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DFB-Pokal: Der Dorfverein Drochtersen-Assel will den FC Bayern ärgern


Maurer, Autohändler, Studenten
Dorfverein hat ein kurioses Ziel gegen Bayern

Von sid
17.08.2018Lesedauer: 3 Min.
Sören Behrmann ist hauptberuflich in einem Automobilhaus tätig. Am Samstag will er den Bayern das Leben schwer machen.Vergrößern des Bildes
Sören Behrmann ist hauptberuflich in einem Automobilhaus tätig. Am Samstag will er den Bayern das Leben schwer machen. (Quelle: Joachim Sielski/imago-images-bilder)

Die Spieler gehen gewöhnlichen Berufen nach, am Samstag sollen sie Fußball-Helden werden. Das niedersächsische Dorf Drochtersen fiebert dem Erstrundenspiel im DFB-Pokal gegen Bayern München entgegen.

Sören Behrmann sitzt an seinem Schreibtisch in einem Autohaus. Aus seinem Büro schaut er auf die frisch polierten Wagen im Showroom und wartet auf Kundschaft. Dabei kreisen Behrmanns Gedanken seit Tagen vor allem um Robert Lewandowski, Thomas Müller, Manuel Neuer und Co.


"Wir können es kaum erwarten, dass es endlich losgeht", sagt Behrmann. Die Erstrundenpartie im DFB-Pokal gegen Rekordmeister Bayern München am Samstag (15.30 Uhr im Liveticker bei t-online.de) sei für ihn und seine Mitspieler von Regionalligist Drochtersen/Assel "ein Jahrhundertspiel". Schon nach der Auslosung am 8. Juni, "einem der schönsten Tage in meinem Leben", habe er "43 Stunden lang nicht geschlafen".

"Bayern sprengt alle Dimensionen"

Behrmanns Augen leuchten, wenn er vom Duell mit dem Branchenprimus und seinem Idol Mats Hummels spricht. Der Kapitän des Viertligisten, der im echten Leben täglich von 8 bis 18 Uhr Autos in Stade verkauft, war schon dabei, als Drochtersen vor zwei Jahren in der ersten Runde haarscharf an einer Sensation gegen Borussia Mönchengladbach (0:1) vorbeischrammte. "Gladbach war unser Highlight, aber Bayern sprengt alle Dimensionen", sagt der 28 Jahre alte Innenverteidiger, der in Drochtersen zusammen mit Schülern und Studenten, mit Maurern und Steuerberatern kickt.

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Seit Tagen gibt es in der 11.500-Einwohner-Gemeinde, 45 Kilometer nordwestlich von Hamburg, nur dieses eine Thema. Selbst die Kirche kann sich der Faszination des bevorstehenden Großereignisses nicht entziehen. "Wir glauben an Wunder. Wir vertrauen auf Gott. Wir sind D/A", begrüßt das örtliche Gotteshaus seine Gäste im Stadtzentrum mit einem riesigen Banner. Im historischen Rathaus trägt Bürgermeister Mike Eckhoff dieser Tage schonmal seinen Fanschal.

Freiwilliger Verzicht auf deutlich mehr Einnahmen

"Das Spiel ist in aller Munde. Ob Kirche oder Bürger – wir fiebern alle daraufhin", sagt Eckhoff. Am Gartenzaun spreche man drüber. "Und selbst bei Ratssitzungen."

Dank zusätzlich aufgebauter Stahltribünen dürfen am Samstag 7.800 Fans die Weltstars aus München im Stadion bewundern. "Wir hätten ohne Frage auch 30.000 Tickets oder mehr verkaufen können", sagte Vereinspräsident Rigo Gooßen. Aus wirtschaftlichen Gründen nach Hamburg umzuziehen, habe aber "nie zur Diskussion" gestanden. "Für unser Dorf ist es ein einmaliges Erlebnis. Darüber soll man noch in 10, 15 Jahren sprechen", sagt Gooßen, der dem Klub seit 37 Jahren vorsteht.

Seitenhieb auf den HSV

An einen Erstrundenerfolg gegen die Bayern, wie er zuletzt vor 24 Jahren den Amateuren vom TSV Vestenbergsgreuth gelang, glaubt in Drochtersen allerdings keiner so richtig. "Wir wollen das Spiel genießen, werden uns zerreißen bis zum Ende", sagt Behrmann, "aber gegen solche Weltstars wird es natürlich richtig schwer.

Das Ziel? "Wir wollen weniger Gegentore als der HSV kriegen, darüber witzeln wir in der Kabine. Und vielleicht schaffen wir es ja tatsächlich, weniger als acht zu bekommen." Vor eineinhalb Jahren hatten die Hamburger mit 0:8 beim FC Bayern verloren. Das war nur eine von vielen heftigen Pleiten in den vergangenen Jahren.


Die Bayern dürfen sich vor der Reise in die niedersächsische Provinz unterdessen auf einen kulinarischen Leckerbissen freuen. Denn seit DFB-Präsident Reinhard Grindel nach einem Besuch im Kehdinger Stadion vor zwei Jahren öffentlich im Fernsehen von der Bratwurst schwärmte, rühmt sich der Dorfklub, die beste Stadionwurst Deutschlands zu verkaufen.

"Die Bayern sollten vor dem Spiel ruhig schonmal eine kleine Bratwurst essen", rät Bürgermeister Eckhoff. Ob Bayern-Coach Niko Kovac und seine Stars sich am Samstag tatsächlich an der Würstchenbude unters Volk mischen? Egal. Ganz Drochtersen freut sich auf eine unvergessliche Fußball-Party. "Das wird ein richtig schönes Dorffest", verspricht Behrmann. Er kann es kaum erwarten.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur sid
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