Der BVB in der Champions League Gelingt der Befreiungsschlag?
Zu seinem Einstand gab es für Coach Niko Kovač bei Borussia Dortmund gleich eine Niederlage. Ist der Effekt des Trainerwechsels schon verpufft?
Es ist die wohl schlimmste Krise seit Jahren, die Borussia Dortmund gerade durchlebt. Pleite folgt auf Pleite, in der Liga muss der BVB aufpassen, dass er die Champions-League-Plätze nicht vollends aus den Augen verliert (schon sieben Punkte Rückstand), im Pokal ist er ausgeschieden – und das Trainerprojekt mit Nuri Şahin ist krachend gescheitert. Niko Kovač übernahm und merkte gleich im ersten Spiel, welche Aufgabe er da übernommen hat. Mit 1:2 ging sein Debüt gegen den VfB Stuttgart verloren.
Und gerade jetzt geht es in der Champions League ums nackte Überleben. Der Gegner im Playoff: Sporting Lissabon, immerhin amtierender Meister in Portugal. Am Dienstag steht das Hinspiel an (ab 21 Uhr im Liveticker bei t-online) – und in Dortmund fragt man sich: Ist das Spiel Fluch oder Segen?
Ein Sieg könnte die Stimmung beim BVB etwas aufhellen, nach Wochen der sportlichen Tristesse und dem Chaos in der Führungsetage, an dessen Ende Kaderplaner Sven Mislintat gehen musste. Aber eine Niederlage? Daran will niemand denken, allen voran wohl Niko Kovač nicht.
Kaum Hoffnung auf Besserung
Ein kurzfristiger Effekt des Trainerwechsels ist ausgeblieben. Die Pleite gegen Stuttgart machte wenig Mut und Hoffnung auf Besserung. Obwohl der neue Trainer später versuchte, zu beschwichtigen und seinen Spielern attestierte, "dass jeder 100 Prozent gegeben" habe. Das Spiel gegen den VfB war jedoch geprägt von gravierenden Fehlern, vor allem in der Abwehr.
Wie man so Sportings Offensive um Superstürmer Viktor Gyökeres stoppen will? Der Schwede hat in dieser Champions-League-Saison schon sechs Tore in sieben Spielen geschossen. Zu allem Überfluss kann Kovač nicht auf Linksverteidiger Ramy Bensebaini zurückgreifen, der mit einer Muskelverhärtung ausfällt.
Im Angriff fehlt dem BVB die Zielstrebigkeit vor dem Tor und Kreativität im offensiven Mittelfeld – und das, obwohl die Spieler dafür eigentlich da sind. Die Schaltzentrale um Julian Brandt, Marcel Sabitzer und Pascal Groß steckt aber seit Wochen im Formtief. Viel zu selten gelingt es dem BVB, seinen torgefährlichsten Spieler Serhou Guirassy angemessen in Szene zu setzen. Die Angriffsbemühungen der Borussia wirken oft behäbig, die Spieler insgesamt verunsichert.
Sky-Experte Didi Hamann fand deutliche Worte nach dem Stuttgart-Spiel: "Du hattest nie das Gefühl, dass sie ein zweites Tor machen. Es war kein Pech. Sie haben wieder verdient verloren", so Hamann. "Sie wollten keine Fehler machen unter dem neuen Trainer. Dabei müssen sie die Handbremse lösen und einfach mal machen." Dabei nahm Hamann Kovač sogar in Schutz: "Der Trainer kann sie unterstützen, ihnen gut zureden. Aber selbst wenn er den besten Matchplan hat: Auf dem Platz sind sie auf sich alleine gestellt und müssen Verantwortung übernehmen."
"Kommt dann von alleine"
Innenverteidiger Waldemar Anton, der gegen seinen Ex-Klub aus Stuttgart unglücklich ins eigene Tor traf, forderte, man müsse in Lissabon mit der gleichen Intensität spielen wie gegen Stuttgart. "Wir müssen auf uns schauen, unser Spiel auf den Platz bringen, und alles andere kommt dann von allein", sagte der deutsche Nationalspieler.
Sporting ist ein namhafter, aber keineswegs unschlagbarer Gegner. "Es wird ein Duell auf Augenhöhe, aber mit dem Rückspiel zu Hause werden wir das packen", hatte Sportdirektor Sebastian Kehl nach der Auslosung gesagt. Den wirklich harten Playoff-Brocken wie Manchester City, Real Madrid oder Paris Saint-Germain konnten die Dortmunder aus dem Weg gehen. Setzt sich die Borussia durch, würde im Achtelfinale Aston Villa oder der OSC Lille warten. In einer normalen BVB-Saison wären das gute Aussichten.
- Eigene Recherche
- reviersport.de: "Didi Hamann holt zum Rundumschlag gegen BVB-Profis aus"
- bild.de: "Die Wahrheit über die BVB-Blender"
- Transfermarkt-Profil Viktor Gyökeres
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa