Millionen-Spiel Fußball Darum wird es ein heißer Transfer-Sommer
Der Fußball bekommt immer mehr zu einem Millionen-Spiel — auf und außerhalb des Platzes. In diesem Sommer werden wieder irrwitzige Transfer-Summen fließen. T-online.de erklärt, warum dieser Fußball-Sommer besonders heiß werden wird.
Egal ob der FC Bayern in der Bundesliga oder der FC Barcelona. Beide Teams haben in der Champions League schon frühzeitig die Segel streichen müssen. Noch schlimmer ist es bei Paris St. Germain. Der französische Edel-Klub verspielt am Sonntag in Nizza sogar die Meisterschaft. Doch nicht nur diese Klubs werden sich personell verstärken.
Weltmeisterschaft treibt die Preise nach oben
Bei jedem großen Turnier werden neue Stars geboren, besonders bei einer Weltmeisterschaft. Nächstes Jahr im Sommer findet die WM-Endrunde in Russland statt. Mit guten Leistungen treiben die Spieler ihre Marktwerte und dementsprechend auch ihre Ablösesummen nach oben. Also: Lieber schon jetzt bei den entsprechenden Spielern "angreifen".
► 2014 führt Costa Ricas Torwart Keylor Navas sein Team bis ins Viertelfinale. Nach dem Turnier wechselt er zu Real Madrid, löst Klub-Ikone Iker Casillas als Nummer eins ab. Auch WM-Torschützenkönig James Rodriguez findet nach dem Turnier den Weg zu den Königlichen. Sein Marktwert explodiert von 23 auf 60 Millionen. Nur so kann Monaco 75 Millionen Euro Ablöse kassieren.
Dieses Phänomen ist natürlich nicht neu. Der MSV Duisburg kann davon ein schmerzhaftes Lied singen. 1996 wollen die Zebras Pavel Nedved von Sparta Prag verpflichten. Beide Klubs zögern jedoch. Nedved spielt eine überragende Europameisterschaft, ist einer der Stars des Turniers und wechselt für 3,5 Millionen Euro zu Lazio Rom. Fünf Jahre später bezahlt Juventus Turin 41,5 Millionen.
Neue Spieler, mehr Titel
Bayern München ist nicht der einzige europäische Top-Klub, der mit seiner Saison nicht zufrieden ist. Auch wenn die Verantwortlichen beteuern, keine "wilden" Dinge auf dem Transfermarkt machen zu wollen, darf man gespannt sein. Bislang steghen lediglich die Hoffenheimer Niklas Süle und Sebastian Rudy als Neuzugänge fest.
In Spanien kämpfen wieder einmal Real Madrid und Barcelona um die Meisterschaft. Die besseren Karten hat Real, doch trotz Double-Chance (Meisterschaft und Champions League) soll der Kader verändert werden. Präsident Perez will einen neuen Star präsentieren — damit er wiedergewählt wird. Und es soll endlich ein Torwart von königlichem Format verpflichtet werden: ManUniteds de Gea ist das Objekt der Begierde.
Noch größer werden die Kader-Umbauten beim FC Barcelona werden. Das hilflose Aus in der Champions League, der drohende 2. Platz in der Liga. Das soll den stolzen Katalanen nicht noch einmal passieren. Fokus: Mittelfeld und Abwehr. Dazu kommt ein neuer Trainer. Luiz Enrique hört am Saisonende (mehr oder weniger) freiwillig auf.
In England die meisten Krisen-Klubs
In England klafft gleich bei mehreren Klubs eine Riesen-Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Bei Manchester City hofft man im Sommer, mit Trainer Pep Guardiola die Meisterschafts-Garantie eingekauft zu haben. Doch der Kader genügt nicht den Ansprüchen des Spaniers. In der Champions League scheitern die Citizens erneut früh (Achtelfinale), in der Liga droht die direkte Qualifikation für die Champions League verpasst zu werden. Mit Pep in die Europa League? Unvorstellbar!
Gleiches gilt für Lokalrivale Manchester United. Mit Star-Trainer José Mourinho will man eigentlich wieder um die Meisterschaft mitspielen, stattdessen reicht es nur für den Ligapokal. Hoffnungsschimmer ist die Europa League. Dort stehen die Red Devils im Halbfinale gegen Vigo. Der Gewinner der Europa League qualifiziert sich direkt für die Gruppenphase der Königsklasse.
