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Manchester City nach Aus in der Champions League am Abgrund


City am Boden – trotz Millionentransfers
Nicht wiederzubeleben


21.02.2025 - 11:04 UhrLesedauer: 6 Min.
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Pep Guardiola: Der ehemalige Bayern-Trainer kann mit Manchester City aktuell nicht an Erfolge früherer Tage anknüpfen. (Quelle: IMAGO/Jose Breton/imago)
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Lange gehörte Manchester City zu Europas fußballerischer Elite. Doch der Klub steckt seit Monaten in der Krise – und steht trotz teurer Winter-Transfers womöglich vor einer ungewissen Zukunft.

Carlo Ancelotti brachte auf der Pressekonferenz nach der zweiten Playoff-Partie in der Champions League zwischen Real Madrid und Manchester City das Drama für die Gastmannschaft auf den Punkt. "Ohne Haaland verliert City eine Menge Kraft", sagte der Trainer der Madrilenen und hatte damit zumindest eine Teilerklärung für den biederen Auftritt des Gegners gefunden. Denn ohne den angeschlagenen Norweger, der über 90 Minuten auf der Auswechselbank schmorte, stellte sich am Dienstagabend im Estadio Santiago Bernabéu überhaupt nicht mehr die Frage, ob City Real im Kampf um das Achtelfinale gefährlich werden könnte. So gnadenlos unterlegen waren die Engländer.

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Am Ende leuchtete auf der Anzeigetafel der Arena ein 3:1 für die "Königlichen" auf. Es hätte nach Schlusspfiff auch 4:1, 5:1 oder 6:1 für Real stehen können, wäre das Heimteam nicht so fahrlässig mit seinen Möglichkeiten umgegangen. So oder so stand aber fest: Das, was in Madrid an diesem Dienstagabend passiert war, kam einer Machtdemonstration gleich. Einer, die noch vor einigen Monaten in dieser Form nicht zu erwarten gewesen wäre.

Denn über Jahre hinweg hatte Manchester City sich als die fußballerisch dominanteste Mannschaft des europäischen Spitzenfußballs präsentiert. Praktisch jeder Gegner war dem filigranen Aufbauspiel und dem überproportional hohen Ballbesitz der Mannschaft von Startrainer und "Mastermind" Pep Guardiola hoffnungslos ausgesetzt.

Auf dem sportlichen Olymp hatte sich der Klub mit dieser Herangehensweise dann im Sommer 2023 gewähnt. Damals war es City gelungen, das Triple aus englischer Meisterschaft, englischem Pokal und der Champions League zu gewinnen. Das Starensemble um Ex-Bundesligaprofi Kevin de Bruyne, Ballon-d'Or-Sieger Rodri und eben Toptorjäger Erling Haaland galt damit in den vergangenen beiden Jahren vor der Saison jeweils als der ärgste Konkurrent von Dauer-Königsklassen-Sieger Real, wenn es darum ging, noch einmal Europas Thron zu besteigen. Doch diese Zeiten scheinen plötzlich vorbei zu sein – und sind offenbar auch nicht einfach mit horrenden Transferausgaben wiederzubeleben.

City vom Gegner reihenweise entschlüsselt

Fest steht zunächst einmal: Die aktuelle Spielzeit ist für Manchester City nach den eigenen Ansprüchen eine zum Vergessen. Viermal in Folge hatte man zuletzt die englische Meisterschaft gewinnen können, vergangene Saison die sechste in den jüngsten sieben Jahren. Doch die schier Unbesiegbaren, die Pep Guardiola seit 2016 zu eben jenen geformt hatte, sind kollabiert – auf eine Art und Weise, die noch zu Beginn der Spielzeit von niemandem für möglich gehalten werden konnte.

