteten das Abbrennen von Rauchtöpfen mit einer Fahnen-Choreographie. Danach waren alle voll des Lobes. Bei einer Umfrage hatten sich 89 Prozent der Anhänger für weitere kontrollierte Pyro-Aktionen ausgesprochen.
St.-Pauli-Präsident Oke Göttlich kann sich schwer vorstellen, dass ein Derby ganz ohne Pyrotechnik über die Bühne geht. Für die Vorkommnisse im Herbst 2019 sollen der HSV 140.000 und St. Pauli 90.000 Euro an Strafen zahlen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Der DFB-Kontrollausschuss forderte 200.000 und 120.000 Euro. Beim Derby ein halbes Jahr zuvor kosteten die extrem gefährlichen Feuerspiele in den Zuschauerblöcken den HSV 150.000 und den FC St. Pauli 120.000 Euro. "Sollte es zu Strafen kommen, ja, dann müssen wir sie wahrscheinlich tragen, so ungern wir das tun", sagte Göttlich in einem NDR-Interview.