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BVB-Trainer Lucien Favre in der Krise? "Wird Zeit, dass ein Boss dazwischen haut!"


Interview
Was ist ein Pro & Kontra?

Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.

Titelkampf
Der BVB muss jetzt handeln – auch beim Trainer


10.02.2020Lesedauer: 2 Min.
Arbeiten seit knapp anderthalb Jahren zusammen: BVB-Boss Hans-Joachim Watzke und Dortmunds Cheftrainer Lucien Favre (r.).Vergrößern des Bildes
Arbeiten seit knapp anderthalb Jahren zusammen: BVB-Boss Hans-Joachim Watzke und Dortmunds Cheftrainer Lucien Favre (r.). (Quelle: t-online.de/imago-images-bilder)
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Aus im Pokal, Rückschlag in der Liga. Die nach dem gutem Rückrundenstart aufgekommene Zuversicht ist längst verflogen. Müssen die BVB-Bosse jetzt eingreifen? Der "Zweikampf der Woche" mit R. Hiersemann und F. Wichert.

Borussia Dortmund ist zurück im Frust-Modus. Selbst Emre Can war die Freude über sein Traumtor gründlich vergangen. "So gewinnt man keine Spiele", klagte der Neuzugang nach dem 3:4 (2:2) am vergangenen Samstag in Leverkusen.

Dass sein neues Team in der Offensive mal wieder wie ein Meister, in der Abwehr aber zum wiederholten Male eher wie ein Abstiegskandidat auftrat und den Sieg in der furiosen Schlussphase binnen 81 Sekunden verschenkte, stimmte den Nationalspieler nachdenklich: "Die Mannschaft hat viel Potenzial, aber muss noch eins lernen: Wenn man in Führung geht, muss man – auf gut Deutsch gesagt – dreckiger sein."

Can schlägt schon Alarm

Obwohl Can noch keine zwei Wochen das schwarz-gelbe Trikot trägt, hat er das Hauptproblem des BVB offenbar erkannt. Wie schon vier Tage zuvor beim Pokal-Knock-out in Bremen (2:3) musste die Borussia nach zuvor drei Siegen mit jeweils fünf Treffern auch im Bundesliga-Titelkampf einen empfindlichen Rückschlag hinnehmen – als die eigentlich bessere Mannschaft.

Nicht nur der ehemalige Fußballprofi von Juventus Turin, sondern auch Sebastian Kehl wirkte mächtig verärgert. "Das war insgesamt eine Woche zum Vergessen", klagte der Lizenzspielerchef und warf der Mannschaft vor, sich "doof angestellt" zu haben. Eine klare Ansage Kehls, doch ist das wirklich genug?

Müssen die BVB-Bosse jetzt eingreifen?

Pro
Robert HiersemannBereichsleiter Entwicklung

Ja, es braucht drei Maßnahmen – eine betrifft den Trainer

Aus den letzten sieben Pflichtspielen holte der BVB schwache zehn Punkte. Viel zu wenig für einen Topklub. Deshalb müssen die Dortmunder nun handeln. Und diese drei Maßnahmen würden sofort fruchten.

Erstens: Es wird Zeit, dass einer beim BVB mal dazwischenhaut! Lucien Favre ist kein Lautsprecher, BVB-Kapitän Marco Reus ist verletzt. Deshalb sind jetzt Hans-Joachim Watzke und Michael Zorc gefordert. Was läuft falsch? Wer muss mehr leisten? Haut auf den Putz. Nur so ist dieser müde Haufen aufzuwecken.

Zweitens: Wechselt einen Innenverteidiger! Die Defensivzentrale um Mats Hummels und Manuel Akanji agierte zuletzt schwach. Das verunsicherte das ganze Team. Der BVB sollte Akanji durch den bärenstarken Zweikämpfer Emre Can ersetzen. Dann herrscht endlich Ruhe im Defensivverbund. Doch die Aufstellung ist das eine, die Einstellung das andere. Und damit kommen wir zu Trainer Favre.

Drittens: Mentalität ist genauso wichtig wie die spielerische Klasse. Doch die fehlt dem BVB. Bereits in der letzten Saison brach man in der entscheidenden Phase ein. Dies scheint sich zu wiederholen. Euphorie und Motivation kann Favre nicht vermitteln. Und damit ist er der falsche Mann für einen Klub, der Titel holen will. Handelt jetzt und holt einen Trainer, der auch das kann.

Kontra
Florian Wichert
Florian WichertStellvertretender Chefredakteur

Nein, die Bosse sollten Favre machen lassen

Das Pokalaus in Bremen, elf Gegentore in fünf Spielen – da kommen die Nörgler und Pessimisten rund um Borussia Dortmund schon wieder aus ihren Löchern. Ja, der BVB hat defensiv Schwächen. Zur Wahrheit gehört aber auch: Er hat in fünf Spielen schon 20 Tore geschossen, mit Erling Haaland und Emre Can zwei neue Topstars und den Rückstand auf den Tabellenführer in der Bundesliga in diesem Jahr bereits von sieben auf vier Punkte verkürzt. Dortmund steht für Spektakel und Unterhaltung.

Und wird weiter Druck auf Bayern und Leipzig ausüben. Die Bosse Hans-Joachim Watzke und Michael Zorc haben auch mit dem Verkauf von Julian Weigl für 20 Millionen Euro einen dritten Toptransfer getätigt. Mit Haaland und Can haben sie neben den fußballerischen Qualitäten auch die nötige Meister-Mentalität geholt. Nun sollten sie sich raushalten und Trainer Lucien Favre machen lassen.

Der hätte natürlich gern ein paar Punkte mehr auf dem Konto und trifft die eine oder andere umstrittene Entscheidung bei der Aufstellung. Doch Favre ist ein Toptrainer, der noch vor einer Woche gefeiert wurde, selbst den besten Einblick hat – und genau weiß, was er zu tun hat. Er wird die Abwehrprobleme in den Griff bekommen und Dortmund für die Treue belohnen.

Im "Zweikampf der Woche" kommentieren wöchentlich Florian Wichert (Stellvertretender Chefredakteur bei t-online.de) und Robert Hiersemann (Head of Fußball und Sport) aktuelle Fußballthemen auch als Podcast zum Hören und kostenlosen Abonnieren bei Apple, Spotify, Google, Deezer, Podigee und in jeder Podcast-App.

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