In die Saison war City nämlich durchaus gut gestartet, thronte in der Liga nach neun Spieltagen ungeschlagen auf Rang eins. Dann folgte das überraschende Aus im Achtelfinale des Ligapokals gegen Tottenham Hotspur (1:2) Ende Oktober und damit der Anfang vom Ende der jahrelangen sportlichen Dominanz.

Im November war City nämlich plötzlich völlig von der Rolle, verlor vier Pflichtspiele in Serie, darunter 1:4 in der Champions League bei Sporting Lissabon und 0:4 zu Hause in der Liga gegen Pokalschreck Tottenham. Als Ende des Monats Feyenoord Rotterdam in der Königsklasse zu Gast war, schien der Fluch zunächst gebrochen zu sein, stand es bis zur 75. Minute doch 3:0 für die "Skyblues" (zu Deutsch: "Himmelblauen"). Doch den Niederländern gelang es tatsächlich, das Ergebnis noch auf 3:3 zu stellen. Der nächste Tiefschlag für Guardiola und sein Team. Vom 54-Jährigen gingen im Anschluss Bilder um die Welt, die seine sichtbar lädierte Glatze und einen tiefen Kratzer in der Nase zeigten. Geschuldet waren die Verletzungen offenbar Guardiolas Selbstgeißelung während der Partie, geboren aus der eigenen Verzweiflung.

Spätestens zu diesem Zeitpunkt war deutlich geworden: Manchester City und sein Erfolgscoach wurden von den Gegnern reihenweise entschlüsselt. Ohne Leitfigur Rodri, der sich das Kreuzband gerissen hatte, fehlte im Zentrum die spielerische Leichtigkeit früherer Tage. Der spanische Europameister hatte ein Vakuum entstehen lassen, welches der Klub mit seinem vorhandenen Personal nicht zu füllen vermochte.

Defensiv leistete sich die Mannschaft zudem teilweise unerklärliche Aussetzer, kassierte teilweise groteske Gegentreffer. In der Offensive hing derweil viel von Erling Haaland ab – zu viel. Denn hatte der Gegner den technisch limitierten Top-Torjäger im Griff, fehlte es City an der von Ancelotti auch Monate später noch zitierten Kraft im Angriffsdrittel. Und selbst wenn er traf – und das tat Haaland in dieser Saison wettbewerbsübergreifend immerhin 27-mal –, schützten die Tore das Team oft nicht vor der nächsten Niederlage.

Der Dezember verlief für Guardiola und sein Team dementsprechend auch nur minimal besser als die vorangegangenen Wochen. Zwar konnte City gegen Nottingham zwischenzeitlich endlich mal wieder einen Sieg einfahren (3:0). Noch vor Weihnachten unterlag die Guardiola-Elf aber auch Liverpool (0:2), Juventus (0:2), Erzrivale Manchester United (1:2) sowie Aston Villa (1:2). In der Champions League drohte deshalb bereits das Aus in der Gruppenphase, in der Liga waren die Konkurrenten Liverpool, Chelsea und Arsenal zudem meilenweit enteilt.

Dem Millionen-Winter folgte die heftigste Niederlage

Den Super-GAU konnten die "Skyblues" dann zunächst abwenden, qualifizierten sich dank eines 3:1-Erfolgs gegen Brügge am letzten Spieltag der Gruppenphase der Champions League mit Ach und Krach doch noch für die Zwischenrunde. Auch in der Premier League begann das Team wieder regelmäßig zu punkten. Die Wende in dieser Saison? Zumindest ließ der von Scheichs aus Abu Dhabi finanzierte Klub den Eindruck entstehen, diese im neuen Jahr erzwingen zu wollen. Denn im Wintertransferfenster wurden astronomische Geldsummen in neue Spieler investiert.

