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Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Nach CL-Aus Der FC Bayern steht am Scheideweg
Zum zweiten Mal in Serie zählt der FC Bayern nicht zu den besten vier Teams Europas. Die Gründe dafür sind weder Pech noch Zufall. Für die Rückkehr an die Spitze muss die Chefetage nun die richtigen Entscheidungen treffen.
Auf ein Halbfinale zwischen Bayern München und dem FC Liverpool hatte sich wohl fast jeder Fußballfan gefreut. Zwei der drei letzten Champions-League-Sieger im direkten Duell. Julian Nagelsmann gegen Jürgen Klopp. Robert Lewandowski gegen Virgil van Dijk. Alles stand bereit. Nur Benfica (von Liverpool) und Villarreal (von Bayern) mussten im Viertelfinale besiegt werden, aber das war eigentlich nur Formsache. Eigentlich. Denn seit Dienstagnacht ist klar: Aus der Formsache ist im Fall des FC Bayern eine Endstation geworden. Das Team von Trainer Julian Nagelsmann ist am Tabellensiebten der spanischen Liga gescheitert.
Und beim Blick in die nahe Zukunft ist klar: Der FC Bayern steht am Scheideweg.
Die kommende Transferperiode ist die wichtigste der vergangenen Jahre. Jeder Neuzugang muss sitzen. Das Team von Trainer Julian Nagelsmann braucht dringend Verstärkungen. Zuletzt zeigte sich immer wieder, dass der Kader in der Spitze zu dünn besetzt ist. Formschwankungen einiger Stars wie Leroy Sané und Serge Gnabry kann der Klub kaum verkraften. Ausfälle von Stützen wie Leon Goretzka und Alphonso Davies ebenfalls nicht.
Und während andere Spitzenteams mit Einwechslungen neue Impulse setzen können, fällt Bayern noch zu oft ab. Der Kader wird von Jahr zu Jahr schwächer.
Gedanken an die 2000er-Generation
Das liegt zum einen an der durchwachsenen Transferpolitik der vergangenen Jahre. Neuzugängen wie Omar Richards, Marc Roca oder Marcel Sabitzer fehlte das Niveau bzw. die richtige Integration. Andere (Lucas Hernández, Leroy Sané) konnten ihren hohen Preis bisher nicht rechtfertigen. Zum anderen brachte der Bayern-Nachwuchs zu wenige Spieler auf Topniveau hervor. Nur Jamal Musiala und in Abstrichen Josip Stanišić schafften zuletzt den Sprung. Ob der junge Paul Wanner (16 Jahre) die erhoffte Verstärkung wird, bleibt abzuwarten.
An die 2000er-Jahre mit Talenten wie Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Thomas Müller oder David Alaba kommt das auf jeden Fall nicht heran. Der Verein hat es verschlafen, das einst hohe Niveau in der eigenen Nachwuchsarbeit sowie im Übergang zu den Profis zu halten – und bekommt dafür die Quittung.
Auf zwei Wegen braucht der FC Bayern den Erfolg
Angesichts der alternden Topstars um Thomas Müller (32), Robert Lewandowski (33) und Manuel Neuer (36) bleibt nicht mehr viel Zeit, eine erfolgreiche Achse aufzubauen. Noch spielen die drei Stars auf Weltklasse-Niveau und werden das voraussichtlich auch in der kommenden Saison tun. Doch danach wird es eng. Deswegen muss Bayern rechtzeitig die nächsten Stars heranziehen. Und das auf zwei Wegen:
Weg Nummer eins: Transfers. Hier sind vor allem Hasan Salihamidzic und Oliver Kahn gefordert. Noussair Mazraoui (Rechtsverteidiger) und Ryan Gravenberch (zentraler Mittelfeldspieler) sollen von Ajax Amsterdam kommen. Letzterer spielt auf einer Schlüsselposition und bringt viel Potenzial mit. Er kann einer dieser Stars werden, wenn der Verein richtig mit ihm umgeht.
Zudem müssen die Bosse wachsam sein, wenn Hochkaräter günstig zu haben sind. Paulo Dybala (Juventus) beispielsweise wird seinen auslaufenden Vertrag in Turin nicht verlängern, ist mit 28 im besten Fußballeralter und offensiv flexibel einsetzbar. Diese Spielertypen können helfen.
Weg Nummer zwei: Weiterentwicklung eigener Spieler. Hier ist Trainer Julian Nagelsmann mit seinem Stab gefordert. Junge Akteure mit viel Potenzial hat der Rekordmeister im Kader. Dayot Upamecano beispielsweise spielt mit seinen 23 Jahren seine erste Saison im Bayern-Trikot und kann im kommenden Jahr den nächsten Schritt zu mehr Konstanz machen. Auch Alphonso Davies (21) und Jamal Musiala (19) haben noch viel Potenzial in sich. Lucas Hernández und Benjamin Pavard könnten sich an Landsmann Kingsley Coman orientieren und nach mehr Verantwortung streben. Schließlich fehlt es den Bayern im Abwehrzentrum an Führungsqualitäten.
Wenn der FC Bayern diese Wege erfolgreich beschreitet, wird sich der Verein schon bald wieder unter den besten vier Teams Europas wiederfinden. Andernfalls droht der Klub den Anschluss an die Spitzenteams aus England und Spanien zu verlieren.
- Eigene Beobachtungen