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Frauen-EM 2022: Deutschland selbstbewusst – plötzlich Favoritinnen?


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Starker EM-Auftakt
Deutschland hat sie alle überrascht


Aktualisiert am 09.07.2022Lesedauer: 3 Min.
Martina Voss-Tecklenburg (l.) ballt die Faust: Der Sieg gegen Dänemark war ein überzeugender Auftritt.Vergrößern des Bildes
Martina Voss-Tecklenburg (l.) ballt die Faust: Der Sieg gegen Dänemark war ein überzeugender Auftritt. (Quelle: IMAGO/Simon Dael/Shutterstock)
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Vor der EM galt Deutschland bestenfalls als Mitfavorit auf den Titel. Doch nach dem ersten Spiel hat ganz Europa das DFB-Team auf dem Zettel.

Ihre Karriere als Spielerin hat Martina Voss-Tecklenburg vor 19 Jahren beendet. Ein hohes Laufpensum hatte die Bundestrainerin am gestrigen Freitag trotzdem. Das galt nicht nur für die 90 Minuten während des EM-Auftakts gegen Dänemark, sondern auch für die Zeit danach. Voss-Tecklenburg klatschte nahezu jede Spielerin ab, drehte noch eine kleine Runde für die Fans im Stadion in Brentford – und war selbst nach Mitternacht noch für Fotos mit Fans am Mannschaftsbus zu haben.

Der 54-Jährigen waren die Freude und die Erleichterung über den geglückten Start in ihr zweites Turnier als Bundestrainerin anzumerken. Monatelang war ihr Team skeptisch betrachtet worden, insbesondere nach der 2:3-Niederlage gegen Serbien im April. Voss-Tecklenburg selbst sprach von einem "richtig schlechten Spiel". Zwei Länderspiele später ist die Welt beim DFB eine andere.

Mit 4:0 fegten die Damen in Weiß Dänemark vom Platz. Die Skandinavierinnen waren überfordert mit dem deutschen Druck. Von Anfang an funktionierte das Pressing, auch das 1:0 entstand durch einen hohen Ballgewinn am gegnerischen Strafraum. Der Matchplan der Bundestrainerin ging auf. Deutschland drängte Dänemark in die eigene Hälfte, kontrollierte so Ball und Gegner und sorgte vor allem dafür, dass Superstar Pernille Harder nicht ins Spiel kam.

Stürmerin Lea Schüller schwärmte im ZDF: "Wir haben uns in einen Rausch gespielt. Unser Angriffspressing hat sehr gut funktioniert. Ein 4:0 im ersten Spiel ist überragend." Voss-Tecklenburg lobte im Gespräch mit dem SID auch die anderen Mannschaftsteile: "Es war ein großartiges Teamwork in alle Richtungen. Wir hatten eine große Defensivlust und ein super Umschaltspiel. Wir hatten große Freude, uns untereinander zu helfen und dann dem Gegner wehzutun."

Endlich eine Vorbereitung

Nicht wenige sprachen bei dem 4:0 über das beste Spiel in der Amtszeit Voss-Tecklenburgs. Seit Ende November 2018 ist sie im Amt, die WM rund ein halbes Jahr später endete mit einem Aus im Viertelfinale. Die Euphorie um die neue Trainerin war verflogen. Es folgten schwierige Monate und Jahre. Die Corona-Pandemie und Verletzungen von Schlüsselspielerinnen sorgten dafür, dass die Mannschaft unter Voss-Tecklenburg nie ein klares Gesicht zeigte. Es musste viel rotiert und getauscht werden, die Aufstellung war selten konstant.

Zwischen dem letzten Spiel des Jahres 2021 (WM-Quali auswärts in Portugal) und dem ersten von 2022 (WM-Quali zu Hause gegen Portugal) lagen vier Änderungen in der Startelf. Zwischen dem zweiten Portugal-Spiel und der besagten Niederlage gegen Serbien weitere fünf.

Durch die wechselhaften Auftritte galt Deutschland bei den Wettanbietern vor dem EM-Start nur als Mitfavorit. Spanien, England, Frankreich, die Niederlande und Schweden wurden stärker gesehen. Der Auftritt gegen Dänemark – bei den Wettanbietern übrigens nur zwei Plätze hinter Deutschland – wird diese Einschätzung womöglich ändern. Denn die DFB-Auswahl hat alle überrascht.

Für Bundestrainerin Voss-Tecklenburg war das 4:0 keine große Überraschung, sondern eine logische Konsequenz: "Wir hatten einfach eine Vorbereitungszeit. Es war ein schwieriges Jahr mit vielen Ausfällen und Problemen. Ich bin sehr froh, dass wir auch mit Unterstützung der Vereine die Möglichkeit hatten, uns früh zu treffen. Wir haben die Vorbereitung gut gesteuert. Auch die Zeit in Herzogenaurach mit vielen Gesprächen hat dazu geführt, dass dieses Team in sich unheimlich gewachsen und gefestigt ist."

Was bedeutet der Sieg?

Bei aller Euphorie über den Sieg ist der deutschen Nationalmannschaft jedoch klar, dass der stärkste Gruppengegner jetzt erst kommt. Mit Spanien wartet am Dienstag ein Topfavorit für den EM-Titel auf die DFB-Auswahl. Auch ohne Superstar Alexia Putellas vom FC Barcelona zeigte "La Roja" am Freitag gegen Finnland, warum sie so gefürchtet ist.

Die Spanierinnen dominierten das Spiel, hatten 78 Prozent Ballbesitz und 32 Torschüsse. Der passintensive Fußball des Teams von Trainer Jorge Vilda wird auch die deutsche Mannschaft herausfordern. Denn Spanien kommt mit einem intensiven Angriffspressing besser klar, da die Verteidigerinnen technisch sicherer sind.

Trotz alledem geht Deutschland nach dem Auftaktsieg mit breiter Brust ins Spiel. Voss-Tecklenburg: "Wir stellen uns auf einen anderen Gegner ein, ohne dass wir unser Spiel verändern oder unsere Stärken vergessen." Selbstbewusst fügte die gebürtige Duisburgerin an: "Uns muss erst mal einer schlagen."

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
  • dfb.de: "2:3 in Serbien: DFB-Frauen kassieren erste Niederlage"
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