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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Nach Blamage in der Bundesliga Dem FC Bayern droht ein Fiasko
Bei der Niederlage in Heidenheim offenbarte der FC Bayern insbesondere defensiv wieder eklatante Schwächen. Das kann in der Champions League zu einem noch größeren Problem werden.
Das Spiel beim 1. FC Heidenheim wird beim FC Bayern wohl noch lange in schlechter Erinnerung bleiben. Trotz einer 2:0-Führung gelang es den Münchnern nicht, das Ergebnis gegen den Aufsteiger über die Zeit zu bringen. Schlimmer noch: Im zweiten Abschnitt hagelte es gleich drei Gegentore. Die Mannschaft von Trainer Thomas Tuchel ging als Verlierer vom Feld.
Bayern-Sportvorstand Max Eberl sagte im Anschluss über sein Team: "Mittlerweile weiß der Gegner: Wenn wir ein Tor schießen, dann wackeln die." Und in der Tat: In Heidenheim kassierte der deutsche Rekordmeister in der 50. Minute den Anschluss zum 1:2, nur um 90 Sekunden später direkt den Ausgleich zu schlucken. Besonders die neu formierte Innenverteidigung aus Dayot Upamecano und Min-jae Kim machte am Samstag eine unglückliche Figur.
Insgesamt wackelt die Defensive des FC Bayern in dieser Saison bedenklich. Kein Gegentor in der Liga gab es das letzte Mal im Januar beim biederen 1:0 im Nachholspiel gegen Union Berlin. Seitdem traf jedes Team gegen den wohl bald entthronten deutschen Meister ins Netz. Leverkusen, Bochum und Heidenheim waren dabei sogar dreimal gegen die Bayern erfolgreich. Selbst Aufsteiger Darmstadt, der die viertschlechteste Offensive der Liga stellt, traf doppelt ins Münchner Tor. 21 Gegentore setzte es bereits in der noch laufenden Rückrunde. Zum Vergleich: In der Hinserie kassierte die Mannschaft nur 15 Treffer.
Zumindest in der Champions League konnten die Münchner zuletzt aber ein Zu-Null-Spiel verbuchen. Gegen Lazio Rom blieb das Team im Achtelfinal-Rückspiel Anfang März ohne Gegentreffer. Doch vor dem Viertelfinale und in der aktuellen Form der Defensive droht den Bayern ein Fiasko. Denn der kommende Gegner ist gnadenlos.
Nach Bayern-Debakel 2017: Die Rückkehr in die Königsklasse
Am Dienstagabend trifft der FC Bayern in London auf den FC Arsenal. An die "Gunners" hat der deutsche Klub in der Königsklasse eigentlich gute Erinnerungen. Die vergangenen drei Aufeinandertreffen beider Mannschaften gingen an die Bayern. Jedes Mal lautete das Endergebnis 5:1. Das letzte Mal im Frühjahr 2017.
Doch der FC Arsenal von heute ist ein anderer als der von vor sieben Jahren. Denn: Nach der damaligen Klatsche gegen die Bayern war der einstige Dauergast in der Champions League kein einziges Mal mehr in der Königsklasse dabei – bis zu dieser Saison.
Nach einer herausragenden Spielzeit 2022/23 in der Premier League hatte das Warten der Arsenal-Fans endlich ein Ende. Der zweite Platz berechtigte zur Teilnahme an der Champions League in dieser Saison. Auch hier wussten die Londoner zu überzeugen. In der Vorrunde marschierte das Team als Gruppenerster ins Achtelfinale. Dort schaltete Arsenal den FC Porto im Elfmeterschießen aus.
DFB-Star mittendrin: Arsenal trifft und trifft
Trainer Mikel Arteta, einst Co-Trainer unter Ex-Bayern-Coach Pep Guardiola beim Titelverteidiger Manchester City, hat über mehrere Jahre eine Mannschaft geformt, die mit berauschendem Offensivfußball ihre Anhänger begeistert. Vor allem in der Liga trumpft Arsenal auf, steht aktuell auf Rang eins der Tabelle. Für den FC Bayern ist vor dem Aufeinandertreffen mit den Engländern deren bestechende Form das größte Problem.
