DFB-Spielführerin Lockerheit als WM-Rezept - Popp: "Ich bin sehr entspannt"
Bruz (dpa) - Noch hat sich bei Alexandra Popp keinerlei Nervosität eingestellt. Auch drei Tage vor dem Auftaktmatch bei der Frauenfußball-WM gegen China wirkt die deutsche Spielführerin extrem locker und zuversichtlich.
"Natürlich ist es für mich eine große Ehre, die Mannschaft erstmals bei einer WM als Kapitänin aufs Feld zu führen. Aber noch bin ich sehr entspannt, das Kribbeln kommt wahrscheinlich am Freitagabend, wenn man ins Bett geht", sagte die 28 Jahre alte Angreiferin vom Double-Sieger VfL Wolfsburg mit Blick auf das erste Spiel der DFB-Elf am Samstag (15.00 Uhr/ARD und DAZN) in Rennes gegen die Asiatinnen.
Beim Heim-Turnier 2011 und der Weltmeisterschaft vor vier Jahren in Kanada seien die eigenen Erwartungen und die öffentlichen Ansprüche an den erfolgsverwöhnten zweimaligen Welt- und achtmaligen Europameister viel höher gewesen, erläuterte Popp am Mittwoch. "Weil jeder vorher gesagt hat, Deutschland wird sowieso Weltmeister. Diesen Druck haben wir jetzt nicht."
Das liegt auch daran, dass die DFB-Auswahl vor zwei Jahren bei der EM in den Niederlanden mit dem frühen Viertelfinal-Aus gegen Dänemark ein überraschendes Debakel erlebte und ein Jahr nach dem Olympiasieg in Rio eine Talsohle durchschritt. "Bei der EM habe wir leider kein gutes Bild abgegeben. Außerdem gibt jetzt wirklich mehr Favoriten als früher", betonte die deutsche Stoßstürmerin, die sichtlich gereift ist. Gleichwohl ist sich Popp trotz ihrer größeren Verantwortung als Leitfigur treu geblieben ist. Die gelernte Tierpflegerin aus Gevelsberg plaudert manchmal drauflos, wie ihr der Schnabel gewachsen ist. Dabei verwechselt sie im Eifer des Gefechts schonmal die Worte oder Bedeutungen, was sie umso sympathischer macht. Am Mittwoch meinte sie unter anderem: "Wenn wir bei der WM am Ende ganz oben stehen würden, wäre das natürlich der Super-Gau." Oder: "Wir gehen mit erhobener Brust in das Spiel."
Co-Trainerin Britta Carlson lobte Popp, die in 96 Länderspielen 46 Tore erzielte, als Führungsspielerin auf und neben dem Platz: "Sie hat eine enorme persönlichen Entwicklung genommen. Sie sagt klar ihre Meinung und hat sich den Stand in der Mannschaft erarbeitet", lobte die 41 Jahre alte Assistentin von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg. Auf dem Rasen ist die robuste und sehr kopfballstarke Stürmerin ohnehin unverzichtbar. Carlson: "Wir sehen sie ganz vorn in der Box. Mit ihrer Präsenz ist sie ganz wichtig."
Alle 23 Spielerinnen seien fit und einsatzbereit, berichtete Carlson. Auch Außenangreiferin Svenja Huth, die tags zuvor mit dem Training ausgesetzt hatte, sollte wieder trainieren. "Svenja hat gegen Chile einen Schlag auf den Fuß bekommen, und er war stark angeschwollen. Da wollten wir kein Risiko eingehen", erklärte die frühere Nationalspielerin. Mit den bisherigen Übungseinheiten in Frankreich und dem Stand der Vorbereitungen insgesamt ist das Trainerteam sehr zufrieden. Laut Carlson versuche man, dem jungen Team Spaß zu vermitteln und eine gewisse Lockerheit vorzuleben, "aber ohne den Fokus zu verlieren".
Der erste WM-Gegner ist analysiert, auch wenn die Detailbesprechung mit der Mannschaft erst noch erfolgt. Besonderen Respekt genießt die chinesische Offensive mit den schnellen Stürmerinnen Shuang Wang, die für Paris Saint-Germain spielt, und Shanshan Wang. Man habe sich Chinas letzten Test gegen Frankreich angeschaut, den der WM-Gastgeber nur knapp mit 2:1 gewann. "Wir wissen um die Stärken der Chinesinnen. Aber wir haben einen guten Matchplan", verriet Carlson, und klag sehr optimistisch: "Wenn man gut gearbeitet hat, kann man auch locker in die letzte Vorbereitung gehen."