Neben dem sportlich schlechten Leistungen kommt hinzu, dass Mourinho die Offensive umbauen muss. Ibrahimovic hat sich schwer am Knie verletzt, muss ersetzt werden. Klub-Ikone Wayne Rooney wird den Verein aus Altersgründen verlassen. Er will in England bleiben, kämpft um eine Rückkehr in die Nationalmannschaft. United träumt von Griezmann (Atlético Madrid) und Lukaku (Everton) als Neuzugänge.
Tabellenführer Chelsea muss damit rechnen, dass Eden Hazard die Blues verlässt. Er steht bei Real auf der Liste. Sturm-Diva Diego Costa soll nach China verkauft werden. Für beide Top-Stars werden Nachfolger gesucht.
Arsenal spielt eine desolate Saison. Die Champions-League-Qualifikation ist kaum mehr möglich. Nur der Gewinn des FA Cups kann die Saison noch retten. Auch die Gunners werden mächtig investieren wollen.
Monaco droht Ausverkauf
Paris St. Germain hat mit der 1:3-Niederlage in Nizza alle realistischen Chancen auf die Meisterschaft verspielt. Dazu haftet das historische 1:6-Debakel in der Champions League beim FC Barcelona als Makel an. Meisterschaft und Königsklasse Adieu und "Bon Voyage" für Trainer Unai Emery? Der Spanier wackelt und auch im Team soll es Veränderungen geben.
Dem designierten Meister AS Monaco droht nach seiner Fabel-Saison der Ausverkauf. Der Überraschungs-Halbfinalist der Champions League ist das heißeste Team auf dem Transfermarkt. Mendy, Bakayoko, Lemar, Bernardo Silva und natürlich Turbo-Teenie Mbappe – diese Spieler können die Monegassen kaum halten. Dafür winken Transfereinnahmen von mehreren hundert Millionen Euro. Viel Geld um zu reinvestieren.
Und die Bundesliga?
In der Bundesliga sind außer beim FC Bayern keine Transfer zu erwarten. Beim Herausforderer Borussia Dortmund steht und fällt alles mit der Personalie Aubameyang. Geht der Gabuner, wird der BVB einen entsprechenden Nachfolger verpflichten. Bleibt er, wird der Kader punktuell verbessert, wie mit Gladbachs Dahoud schon geschehen.
Leipzig und Hoffenheim werden ihre Teams entsprechend für die Champions League aufrüsten. Bei den Kraichgauern kommt hinzu, dass man Ersatz für Süle und Rudy braucht. Bisher hat die TSG mit Bremens Grillitsch erst einen Transfer getätigt. Leipzig hat mit dem Schweizer Mvogo (Young Boys Bern) bisher nur einen Torhüter verpflichtet.
Bei Schalke laufen die Verträge der Hoffnungsträger Goretzka und Meyer nur noch bis 2018. Die Verantwortlichen müssen entscheiden: Verkaufen oder Gefahr laufen, beide Stars ablösefrei zu verlieren. So, wie Außenverteidiger Sean Kolasinac. Er ist sich angeblich mit dem FC Arsenal einig.
China will weitere Stars
Im Sommer öffnet auch im Reich der Mitte wieder das Transferfenster. Trotz Ausländerbegrenzung werden weiter Stars mit irrwitzigen Gehältern gelockt werden. Doch nicht jeder Star und jeder Klub wird bei den China-Millionen schwach. Der 1. FC Köln lehnte etwa ein 40-Millionen-Angebot für Top-Stürmer Modeste ab.
China-Millionen fließen seit einigen Wochen auch beim AC Mailand. Klub-Patron Silvio Berlusconi hat "seinen" Klub verkauft. Nach einer erneut enttäuschenden Saison (Platz sechs) will man im Sommer wieder angreifen. 30 Jahre nachdem man mit dem Transfer von Marco van Basten die erfolgreichste Phase der Klub-Geschichte eingeläutet hat. Mal schauen, ob sich Geschichte wiederholt.