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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Robbéry-Revival" zu Beckenbauers Ehren Als wären sie nie weggewesen

Franck Ribéry und Arjen Robben feiern beim "Beckenbauer Cup" ihr Comeback beim FC Bayern. Sie präsentieren sich wie zu besten Zeiten und wecken eine große Sehnsucht beim Rekordmeister.
Nein, das konnte Franck Ribéry so nicht stehen lassen. Nach dem Turniersieg des Legendenteams des FC Bayern beim "Beckenbauer Cup" wurde doch tatsächlich nicht er, sondern Arjen Robben zum wertvollsten Spieler des Turniers ausgezeichnet. Also lief der Franzose direkt, nachdem Robben die Trophäe überreicht wurde, zu ihm und beschwerte sich über seine Nicht-Berücksichtigung.
Ribéry hatte sich natürlich nur einen seiner Späße erlaubt, für die er neben seinen Toren und Vorlagen in München bekannt ist. Robben musste lachen und sagte dann ins Hallenmikrofon: "Wir machen einfach die Hälfte und die Hälfte kriegt Franck."
Ribéry und Robben hatten sichtlich Spaß miteinander. Die beiden waren zweifellos die Stars des Abends – und das trotz zahlreicher anderer prominenter Teilnehmer wie etwa Weltmeistertorhüter Iker Casillas, dem Portugiesen Pepe oder Lothar Matthäus. Witwe Heidi und Sohn Joel Beckenbauer sorgten bei der Eröffnung des Turniers, das zu Ehren des verstorbenen Franz Beckenbauer ausgetragen wurde, mit bewegenden Worten für den emotionalen Höhepunkt der Veranstaltung (mehr dazu lesen Sie hier).
Robben und Ribéry wiedervereint
Abgesehen davon überstrahlte die Wiedervereinigung von "Robbéry" am Montagabend im Münchner SAP Garden alles andere. Es war, als wären die beiden 41 Jahre alten Ex-Stars nach ihrem gemeinsamen Abschied 2019 nie weg gewesen. Sie wirkten, als wären sie einem Jungbrunnen entstiegen und machten einfach da weiter, wo sie damals aufgehört hatten.
Das bayerische Traumduo präsentierte sich nämlich topfit und wirbelte auf dem Court wie zu besten Zeiten. Wer der Fittere der beiden war? Für Ribéry war allein diese Frage schon ein Affront. "Beide", sagte der Franzose. "Robbéry, kennst du Robbéry?" Und als das vom Fragesteller mit einem "na klar" bejaht wurde, sagte er: "Dankeschön." Und grinste. Wenn man sie so auf dem Kleinfeld zaubern sah, würde man beiden jedenfalls problemlos zutrauen, auch weiterhin mindestens für eine Halbzeit bei den Profis mithalten zu können.
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Das "Robbéry-Revival" hatte dem französischen Filou unübersehbar große Freude bereitet. "Das war schön", sagte Ribéry zur Wiedervereinigung des einstigen kongenialen Flügelpärchens. "Ich habe zusammen mit Arjen zehn Jahre hier gespielt. Das bleibt für das ganze Leben."
Robben kopiert sein Wembley-Tor
Der nach wie vor extrem große Ehrgeiz der beiden war auch am Montag noch immer omnipräsent. Robben kämpfte um jeden Ball und beschwerte sich bei jeder Szene, die gegen ihn und die Bayern entschieden wurde, beim Schiedsrichter. Auch Ribéry warf sich in jeden Zweikampf und suchte bei jeder Gelegenheit das Dribbling.
Gleich im Eröffnungsspiel gelang den beiden auch ihre erste Tor-Coproduktion: Ein Pass von Robben auf Ribéry, ein kurzes Dribbling um den Torhüter herum, ein lässiger Abschluss – und perfekt war der erste Turniertreffer zum 1:0 gegen Ajax Amsterdam (Endstand 1:1).
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Im bisweilen äußerst hitzigen Halbfinale der Bayern gegen ihren großen alten Rivalen Borussia Dortmund (2:0) krönte dann Robben seine starke Gesamtleistung. Er schaffte das Kunststück, seinen Siegtreffer im gleichen Duell im Champions-League-Finale 2013 in Wembley im Kleinfeld nahezu perfekt zu kopieren. Robben sicherte sich gedankenschnell einen Abpraller und überwand – auf sehr ähnliche Weise wie damals – Dortmunds Torhüter Roman Weidenfeller zum umjubelten 1:0. "Es war fast eine Kopie", sagte Hallensprecher Stephan Lehmann und sprach damit das aus, was fast alle Zuschauer in diesem Moment dachten: Der Arjen hat's schon wieder gemacht.
