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DFB-Boss Reinhard Grindel gesteht Fehler im Fall Özil ein


DFB-Boss über Reformen
Grindel: "Die Mannschaft" könnte abgeschafft werden

Von sid, afp, t-online
Aktualisiert am 19.08.2018Lesedauer: 3 Min.
Nachdenklich: DFB-Präsident Reinhard Grindel.Vergrößern des Bildes
Nachdenklich: DFB-Präsident Reinhard Grindel. (Quelle: imago-images-bilder)

Der Verbandschef spricht offen über Ideen zu Reformen und Veränderungen rund um die Nationalmannschaft – und stellt einen Kurswechsel in Aussicht.

DFB-Präsident Reinhard Grindel hat nach dem WM-Debakel von Titelverteidiger Deutschland in Russland ein Umdenken auf allen Ebenen gefordert und dabei auch nicht mit Kritik an Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff gespart. Er wolle "wieder eine größere Nähe zu den Fans bekommen", sagte der 56-Jährige im Interview mit der "Bild am Sonntag".

Grindel denke dabei konkret "an mehr öffentliche Trainingseinheiten, niedrigere Ticketpreise". Auch eine Kursänderung bei der Vermarktungsstrategie der Nationalelf ist für Grindel ein Thema: "Ich nehme auch wahr, dass an der Basis der Begriff 'Die Mannschaft' als sehr künstlich empfunden wird. Auch das sollten wir auf den Prüfstand stellen."

Kritik an Situation in Watutinki

Weiter kritisierte Grindel eine gewisse Distanz während des Turniers zwischen der Teamleitung und dem DFB-Präsidium. So sei er "während der WM nicht nah genug an der Mannschaft gewesen, um sagen zu können, ob das Teamquartier nicht ausreichend war, ob es in den Abläufen Dinge gab, die nicht gut waren. Da erwarte ich auch von Teammanager Oliver Bierhoff, dass das Präsidium Einblicke in die Abläufe erhält. Wir als DFB-Delegation haben manches, was jetzt im Nachhinein aus Watutinki berichtet worden ist, während des Turniers nicht vermittelt bekommen."

Konkret auf den Vorfall angesprochen, dass den Spielern im Teamquartier in Watutinki nachts das WLAN ausgeschaltet wurde, damit sie nicht mehr Playstation spielen konnten, erklärte der DFB-Boss. "Dass dort jemand Anlass gesehen hat einzugreifen, hätten wir schon gern gewusst", sagte Grindel und forderte: "Wir müssen wieder intensiver miteinander reden."

An Bierhoff, dessen Vertrag erst im Mai bis 2024 verlängert wurde, will Grindel dennoch festhalten. Allerdings halte er eine Entlastung des Europameisters von 1996 für notwendig. "Es wird eine Entlastung geben, weil wir einen Leiter der neuen DFB-Akademie bekommen. Es wird auch einen Nachfolger von Horst Hrubesch als Sportdirektor geben, der Bierhoff ebenfalls entlasten wird. Ansonsten muss er in den nächsten Monaten selbst überprüfen, ob er das alles leisten kann, das haben wir so auch verabredet", so Grindel, den "die gesamten Vorgänge dieses Sommers natürlich auch persönlich sehr berührt" hätten.

Grindel räumt Fehler ein

Im Umgang mit dem "Fall Özil" hat Grindel Fehler eingeräumt. "Ich hätte mich angesichts der rassistischen Angriffe an der einen oder anderen Stelle deutlicher positionieren und vor Mesut Özil stellen müssen. Da hätte ich klare Worte finden sollen", erklärte Grindel. Solche Angriffe seien völlig inakzeptabel: "Dass er sich da vom DFB im Stich gelassen fühlte, tut mir leid."

Der Nationalspieler hatte sich vor der Weltmeisterschaft in Russland mit dem türkischen Staatspräsidenten Erdogan fotografieren lassen, was zu einer heftigen öffentlichen Kontroverse und letztendlich zu Özils Rücktritt geführt hatte. In die Kontroverse hatten sich insbesondere in den sozialen Medien auch rassistische Töne gemischt.

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Grindel wies allerdings gleichzeitig mit Nachdruck die von Özil erhobenen Vorwürfe zurück, er habe ihn sportlich für das Ausscheiden der deutschen Mannschaft verantwortlich gemacht. Das sei "nicht richtig", er habe sich "nach der WM zu keinem Zeitpunkt zu seiner sportlichen Leistung geäußert", sagte der DFB-Präsident. Und weiter: "Für mich war immer klar, dass wir zusammen gewinnen und zusammen verlieren. Einen einzelnen Spieler für das Ausscheiden verantwortlich zu machen wäre ja absurd."

Verwendete Quellen
  • sid, AFP
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