Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.DFB-Botschafterin Šašić Was aktuell im Frauenfußball noch fehlt
Der Weg des Frauenfußballs in Deutschland war seit jeher ein steiniger. Auf dem Weg zurück in die Weltspitze braucht es Veränderungen. Das sieht auch die ehemalige Weltklassespielerin Célia Šašić so.
Celia Šašić kann auf eine erfolgreiche Zeit als Spielerin zurückblicken. Im Jahr 2015 beendete sie ihre Karriere – und konnte diese gleichzeitig mit dem Gewinn der Champions League krönen. Mit 2:1 siegte damals der 1. FFC Frankfurt (heute Eintracht Frankfurt, Anm. d. Red.) gegen Paris Saint-Germain. Šašić erzielte nicht nur das wichtige 1:0, sondern holte sich zudem die Torjägerkanone in der Königsklasse.
Das Finale fand im Mai 2015 im maroden Berliner Jahn-Sportpark statt, während das Endspiel der Männer wenige Tage später im Olympiastadion ausgetragen wurde.
Mehr als sechs Jahre später traf t-online die langjährige Nationalspielerin im Rahmen der Präsentation des Logos für die Männer-EM 2024 in Berlin. Seit mehreren Jahren bereits unterstützt sie den DFB als Integrationsbotschafterin, ist zudem Mitglied des deutschen EM-Komitees für das Heimturnier.
Zeitgleich zum Treffen im Olympiastadion mit Šašić absolvierten die Frauen der TSG Hoffenheim sowie des FC Bayern an jenem Dienstag den ersten Spieltag in der neu geschaffenen Champions League. Seit dieser Saison erscheint die Königsklasse bei den Frauen in neuem Gewand: eine eigene Hymne, eine an die Männer angelehnte Gruppenphase sowie in Deutschland mit DAZN einen Sender, der alle Partien des Wettbewerbs überträgt – und diese auch bei YouTube einer breiten Öffentlichkeit kostenfrei zur Verfügung stellt.
"Wenn ich daran denke, wie wir 2015 im Jahn-Sportpark das Finale der Champions League gespielt haben – der Wettbewerb ist stark professionalisiert", schwärmt Šašić von der Königsklasse. "Die Reformen sind richtungsweisend."
In der Tat gleicht der Wettbewerb in der Aufmachung mehr und mehr dem der Herren. Damit sich die Professionalisierung auch in der hiesigen Bundesliga durchschlägt, bedarf es einer notwendigen Struktur. "Wir brauchen Nachwuchsleistungszentren für Mädchen. Das ist etwas, was aktuell nicht da ist", fordert Šašić. "Wir wollen eine gute Ausbildung garantieren und das Produkt Frauen-Bundesliga hochwertig gestalten. Der Mut muss da sein, mehr zu investieren."
Positive Ansätze gibt es. Der Verband hat eine "Strategie 2027 – Frauen im Fußball" entworfen, in der die "Optimierung der Förderstrukturen im Hinblick auf verbesserte Talentgerechtigkeit" sowie eine "weitere Professionalisierung der U-Nationalmannschaften im weiblichen Bereich" als Ziel gesetzt wird. Seit dieser Saison sind zudem alle 132 Spiele der Frauen-Bundesliga live zu sehen, zudem wurde mit der ARD eine Vereinbarung erzielt, die Frauen-Bundesliga mit einem Samstagsspiel regelmäßig ins Programm der Sportschau am Samstagabend aufzunehmen.
Šašić lobt DFB-Team
Ein positiver Anfang ist gemacht. Die Entwicklungen in den Vereinen sieht Šašić grundsätzlich positiv: "Es gibt ja schon einige Profiklubs aus der Männer-Bundesliga, die verstärkt in die Frauenabteilungen investieren", so Šašić. "Vereine, die nicht an einen Männerklub angegliedert sind, werden es in Zukunft sehr schwer haben", prognostiziert die 33-Jährige.
Auch in Hinblick auf die Nationalmannschaft und die anstehende Europameisterschaft der Frauen im kommenden Jahr in England ist Šašić nicht bange. "Da sind vielversprechende Talente mit dabei, die sich aufgrund der Verschiebung der EM besser finden konnten", so Šašić über die Mannschaft von Martina Voss-Tecklenburg, die erst am Donnerstag Israel knapp mit 1:0 besiegte. "Viele junge Spielerinnen, beispielsweise aus Hoffenheim, können nun auch international Erfahrung sammeln." Mit Jule Brand, Fabienne Dongus, Jana Feldkamp und der nachnominierten Torhüterin Martina Tufeković stehen aktuell insgesamt vier Hoffenheimerinnen im DFB-Kader.
Wegen der Corona-Pandemie war die EM 2021 in England um ein Jahr verschoben worden. Da sich die deutsche Mannschaft nicht für die Olympischen Spiele in Tokio qualifiziert hatte, liegt mit der WM 2019 das letzte große Turnier bereits drei Jahre zurück. Damals schied die Nationalmannschaft der Frauen im Viertelfinale gegen Schweden aus.
Den letzten großen Titel gewannen die DFB-Frauen 2016. Bei den Spielen in Rio holte die zu der Zeit von Silvia Neid trainierte Mannschaft die Goldmedaille.
- Persönliches Gespräch mit Celia Šašić
- Eigene Recherche
- DFB-Kadernominierung