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FC Bayern | Nübel steht als Neuers ewiger Kronprinz am Scheideweg


Neuers ewiger Kronprinz
Ex-Bayern-Boss enthüllt Details: "Haben alles versucht"


Aktualisiert am 17.03.2025 - 11:57 UhrLesedauer: 6 Min.
Torwart Alexander Nübel ersetzte den kranken Manuel Neuer.Vergrößern des Bildes
Torwart Alexander Nübel ersetzte den kranken Manuel Neuer. (Quelle: Sven Hoppe/dpa)
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Alexander Nübel ist bei seinem Vorhaben, der Nachfolger von Manuel Neuer zu werden, an einem wegweisenden Punkt angekommen. Ein Insider enthüllt bei t-online brisante Details.

Nach der bitteren 3:4-Niederlage mit dem VfB Stuttgart gegen Bayer Leverkusen reiste Alexander Nübel am Montag dennoch mit großen Hoffnungen im Gepäck zum Treffpunkt der deutschen Nationalmannschaft nach Dortmund. Ausgerechnet dort sollen die für den ehemaligen Schalker nun in Erfüllung gehen. Im Stadtbezirk Brackel bereitet sich die Nationalmannschaft nämlich auf die Viertelfinalduelle in der Nations League mit Italien vor. Am Donnerstag geht es zum Hinspiel nach Mailand, am Sonntag folgt dann das entscheidende Rückspiel in der Dortmunder Arena.

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Bundestrainer Julian Nagelsmann hat bereits angekündigt, dass er sich für diese beiden wichtigen Duelle auf einen Torhüter festlegen und das bisherige Wechselspiel von Nübel und Oliver Baumann damit vorerst beenden will. Beide waren bislang gleichwertige Vertreter für den schwer verletzten eigentlichen Stammtorhüter Marc-André ter Stegen.

Das wird sich jetzt aber ändern. Einer der beiden wird jetzt von Nagelsmann zur klaren Nummer eins auf Zeit erklärt. Nübels Hoffnungen sind groß, dass die Wahl dabei auf ihn fallen wird.

Nübel verfolgt großen Neuer-Traum

Nach seinem Debüt als Nationaltorhüter wäre das der nächste wichtige Schritt für den 28-Jährigen, auf dem Weg, sich seinen ganz großen Traum zu erfüllen: Der Nachfolger von seinem knapp zehn Jahre älteren Vorbild Manuel Neuer zu werden, der seine DFB-Karriere nach der Heim-EM im vergangenen Sommer nun beendet hat. Das bekräftigte Nübel nun noch einmal im Interview mit der "Welt am Sonntag" und sagte: "Wenn Manuel irgendwann zurücktreten sollte, hoffe ich, dass ich dann in das Tor des FC Bayern kann."

Neuers Erbe beim FC Bayern zu werden, war schon Nübels erklärtes Ziel, als er 2020 nach München wechselte. Daran hat sich auch fünf Jahre später nichts geändert. Seitdem ist Nübel bereits Neuers ewiger Kronprinz. Die von ihm anvisierte Thronfolge gestaltet sich allerdings seit Jahren äußerst kompliziert. Und durch Neuers neuerliche Vertragsverlängerung bis Sommer 2026 ist es nicht einfacher geworden. Im Gegenteil.

Für Nübel hatte dies zunächst unmittelbar zur Folge, dass sich das seit anderthalb Jahren bestehende Leihgeschäft mit dem VfB Stuttgart automatisch um eine weitere Saison bis zum Ende der kommenden Spielzeit verlängert hat. Trotzdem soll das Vereinskürzel VfB und die Station in Stuttgart für Nübel ganz klar weiter nur für eins stehen: Vorbereitung für Bayern. Gleichzeitig soll sich dem Vernehmen nach nämlich auch sein erst im vergangenen Frühjahr bis 2029 abgeschlossener Vertrag beim FC Bayern um ein weiteres Jahr verlängert haben.

