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Toni Kroos | Kommentar zu Interview: "Dünnhäutig wie ein Wiener Würstchen"


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Toni-Kroos-Interview
Dünnhäutig wie ein Wiener Würstchen

  • Florian Wichert
MeinungVon Florian Wichert

Aktualisiert am 29.05.2022Lesedauer: 2 Min.
Toni Kroos im Finale gegen Liverpool: Ein Interview nach dem Spiel sorgte für Aufsehen.Vergrößern des Bildes
Toni Kroos im Finale gegen Liverpool: Ein Interview nach dem Spiel sorgte für Aufsehen. (Quelle: Molly Darlington/reuters)
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Toni Kroos hat zum fünften Mal die Champions League gewonnen. Im Moment des Triumphs entpuppte er sich allerdings als schlechter Gewinner.

"Herzlichen Glückwunsch, was für ein großartiger Abend. Können Sie selbst das schon richtig fassen? Zum fünften Mal haben Sie diesen Henkelpott gewonnen, im Champions-League-Finale triumphiert. Das ist ja unfassbar, oder? (…)
Sie haben hier gestanden und ins Publikum geschaut, weil das erst mal sacken muss? (…)
Auch weil es vom Spielverlauf her gar nicht so selbstverständlich war? (…)
War es überraschend für Sie, dass Real doch ganz schön in Bedrängnis geraten ist?"

Das waren die Fragen von ZDF-Reporter Nils Kaben an Toni Kroos nach dem 1:0-Sieg im Champions-League-Finale gegen einen vollkommen überlegenen FC Liverpool.

"Du hattest jetzt 90 Minuten Zeit, dir vernünftige Fragen zu überlegen, ehrlich. Und jetzt stellst du mir zwei so Scheißfragen. Das finde ich Wahnsinn!"
"Ganz schlimm. Ganz schlimm. Wirklich."
"Du stellst erst drei Negativfragen, da weißt du doch schon, dass du aus Deutschland kommst."

Das waren die Antworten von Toni Kroos, der wenige Minuten zuvor zum fünften Mal die Königsklasse gewonnen hatte und das Interview entnervt abbrach.

Wie passen diese Fragen und Antworten zusammen?

Gar nicht.

Kaben hat nichts anderes gemacht als seinen Job – Kroos dagegen dünnhäutig reagiert wie ein Wiener Würstchen.

Waren die Fragen zu kritisch? Sicher nicht.

Doch Kroos ist offensichtlich frustriert von jahrelanger kritischer Berichterstattung in Deutschland. Hier wurde er als Querpass-Toni bezeichnet, beim FC Bayern nicht genug wertgeschätzt und verkauft. Hier wurden seine Leistungen in der Nationalmannschaft stets kritisch beäugt und in den vergangenen Jahren seine Eignung für den modernen Fußball hinterfragt.

Falsches Verständnis von Sportjournalismus

Natürlich lebt der Greifswalder in Spanien auch seit Jahren in einer Blase mit Schulterklopfern, Millionengehältern und Beratern, die die Kritik in der Heimat für ihn "einordnen". Und natürlich wird er dort auch zu Recht für seine überragende Karriere gefeiert.

Entscheidend für den Abbruch des Interviews ist aber ganz offensichtlich ein falsches Verständnis von Sportjournalismus. Ein Reporter des ZDF ist nicht da, um vor Kroos und seinem zweifellos grandiosen Erfolg auf die Knie zu gehen und ihn zu lobpreisen.

Er ist sicher da, um Stimmung und Emotionen zu transportieren. Er ist aber auch da, um Hintergründe zu beleuchten, den Zuschauern zu einem Erkenntnisgewinn zu verhelfen und einen Mehrwert zu schaffen.

Das setzt zwei Dinge voraus: kritische Fragen und fundierte Antworten. Die Fragen von Kaben waren nicht einmal überaus kritisch, angebracht waren sie aber allemal. Vernünftige Antworten dagegen hat Kroos verweigert und sich damit als mieser Gewinner entpuppt.

Stellen Sie sich vor, ein hochrangiger Politiker würde nach einer gewonnenen Wahl ein Interview abbrechen wie Kroos – nur weil er darauf aufmerksam gemacht wird, dass der Wahlsieg etwas knapper als erwartet ausgefallen ist. Die Karriere wäre wohl schnell beendet.

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