Real-Pleite wäre gut Der Champions League droht das Bundesliga-Schicksal
Heute Abend steigt in Kiew das Champions League-Finale zwischen Real Madrid und dem FC Liverpool. Wieder einmal sind die Spanier Favorit. Doch ein Sieg Reals wäre schlecht für den Fußball.
Zum dritten Mal in Serie bestreitet Real Madrid das Finale in der Champions League. Nach den Siegen über Atlético Madrid und Juventus Turin in den vergangenen beiden Jahren wartet im Endspiel von Kiew nun der FC Liverpool (20.45 Uhr, im Liveticker bei t-online.de). Erstmals seit dem FC Chelsea 2012 steht wieder ein englisches Team im Endspiel um Europas Krone, die Buchmacher setzen allerdings auf einen erneuten Sieg Madrids.
Sieg der Bayern ist ein halbes Jahrzehnt her
Es wäre der vierte Triumph Reals in den vergangenen fünf Jahren, lediglich unterbrochen vom FC Barcelona 2015. Dass eine Mannschaft außerhalb Spaniens den Titel gewinnen konnte, ist mit dem Erfolg der Bayern 2013 sogar schon ein halbes Jahrzehnt her. Ein weiterer Sieg der Madrilenen im diesjährigen Finale würde die ohnehin schon fehlende Abwechslung in diesem Wettbewerb nur noch verstärken.
Seit Jahren schon tummeln sich in der K.o.-Runde die gleichen Teams. Das Überstehen der Gruppenphase stellt für Mannschaften wie Madrid, Barcelona, Manchester, Paris oder die Bayern keine Herausforderung dar. Erst ab dem Achtel- beziehungsweise Viertelfinale gewinnt dieser Wettbewerb für die „Überteams" an Reiz.
Kleinere Mannschaften können lediglich punktuell überraschen und im Konzert der Großen mitmischen. Umso erfreulicher, dass mit dem FC Liverpool eine Mannschaft im Endspiel steht, mit der vor Saisonbeginn wohl niemand gerechnet hätte.
Ein Sieg des FC Liverpool hätte Charme
Sicherlich ist der FC Liverpool ebenfalls ein finanzkräftiger Mitbewerber – aber eben kein Dauergast unter den letzten Vier wie Real Madrid (seit 2011 immer dabei) oder die Bayern (sieben Mal in den vergangenen neun Jahren). Mit einem Erfolg Liverpools würde nicht nur ein vermeintlicher Außenseiter in die Phalanx der Großen stoßen und für die vielleicht größte Überraschung sorgen seit Porto 2004.
Die wiederkehrende Eintönigkeit des gleichen Gewinners wäre durchbrochen – und würde dem Turnier den Charme zurück verleihen. Das beste Beispiel dafür, was der Sieg eines Außenseiters auslösen kann, lieferte vergangene Woche Eintracht Frankfurt.
Dass die Eintracht, wenn auch ein wenig glücklich, die Bayern im DFB-Pokal besiegte, sorgte nicht nur bei eingefleischten Frankfurt-Fans für Glücksgefühle. Die halbe Nation freute sich mit dem Underdog. Und selbst Bayern-Anhänger zeigten sich angetan von der ehrlichen und überschwänglichen Freude beim Gegner nach dem ersten Titelgewinn seit 30 Jahren.
Was der immer gleiche Sieger mit einem Wettbewerb macht, offenbarte dieses Jahr hingegen wieder die Bundesliga. Die Bayern holten zum sechsten Mal in Folge die Schale, doch wirklich interessieren konnte dies keinen. Der Reiz der Meisterschaft ist keiner mehr. Umso wichtiger, dass Liverpool Real schlägt.