Elber schwärmt von "Robbery": "Das war immer mein Traum"
Nicht nur die Fans, sondern auch die Mitspieler fanden großen Gefallen daran, Robben und Ribéry wieder gemeinsam auf dem Feld zu sehen. Giovane Elber schwärmte: "Mit Arjen und Franck zusammenzuspielen, das war immer mein Traum. Jetzt habe ich es endlich geschafft. Jetzt kann ich glücklich zurück nach Brasilien fliegen."
Auch der 52 Jahre alte Ex-Stürmer zeigte, was er noch immer kann. Nach Zuspiel von Ribéry erzielte er mit seinem lässigen Chip aus kurzer Distanz über Casillas zum 4:0-Endstand im Finale den vielleicht schönsten Turniertreffer. "Es war toll, von Franck einen super schönen Pass zu bekommen zum Tor gegen Real Madrid", sagte Elber. "Das hat einfach Spaß gemacht."
Damit sprach er die große Sehnsucht der Bayern nach ihrem einstigen Traumduo, das von 2009 bis 2019 ein gesamtes Jahrzehnt beim Rekordmeister geprägt hat, aus. Ribéry war sogar bereits 2007 zu Bayern gekommen. Seit "Robberys" Abschied sind die Bayern um ein solches Weltklasse-Gespann beraubt und auf der Suche nach würdigen Nachfolgern.
Robben äußert sich zu Bayern-Rückkehr
Immer wieder wird auch von einer möglichen Rückkehr der beiden zu Bayern in Funktion als Verantwortliche geträumt. Darauf angesprochen sagte Robben: "Schauen wir mal, was die Zukunft bringt. Im Moment bin ich glücklich. Wir sind wieder zurück in unserer Heimat gezogen, in die Nähe unserer Familie." Und weiter: "Da kommen wir her. Aber München bleibt für mich und uns als Familie unser zweites Zuhause. Deshalb komme ich immer gerne hierher zurück."
Auch Ribéry genoss den warmen Empfang der Fans, die immer wieder seinen Namen riefen. "Das ist immer schön für mich. Die Leute haben mich nicht vergessen, was ich für Bayern gemacht habe", sagte er. "Immer wenn ich nach München komme, fühle ich mich wie zu Hause."
Klar, dass seit Ribérys und Robbens Abschied sämtliche Flügelspieler stets mit ihren beiden großen Vorgängern verglichen werden. Robben, der mittlerweile bei seinem Heimatklub FC Groningen in der Jugendabteilung arbeitet, missfällt das. "Das muss man nicht machen. Ich wollte auch nicht, dass ich mit Spielern verglichen werde, als ich noch gespielt habe", sagte der Niederländer. "Jeder hat seine eigenen Qualitäten und das war eine andere Phase. Jetzt gibt es wieder neue Spieler. Die haben genug Talent und sind alle sehr gute Spieler."
Wird er der neue Ribéry? "Ich hoffe es"
Bei Ribérys Landsmann Michael Olise, der im Sommer für 53 Millionen Euro von Crystal Palace nach München wechselte, ziehen aber auch die Verantwortlichen um Sportvorstand Max Eberl schon entsprechende Vergleiche. "Das ist ein Spieler, der wie ein junger Ribéry, ein junger Robben eben Außergewöhnliches leisten kann", sagte Eberl schon im September über den Shootingstar dieser Saison.
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Von t-online auf seinen potenziellen Nachfolger angesprochen sagte Ribéry über seinen Landsmann: "Er ein sehr guter Spieler, ein französischer. Es ist nicht leicht, wenn du als junger Spieler zu so einem großen Verein kommst und die Sprache nicht sprichst. Du hast viel Druck." Ist der Druck noch größer, weil Ribéry den FC Bayern derart prägte?
"Ich weiß nicht. Er macht es bisher sehr gut. Ich freue mich für ihn", sagte Ribéry. "Du weißt, wenn du bei Bayern bist, ob es drei oder sechs Monate sind, du musst immer gut spielen. Bayern ist einer der besten Klubs der Welt." Kann Olise also der nächste Ribéry werden? "Ich hoffe es!", sagte Ribéry.
Als Ribéry das sagte, hielt er die Siegertrophäe des Turniers in seinen Händen. Dann stellte er sie auf dem Boden ab. "Die ist ein bisschen schwer und ich bin müde", sagte er. Da war er dann also doch noch, der Moment, in dem Ribéry sein fortgeschrittenes Alter anzumerken war – zumindest ein kleines bisschen.
- Reporter vor Ort beim Beckenbauer Cup
- Mixed-Zone-Gespräche mit Franck Ribéry und Arjen Robben
- Aussagen von Max Eberl im Sport1-Doppelpass am 15. September