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Zum journalistischen Leitbild von t-online.U21-Neuling Ragnar Ache: "Über einen Anruf von Herrn Bobic würde ich mich freuen"
Im Interview mit t-online.de sprach der U21-Neuling über die niederländische Jugendförderung, seine Leistungen bei Sparta Rotterdam und einen Wechsel in die Bundesliga.
Sein Name dürfte noch vor wenigen Tagen nur den größten Fußball-Insidern ein Begriff gewesen sein: Ragnar Ache ist Stürmer bei Sparta Rotterdam – und wurde für das EM-Qualifikationsspiel gegen Belgien (Sonntag, 16 Uhr) erstmals von Trainer Stefan Kuntz zur deutschen U21-Nationalmannschaft berufen.
Dass dies nicht selbstverständlich ist, liegt auch an Aches Vita. Bereits 2009 zog der heute 21-Jährige mit seiner Familie aus Frankfurt in die Niederlande, pflegt kaum noch Kontakte in die alte Heimat. Beim Lokalrivalen des früheren Europapokal-Siegers Feyenoord, Sparta Rotterdam, kam er im Alter von 18 Jahren zu seinem Profi-Debüt und ist einer Hauptgründe dafür, dass der Eredivisie-Aufsteiger mit dem Abstiegskampf bisher nichts zu tun hat.
t-online.de: Ragnar Ache, Sie wurden zum ersten Mal für die deutsche U21 berufen. Wie haben Sie von Ihrer Nominierung erfahren? Wie war Ihre Reaktion?
Ragnar Ache: Unser Co-Trainer bei Sparta hat mich darauf hingewiesen, dass der DFB mich beobachten lässt und an mir interessiert ist. Vergangene Woche Mittwoch rief mich U21-Trainer Stefan Kuntz dann persönlich an und sprach die Einladung aus. Ich habe mich sehr darüber gefreut, da ich nicht gedacht hätte, dass es mit der Berufung in den Kader so schnell klappen würde – gerade, da ich noch nie in einer deutschen Jugend-Nationalmannschaft vertreten war.
Sie leben seit zehn Jahren in den Niederlanden. War "Jong Oranje", die Juniorenmannschaft der Niederlande, je eine Option für Sie?
Hätten sie sich um mich bemüht, hätte ich mich sicher auch gefreut und mir meine Gedanken gemacht, aber nein, die niederländische Nationalmannschaft war nie eine konkrete Option für mich.
Sie kommen in der laufenden Saison auf acht Torbeteiligungen in zwölf Partien. Hätten Sie erwartet, dass Sie mit dem Aufsteiger Sparta Rotterdam so einschlagen können in der Eredivisie?
Es läuft tatsächlich bisher besser als erwartet für uns und ich bin überzeugt, dass wir diese Saison noch viel erreichen werden.
Wie verlief eigentlich Ihr erstes Fußballtraining auf niederländischem Boden?
Ich war überrascht, wie gut ich mich einfügte. Ich merkte jedoch von Beginn an, wie viel mehr Wert die Trainer auf die taktische Ausbildung der Spieler legten. Das war ein gravierender Unterschied zum Jugendtraining, das ich aus Deutschland bis dahin kannte.
Woran machten Sie das fest?
In den Niederlanden haben wir in jedem Training drei gegen drei gespielt, wohingegen in Deutschland jedem Spieler sehr früh seine Position zugeteilt wird.
In den Niederlanden sprießen nach sportlich enttäuschenden Jahren momentan die Supertalente nur so aus dem Boden: Mathijs de Ligt, Frenkie de Jong, Donyell Malen. Was macht diese Generation so besonders? Was macht sie anders als ihre Vorgänger?
Den Spielern, die Sie aufgezählt haben, merkt man Ihre exzellente taktische Ausbildung an. Sie mussten sich sehr früh ein hohes taktisches Verständnis aneignen. Das ist zwar hart, aber man gewöhnt sich schnell dran und profitiert im Nachhinein sehr davon.
Sie haben gegen das ein oder andere niederländische Talent bereits in der Jugend gespielt. Gibt es da jemanden, der ihnen schon früh im Gedächtnis geblieben ist und dessen Entwicklung zum Topspieler vorhersehbar war?
Auf Mathijs de Ligt bin ich in der Jugend getroffen und habe sofort gemerkt, dass er ein großartiger Fußballer ist. Er hat zu jeder Zeit das Spiel gelesen und sich mit seinen Entscheidungen alle Möglichkeiten offen gehalten. Er hat schon damals eine unglaubliche Ruhe ausgestrahlt und war allen Gegenspielern körperlich überlegen.
Gibt es andere Mit- oder Gegenspieler aus der Jugend, die den Sprung zum Profi geschafft haben und Ihnen damals bereits positiv aufgefallen sind?
Mit Rick van Drongelen (Verteidiger des Hamburger SV, Anm. d. Red.) habe ich bei Sparta Rotterdam in der Jugend zusammengespielt. Ich kann mich erinnern, dass er zu Beginn ziemliche fußballerische Schwächen hatte – aber nach zwei, drei Jahren war er stärker und besser als jeder andere Spieler in unserem Team.
Die Eredivisie gilt allgemein als außergewöhnliche Talentschmiede. Sie befinden sich mit gerade einmal 21 Jahren auch schon in Ihrer vierten Saison bei den Profis. Würden Sie behaupten, dass die Vereine darauf bedacht sind, Talente früh an Wettbewerbshärte heranzuführen?
Es kommt auch in den Niederlanden darauf an, wo du spielst. Bei den großen Vereinen, wie Ajax und Feyenoord, bekommst du als Jugendspieler kaum eine Chance, wenn du nicht gerade Mathijs de Ligt bist. Da hatte ich mit Sparta Rotterdam wesentlich mehr Glück. Ich habe in der Jugend gegen Jungs von Feyenoord gespielt, die zehnmal besser waren als ich, aber nie den Sprung in die erste Mannschaft geschafft haben.
Wie schätzen Sie als Außenstehender das Niveau der Bundesliga im europäischen Vergleich ein?
Die Bundesliga ist und bleibt eine der besten Ligen der Welt. Was ich jedoch bereits seit Jahren bedaure ist, dass Bayern München die Liga dominiert. Ihr fehlt es dadurch an der nötigen Spannung.
Zieht es Sie in die Bundesliga? Sie haben Eintracht Frankfurt als ihren "Heimatklub" bezeichnet. Da muss Fredi Bobic doch hellhörig werden.
(lacht) Die Bundesliga ist ein klares Ziel von mir – und sicher, über einen Anruf von Herrn Bobic würde ich mich genauso freuen wie über weitere Anrufe von Herrn Kuntz.
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Inwiefern würde ein Wechsel in die Bundesliga auch Ihre Chancen in der Nationalmannschaft erhöhen?
Es ist doch ganz einfach: Spielst du in der Bundesliga, guckt das ganze Land auf dich.