Droht Bayern jetzt ein Torhüterproblem?

Das Problem: Neben Neuer stehen beim Rekordmeister Sven Ulreich (36), Daniel Peretz (24) und nun auch noch der deutsche U21-Nationaltorwart Jonas Urbig unter Vertrag, der in der Winterpause für bis zu zehn Millionen Euro vom 1. FC Köln verpflichtet wurde. Droht den Bayern da also nicht zwangsläufig ein Torhüterproblem, spätestens, wenn Nübel dann in knapp anderthalb Jahren auch noch nach München zurückkehrt?

Auch Bayerns ehemaliger Kaderplaner und Technischer Direktor Michael Reschke beobachtet all das interessiert aus der Ferne. "Ich bin überzeugt, dass die Bayern einen Plan mit Jonas Urbig haben und bin gespannt, was dies für Nübel bedeutet", sagt Reschke zu t-online.

In den vergangenen Wochen wurde dieser Plan schon deutlich erkennbar. Weil Neuer (Muskelfaserriss) verletzt ausfiel, stand Urbig nämlich plötzlich im Tor. Der 21-Jährige überzeugte in den vergangenen vier Spielen mit größtenteils abgeklärten und guten Leistungen – unter anderem auch in beiden Achtelfinalspielen gegen Leverkusen, in denen er jeweils ohne Gegentor blieb. Im Hinspiel war er erstmals für den angeschlagenen Neuer eingewechselt worden. Sein erster Patzer am Samstag beim späten Gegentor zum 1:1 bei Union Berlin trübt die positive Gesamtbilanz etwas.

Ex-Bayern-Boss: "Wir haben damals alles versucht, dass er bleibt"

Neben Neuer und Ulreich kennt Reschke besonders auch Nübel schon sehr lange. Als Nübel ebenfalls damals als U21-Nationaltorwart vom FC Schalke nach München wechselte, war Reschke noch Technischer Direktor bei den Königsblauen.

"Wir haben damals alles versucht, ihn und auch die Bayern davon zu überzeugen, dass er zumindest noch ein Jahr auf Schalke bleibt", erzählt Reschke. "Wir haben mit Engelszungen auf ihn und seinen Berater eingeredet und ihnen die Gefahr aufgezeigt, dass Alex kaum zum Spielen kommen wird."

Die hielten ihm damals aber dagegen, dass er niemals wechseln würde, wenn nicht klar wäre, dass er auch zu entsprechenden Einsätzen kommen würde. Nübel ließ sich von Bayerns damaligem Sportvorstand Hasan Salihamidžić tatsächlich sogar schriftlich Einsätze zusichern. Die Realität, in der der aufstrebende junge Torhüter dann landete, sah trotzdem aus. Vor allem deshalb, weil Salihamidžić diese Rechnung und Versprechungen damals machte, ohne Neuer darin mit einzubeziehen.

Sollte Nübel Urbig eine Warnung sein?

"Ich kannte Manuel Neuer, der damals ja klar der beste Torwart der Welt war, aus meiner Bayern-Zeit sehr gut und wusste, dass er grundsätzlich immer spielen will. Er selbst hat daran auch keinen Zweifel gelassen", sagt Reschke. Am Ende seiner Debüt-Saison beim FC Bayern kam Nübel insgesamt auf genau vier Einsätze, in größtenteils belanglosen Spielen. Anschließend verabschiedete er sich aus München und ließ sich für zwei Jahre nach Monaco ausleihen. Nübel floh gewissermaßen auch vor dem Platzhirsch Neuer, an dessen Thron damals nicht zu rütteln war und auch heute nach wie vor nicht zu rütteln ist.