Für Innenverteidiger Vitor Reis zahlte City 37 Millionen Euro an den brasilianischen Klub Palmeiras. Weitere 40 Millionen Euro flossen an den französischen Verein RC Lens für den usbekischen Abwehrmann Abdukodir Khusanov. Doch damit nicht genug. Der Spanier Nico González vom FC Porto sollte den schwerwiegenden Ausfall von Landsmann Rodri kompensieren, kostete 60 Millionen Euro. Zum Königstransfer avancierte aber Omar Marmoush. Für den Überflieger der laufenden Bundesligasaison überwies City stolze 75 Millionen Euro an Eintracht Frankfurt. In der Summe hatte der Klub damit weit mehr als 200 Millionen Euro ausgegeben.

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Das Resultat dieser gefühlten Hauruck-Investitionen ist bisher in seiner Gesamtheit ernüchternd. Das vorzeitige Aus in der Champions League konnten sie nämlich nicht verhindern. Omar Marmoush gelang jüngst in der Liga gegen Newcastle zwar ein Hattrick. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der Ägypter Anfang des Monats in der Startaufstellung stand, als es für City die höchste Niederlage in der Ära Guardiola setzte, die gleichbedeutend mit der höchsten Niederlage war, die der Coach in seiner gesamten Karriere an der Seitenlinie kassierte. Mit 1:5 ging City beim FC Arsenal unter. Ein Spiel, das mehr denn je verdeutlichte: Noch immer hat Guardiola sein Team nicht wieder in die Spur bekommen.

Der Spanier betonte damals im Nachgang: "Ich kann meine Spieler nicht verteidigen, und mich zuallererst natürlich auch nicht." Guardiola wollte mit seiner Mannschaft aus der deftigen Klatsche lernen, sprach von einer Lektion für sich. Doch die anvisierte Lernkurve bei City scheint zu stagnieren – so sehr, dass das Team wenige Tage nach der Blamage in London sogar beinahe aus dem FA Cup geflogen wäre. Gegen Drittligist Leyton Orient setzte City sich nach Rückstand denkbar knapp mit 2:1 durch. Wäre die Mannschaft in der 4. Runde des prestigeträchtigen Pokals gescheitert, hätte über Guardiolas Zukunft im Klub wohl mehr denn je ein Fragezeichen gestanden.

Das Erreichen des Minimalziels ist keineswegs sicher

Das tut es aber auch jetzt. Denn mit dem Aus in der Champions League gegen Real ist nach Meisterschaft und Ligapokal die nächste Titelchance für Manchester City dahin. Der FA Cup bleibt die letzte mögliche Trophäe in dieser Saison. Viel wichtiger dürfte aber sein, das Minimalziel nicht zu verfehlen: die Qualifikation für die Champions League. Auch die ist aktuell keineswegs sicher.

Zwar ist City momentan mit 44 Zählern Vierter in der Tabelle, wäre dementsprechend zur Teilnahme an der Königsklasse in der kommenden Saison berechtigt. Die Verfolger Bournemouth (43 Punkte), Chelsea (43) und Newcastle (41) befinden sich jedoch in Lauerstellung.

Die kommenden Wochen in der Liga haben es zudem in sich. Am Samstag empfängt City den unangefochtenen Tabellenführer Liverpool im Etihad Stadion (ab 17.30 Uhr im Liveticker bei t-online). Unter der Woche gastiert das Team bei Angstgegner Tottenham. Nach dem anschließenden Pokalspiel gegen Plymouth Argyle wartet das nächste Großkaliber auf Guardiola und sein Team. Dann geht es zu Überraschungsteam Nottingham, aktuell Dritter in der Tabelle.

Sollte City trotz seiner millionenschweren Transferoffensive im Winter in den kommenden Wochen wieder aus den Champions-League-Rängen purzeln und am Ende die Qualifikation gar verpassen, wäre Guardiolas Zeit in Manchester spätestens dann wohl zu Ende. Die während einer langen Zeit glückliche Beziehung zwischen dem charismatischen Taktiker, der ironischerweise erst im November seinen Vertrag in Manchester bis 2027 verlängert hatte, wäre dann wohl nicht mehr zu retten.

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