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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Champions League Ohne zu überzeugen: So holte Klopp den Titel
Jürgen Klopp gewinnt zum ersten Mal in seiner Karriere die Champions League und hat allen Grund zum Feiern. Sein FC Liverpool und Tottenham Hotspur lieferten sich allerdings ein durchwachsenes Duell. Die taktische Analyse zum Finale.
Beide Trainer überraschten mit ihrer personellen und taktischen Wahl nicht. Bei Liverpool setzte Klopp auf das bekannte 4-3-3. Mauricio Pochettino vertraute auf die wiedergenesenen Harry Winks und Harry Kane in einem asymmetrischen 4-2-3-1, in dem Christian Eriksen nominell auf der rechten Seite, aber in der Realität vor allem im Mittelfeldzentrum agierte.
In diesen Grundformationen bestritten beide Teams das Finale
Hoch und weit
Dass das Endspiel mit einem Paukenschlag in Form des schnellen Elfmetertreffers von Mohamed Salah begann, änderte an der Intensität der Partie nichts. Denn im Anschluss zeigten sich beide Teams zurückhaltend und mit vielen Ungenauigkeiten im Passspiel. Die gefährlichsten Situationen entstanden zumeist nach langen Diagonalbällen aus der Verteidigung. Bei den Spurs gingen diese Zuspiele in Richtung Heung-Min Son, bei Liverpool von Virgil van Dijk aus in die offensiven Halbräume.
Doch wenn es darum ging, strukturiert durchs Mittelfeld zu spielen, scheiterten beide Mannschaften immer wieder am Pressing des Gegners. Gerade Liverpool stand im 4-3-3 sehr kompakt und verdichtete die zentralen Räume, um Tottenham keine Vorstöße zu ermöglichen. Pochettinos Team suchte deshalb oftmals den Weg über die linke Seite, wo sich Son sowie Dele Alli tummelten.
Lange keine Änderungen
Zur Halbzeitpause konnte keiner der beiden Trainer zufrieden sein. Nach dem Elfmeter gab es lediglich einen weiteren Schuss innerhalb des Strafraums, den Salah allerdings in Richtung Eckfahne beförderte. Zudem spielte Liverpool lediglich 147 erfolgreiche Pässe innerhalb der ersten 45 Minuten – der niedrigste Wert aller Saisonspiele der Reds. Allein diese Fakten sprachen Bände über die Qualität des Endspiels.
Aber weder Klopp noch Pochettino nahmen zunächst größere taktische Veränderungen vor. Die Spurs profitierten vor allem davon, dass sich Eriksen immer häufiger im direkten Duell mit Fabinho durchsetzen konnte und in der Mitte frei an den Ball kam. Dies änderte sich erst, als Pochettino mit Lucas Moura einen weiteren Stürmer einwechselte und Eriksen ein Stück weit zurückzog.
Tottenham mit der Brechstange
Mit der Hereinnahme von Lucas wurde das Angriffsspiel von Tottenham noch umtriebiger und war noch stärker von positionellen Wechseln geprägt. Das erschwerte der Liverpool-Defensive die konsequente Zuordnung. Aber bis auf einzelne Schussversuche gelang es Tottenham zu selten, die eigene Überlegenheit bei Ballbesitz auszunutzen.
Pochettino griff in der Schlussphase zur Brechstange: Er nahm den technisch starken Alli runter und brachte den physisch präsenten Mittelstürmer Fernando Llorente. Doch die zuvor schon zu Tage getretenen Probleme in der Raumaufteilung der Spurs wurden dadurch eher noch schlimmer. Am Ende traf Divock Origi auf der anderen Seite nach einem Eckball und zerstörte die letzten Hoffnungen für Tottenham.