Spiele

Sollte das, was Nübel in München passiert ist, Urbig nun also nicht eigentlich eine Warnung gewesen sein? Reschke sieht das nicht so. "Urbigs Situation ist völlig anders", sagt er und erklärt auch, warum. "Vielleicht ist es jetzt wirklich das letzte Jahr in der Karriere von Manuel Neuer. Jonas Urbig kommt als Ersatztorwart vom 1. FC Köln und kann im Schatten von Neuer extrem viel lernen." Reschke weiter: "Das ist deutlich logischer als der damalige Wechsel von Nübel, der Kapitän und Stammtorhüter bei Schalke war."

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Neuer will Spiele an Urbig abgeben

Die Vorzeichen scheinen bei Urbig nun tatsächlich komplett andere zu sein. Neuer bestätigte zuletzt am Rande des Auswärtsspiels bei Celtic Glasgow: "Es ist schon so, dass es da auch eine gewisse Absprache gibt und dass wir auch versuchen, dass Jonas sich weiterentwickeln kann. Das geht nur, wenn er auch spielt." Neuer schätzt seinen potenziellen Nachfolger offenbar sehr. "Ich finde ihn sehr gut, er hat sich super integriert in einer laufenden Saison", sagte der Weltmeister von 2014. Dass ein Torwart in der Winterpause dazukomme, sei schließlich ungewöhnlich. Dass er dann unverhofft auch sofort spielt, erst recht.

Neuer, der seinem eigenen Karriereende unweigerlich näherkommt, scheint jetzt bereit dazu zu sein, aktiv an der Staffelübergabe an die jüngere Torhütergeneration beim FC Bayern mitzuwirken. Mit Urbig hat Nübel dabei nun einen neuen, jüngeren Konkurrenten bekommen, gegen den er sich im Kampf um Neuers Erbe durchsetzen muss.

"Vielleicht wird Urbig wird dann dafür nach Stuttgart verliehen"

Nübel hat den Wintertransfer der Bayern trotzdem entspannt zur Kenntnis genommen. Der Münchner Torwarttrainer Michael Rechner, mit dem er in regelmäßigem und gutem Austausch steht, hat ihn frühzeitig darüber informiert. Er habe das neutral aufgenommen, die Gespräche seien sehr gut gewesen, sagte Nübel: "Es war klar, dass etwas passieren würde, da sich Daniel Peretz unglücklich verletzt hatte. Doch die Bayern hätten holen können, wen sie wollen oder in ein noch höheres Regal greifen können, es sind die Bayern." Urbigs bemerkenswerter Blitzstart bei Bayern dürfte aber auch Nübel nicht entgangen sein.

Seine eigene kurzfristige Zukunft sieht er jedenfalls weiter beim VfB. "Stand jetzt bin ich noch hier. Es ist alles ganz entspannt, ich fühle mich sehr wohl in Stuttgart", so Nübel. Ob sein großer Traum, irgendwann Neuers Nachfolger als Stammtorhüter des FC Bayern zu werden, nach all den Umwegen, die er dafür bereits in Kauf genommen hat, am Ende trotzdem noch in Erfüllung gehen wird?

Reschke kann sich das durchaus vorstellen. "Alex ist ein herausragender Bundesliga-Torwart. Natürlich ist es möglich, dass er Neuer eines Tages bei Bayern beerbt", sagt Reschke und hat dafür sogar ein mögliches Szenario im Kopf. "Vielleicht kommt er in einem Jahr zurück zu den Bayern und Urbig wird dann dafür nach Stuttgart verliehen", sagte er. "Vielleicht ist Nübel in einem Jahr auch Stammtorwart der Nationalmannschaft. Vielleicht planen die Bayern aber auch ohne ihn. Spannend – vieles ist möglich."

Auch, dass Nübel am Ende der ewige Kronprinz von Neuer bleiben wird. Wann der einstige Welttorhüter tatsächlich seine Karriere beenden und ob er möglicherweise auch noch mit über 40 Jahren im Tor der Bayern stehen wird, steht momentan noch in den Sternen. Es ist auch nicht auszuschließen, dass Nübel am Ende ein großes unerfülltes Versprechen beim FC Bayern bleiben könnte.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Telefonisches Interview mit Michael Reschke

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