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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Sorgen um Defensive Beim DFB herrscht Abwehr-Alarm
Die Nationalelf ist seit jeher für ihre stabile Abwehr bekannt. Nun sind fünf Top-Innenverteidiger entweder langfristig verletzt oder aussortiert. Ist das fatal – oder doch eine Chance? Die Debatte läuft.
Die Spezies der Innenverteidiger gehört normalerweise zu den stabilsten Erscheinungen in der Welt des Fußballs. Stürmer prallen an ihnen ab, Teamkollegen richten sich an ihnen auf. In der deutschen Nationalmannschaft hingegen könnte man gut verstehen, wenn Jogi Löw seinen wenigen verbliebenen Innenverteidigern ein rotes Leibchen überstreift und sie unter Artenschutz stellt. Denn was der Bundestrainer am wenigsten gebrauchen kann, ist eine weitere Verletzung.
Während ihre Kollegen auf dem Rasen der Düsseldorfer Arena am Mittwochmorgen mit dem Aufwärmen begannen, blieb für Niklas Stark (Hertha) und Jonathan Tah (Leverkusen) nur eine Nebenrolle. Tah absolvierte wegen muskulärer Probleme abseits des Mannschaftstrainings einen lockeren Lauf. Stark blieb in Folge seines Nasenbeinbruchs gleich ganz im Hotel. Beide sollen am Samstag in der EM-Qualifikation gegen Weißrussland (20.45 Uhr) aber theoretisch spielen können, immerhin.
Dagegen fallen Niklas Süle (Bayern, Kreuzbandriss), Antonio Rüdiger (Chelsea, Leistenverletzung) und Thilo Kehrer (Paris, Fußverletzung) langfristig aus. Mit Mats Hummels (BVB) und Jérôme Boateng (Bayern) hat der Bundestrainer zudem zwei erfahrene Kräfte aussortiert.
Alarmierend viele Gegentore gegen Top-Gegner
Es blieben damit am Mittwoch als Innenverteidiger zum Trainieren bei der Elite des deutschen Fußballs: Gladbachs Matthias Ginter, gerade erst von einer Schulterverletzung zurückgekehrt, und der Freiburger DFB-Neuling Robin Koch. Keine Ausnahme in den von Verletzungen überschatteten letzten Monaten.
Die großen Fragen lauten: Was macht das mit einer Mannschaft – und wie gut ist die Rest-Abwehr?
Offensichtlich ist: die Nationalelf ringt defensiv schon das ganze Jahr um Stabilität. In den drei Spielen gegen Top-Gegner (zweimal Niederlande und Argentinien) kassierte die DFB-Elf 2019 insgesamt acht Gegentore. Das liegt nicht nur, aber natürlich auch an der Misere in der Abwehr. Löw bemängelte zudem fehlende Robustheit in den Zweikämpfen.
Neuer: DFB-Abwehr noch "auf der Suche"
Je nachdem, wen man fragt, ist die Situation nun entweder eine riesige Chance oder ein riesiges Problem. Legenden wie Oliver Kahn oder Lothar Matthäus übten zuletzt Kritik an der deutschen Hintermannschaft, Matthäus regte auch eine Rückkehr von Mats Hummels an. Selbst Kapitän Manuel Neuer bekannte, dass das DFB-Team defensiv "noch auf der Suche" sei. Doch: woher sollte Sicherheit bei den ständigen Wechseln auch kommen?
Andere beim DFB betonen deshalb eher das Positive – so wie Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff. Er sprach von einem "bis jetzt sehr zufriedenstellenden Jahr" und erklärte die lange Verletztenliste zur Chance für bisherige Ersatzspieler. Dass der deutsche Fußball freiwillig auf Hummels und Boateng verzichten kann und trotz mehrerer Ausfälle noch eine talentierte Innenverteidigung zusammenbekommt, kann man tatsächlich positiv sehen.
Im Detail:
Matthias Ginter formuliert immer offensiver seinen Anspruch auf einen Stammplatz und eine Führungsrolle, mit Borussia Mönchengladbach ist er Tabellenführer – auch wenn er im DFB-Team in den Top-Spielen noch hin und wieder an seine Grenzen gestoßen ist.
Jonathan Tah bescheinigte DFB-Direktor Bierhoff ein "unglaubliches Potenzial", dass der 23-Jährige bei Bayer Leverkusen auch immer häufiger abrufen kann – ein kleines Formtief in den letzten Wochen ausgenommen.
Niklas Stark und Robin Koch sind zwar bei kleineren Bundesliga-Klubs aktiv, haben sich aber zu überdurchschnittlichen Innenverteidigern in der deutschen Eliteklasse entwickelt. Wer weiß, was mit mehr internationaler Erfahrung noch möglich ist?
Kurz: Trotz Verletzungen und Umbruch ist nicht alles schlecht in der deutschen Defensive. Auf der anderen Seite stellte Bierhoff aber auch fest: "Es gibt derzeit in der Abwehr keinen Einzelspieler, der heraussticht". Es fehlt also ein klarer Chef mit der nötigen Extraklasse.
Bangen um Rüdiger und Süle
Ob es auch ohne geht, könnte die EM in sieben Monaten zeigen – falls sich bis dahin nicht ein neuer Anführer herauskristallisiert hat. Antonio Rüdiger, international der Erfahrenste, dürfte dann wieder dabei sein. Hinter einem Einsatz von Niklas Süle steht noch ein großes Fragezeichen. Ihnen wäre die Chef-Rolle am ehesten zuzutrauen. Bis dahin gilt die Devise von Kapitän Manuel Neuer: "Wir müssen gemeinsam gut verteidigen."
Klappt das nicht wäre auch der Bundestrainer stärker angezählt als je zuvor. Schließlich hat Löw entschieden, die erfahrenen Hummels und Boateng auszusortieren.
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An der Entwicklung von Spielern wie Ginter, Tah, Stark und Koch hängt also auch seine Zukunft. Auf Artenschutz darf die Spezies Innenverteidiger trotzdem wohl eher nicht hoffen.
- eigene Beobachtungen
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