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FC Bayern München: So tief sind die Gräben zwischen Chefetage und Ultras


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Ärger in München
Wie tief die Gräben zwischen Bayerns Chefetage und den Ultras sind


Aktualisiert am 08.03.2020Lesedauer: 3 Min.
Karl-Heinz Rummenigge (l.) und Hasan Salihamidzic (r.): Die Bayern-Bosse haben aktuell viel zu tun.Vergrößern des Bildes
Karl-Heinz Rummenigge (l.) und Hasan Salihamidzic (r.): Die Bayern-Bosse haben aktuell viel zu tun. (Quelle: dpa)

Der Konflikt zwischen den Ultras des FC Bayern München und den Bossen von der Säbener Straße spitzt sich ungebremst zu. Es ist das Ergebnis eines langen Versäumnisses.

Es war ein denkwürdiger Abend an jenem 30. November 2018 im Münchner Audi Dome. Niemand beim FC Bayern hatte mit diesem Fan-Aufstand gerechnet. In der Halle, wo die Bayern-Basketballer sonst ihre Heimspiele austragen, hing am Oberrang eine nordkoreanische Nationalflagge mit der Aufschrift: "Not my president!"

Und als Karl-Heinz Rummenigge seine obligatorische Rede hielt, wurde der Vorstandsboss des Rekordmeisters immer wieder durch Zwischenrufe und Unmutsbekundungen unterbrochen. Die pöbelnden Fans saßen gemeinsam in einer großen Gruppe, man musste kein scharfer Analyst sein, um zu erkennen, dass es sich dabei um die Ultras handelte, die organisierte Fanszene.

Ultras sorgten gegen Hoffenheim für einen Skandal

Sie haben jüngst, beim Skandal-Spiel in Sinsheim, vor einem Millionenpublikum den Aufstand geprobt, als sie Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp mittels riesigen Transparenten übel beleidigten.

Man muss wissen, SAP-Gründer Hopp ist ein Vertrauter von Rummenigge und FCB-Ehrenpräsident Uli Hoeneß. Für viele Ultras ist er das Gesicht der Kommerzialisierung des Fußballs, weil er einem Dorfklub ohne gewachsene Fankultur und große Tradition mit viel Geld zum Aufstieg in die Bundesliga verhalf, der TSG 1899 Hoffenheim.

Auch Uli Hoeneß musste von den Ultras einstecken

Dass sich die Konfrontation der Ultras gegen Investoren und deren vermeintliche Gönner richtet, ist augenscheinlich. Auch Hoeneß musste einstecken, damals, bei der Jahreshauptversammlung 2018. Und zwar, als ein bis dato unbekanntes Bayern-Mitglied namens Johannes Bachmayr das Podium betrat.

"Ein Ehrenspielführer ist nicht zu verbannen. Es ist nicht Ihr Stadion und der Verein ist nicht Ihr Eigentum. Paul Breitner hat ausgesprochen, was viele dachten. Und das muss man auch mal aushalten", erklärte der Mittdreißiger aus dem Raum Erding unter dem Grölen der organisierten Fans.

"Wir gehen PSG übel an als Staatsverein von Katar. Aber das Sponsoring aus Katar nehmen wir gerne an", sagte Bachmayr weiter: "Wir rühmen uns zum einen für das Erbe Kurt Landauers, schreiben uns aber die Haltung der Kataris auf den Ärmel." Ex-Präsident Landauer war Jude, wurde im Dritten Reich von den Nazis verfolgt. Die Kataris wiederum lehnen den Staat Israel ab.

Tiefe Gräben zwischen Ultras und Bossen

Auch ein Jahr später, bei der Jahreshauptversammlung 2019, war das Sponsoring aus Doha immer wieder kritisches Thema bei den Wortmeldungen – obwohl die Ultras damals, wohl aus Respekt vor dem Hoeneß-Abschied, der Veranstaltung in weiten Teilen ferngeblieben waren.

Die Gräben zwischen Ultras und Münchner Bossen sind dennoch tief. Immer wieder gibt es aus der Südkurve und von der "Schickeria", einer mächtigen Fanorganisation im deutschen Fußball, bei Heimspielen Kritik an Rummenigge.

Der 64-Jährige steht beim FC Bayern für Globalisierung, Internationalisierung und Fotos mit Sponsoren aus aller Welt. Die Ultras wiederum haben in dieser Gemengelage Angst, dass ihr Verein, ihre Liebe, verscherbelt wird wie auf einem Wochenmarkt – bildlich gesprochen.

Ein Dialog ist in München nicht in Sicht

Hoeneß hatte im Herbst 2018, einen Tag nach der Breitseite gegen ihn, gesagt, dass er sich sein Erbe "von solchen Leuten" nicht kaputtmachen lasse. Rummenigge kündigte nun, nach den Vorfällen gegen Hoffenheim, drastische Konsequenzen an. In München wird gemutmaßt, die "Schickeria" könne ihren Status als offizielle Fanorganisation verlieren.

Was eng mit der Vergabe von Auswärtskontingenten verknüpft ist. Rummenigge sagte sogar, dass er notfalls "mit Leibwächtern durch die Gegend laufen" würde. Die Retourkutsche der "Schickeria" folgte prompt. "Nun war das dramatische Narrativ der potentiellen Mörder aus der Kurve, die alle braven Akteure bedrohen und körperlich angehen, vollendet. Fragt sich, ob nicht diese Aussage die eigentlich menschenverachtende ist", hieß es in einer scharf verfassten Erklärung seitens der Ultras. Es zeigt, wie sehr die Fronten verhärtet sind – und ein Dialog, wie Rummenigge erklärte, nicht in Sicht ist.

Ein großes Versäumnis

Genau darin liegt wohl das große Versäumnis des FC Bayern, ohne freilich die Ausschweifungen der meist jungen Männer und Frauen aus der Kurve zu rechtfertigen. Denn: Die Bayern-Bosse haben es nicht geschafft, die Ultras in ihren Vorstellungen mitzunehmen.

Das zeigte der ewig lange Protest gegen die Farbe Blau in der Spielkleidung und für die Vereinsfarben Rot und Weiß, dem Rummenigge eher widerwillig und mit einem kleinen Seitenhieb ("unsere Fans wollten ja") beigab. Dem Rekordmeister bleibt ein großes Problem.

Während die Mannschaft von Hansi Flick von Sieg zu Sieg eilt, und an der Säbener Straße seichte Träume vom Triple aufkeimen, eskaliert der Konflikt mit denen, die den FC Bayern auf jedes Auswärtsspiel begleiten und das Stadtwappen Münchens auf ihren Utensilien tragen, ungebremst.

Was Bayern-Trainer Flick nach dem Spiel des FCB bei der TSG Hoffenheim sagte, sehen Sie oben im Video oder wenn Sie hier klicken.

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