Denn Arsenal stellt in der Premier League, die oft als stärkste Liga der Welt betitelt wird, die torgefährlichste Angriffsreihe. 75 Treffer stehen bereits auf dem Konto des früheren Klubs von langjährigen Nationalspielern wie Lukas Podolski, Per Mertesacker oder Mesut Özil. Auch aktuell steht ein DFB-Star bei Arsenal unter Vertrag und macht Furore: Kai Havertz zog es im Sommer vom Stadtrivalen Chelsea ins Emirates Stadion. Bei seinem neuen Arbeitgeber ist er zuletzt zu einer der Schlüsselfiguren avanciert.
Mikel Arteta sagte über den 24-Jährigen nach dem 3:0 bei Brigthon & Hove Albion: "Ich glaube, er hat in den letzten Monaten mehr Torbeteiligung gehabt als jeder andere in der Liga." Das spreche für sich. Havertz sei "ein Spieler, der dieses Herz und diese Entschlossenheit hat, dafür lieben ihn alle."
Gefahr aus allen Mannschaftsteilen
Havertz, der zu Beginn der Spielzeit noch mit Anlaufschwierigkeiten bei Arsenal zu kämpfen hatte, steht mittlerweile bei neun Saisontoren. Er ist damit hinter dem englischen Nationalspieler Bukayo Saka (14 Treffer) der zweitbeste Schütze der "Gunners". Doch die Stärke des Teams liegt vor allem in der Torgefahr der gesamten Mannschaft.
Neben Havertz und Saka waren in Angriff und Mittelfeld unter anderem auch Leandro Trossard (8), Kapitän Martin Ödegaard (7), Gabriel Martinelli (6), Declan Rice (6), Eddie Nketiah (5) und Gabriel Jesus (4) bereits erfolgreich. Doch selbst die Abwehrspieler konnte schon ihre Qualitäten im Abschluss mehrfach unter Beweis stellen: Gabriel, William Saliba und Ben White (jeweils 2) sowie Jakub Kiwior, Takehiro Tomiyasu und Oleksandr Zinchenko (jeweils ein Tor) konnten allesamt schon über Treffer jubeln.
Für die Bayern in ihrer aktuellen Verfassung ist diese geballte Torgefahr aus allen Mannschaftsteilen des Gegners besonders bedenklich. Fakt ist: In diesem Jahr traf der FC Arsenal, abgesehen vom 0:0 bei Manchester City, in jedem Ligaspiel mindestens zweimal ins Tor. Crystal Palace und Burnley schluckten dabei jeweils fünf, West Ham und Sheffield United gar sechs Gegentore. Zwar ist die Kaderqualität dieser Teams auf den ersten Blick nicht mit der des FC Bayern zu vergleichen. Die jüngsten Auftritte von Joshua Kimmich, Leon Goretzka und Co. lassen jedoch befürchten, dass auch sie gegen den FC Arsenal unter die Räder kommen könnten.
Havertz über Bayern: "Nicht so schlecht wie dargestellt"
In London hat man jedoch trotz allem noch immer eine Menge Respekt vor dem FC Bayern. Unterschätzen will man den Champions-League-Sieger von 2020 auf keinen Fall. Erst vor wenigen Tagen sagte Kai Haverts in einem Interview mit dem Pay-TV-Sender Sky: "Ich glaube noch nicht mal, dass die Saison von Bayern im Endeffekt so schlecht war, wie sie dann dargestellt wurde."
Die Münchner seien nach wie vor eine "überragende Mannschaft mit einem sehr guten Trainer", so der Ex-Leverkusener über Thomas Tuchel, mit dem er als Chelsea-Profi 2021 die Königsklasse gewann.
Havertz betonte zudem, dass der Fokus des FC Bayern nun eben auf dem internationalen Geschäft liege. Zudem gehe er von einer äußert komplizierten Aufgabe für sein Team aus. "Das wird für uns natürlich auch ein sehr, sehr schwerer Kampf", stellte Havertz klar. "Aber wir sind dafür gewappnet und werden alles dafür tun, um natürlich dann auch weiterzukommen." Die Chance dafür stehen aktuell nicht schlecht – besonders dank der Offensivpower der Londoner. Der FC Bayern ist mehr als gewarnt.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- sport.sky.de: "Sky exklusiv || Havertz warnt vor Bayern: 'Wird ein sehr schwerer Kampf'"
- Eigene Recherche