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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Mainz-Verteidiger Martín "Dazu finde ich keine Worte. Es tut weh"
Der Mainzer Aarón Martín gehört zu den talentiertesten Verteidigern der Bundesliga. Im Interview spricht er über seinen Traum von der Olympiade in Tokio, dem tragischen Tod eines Ex-Teamkollegen und der Krise in seiner Heimat Katalonien.
Der 22-jährige Spanier wechselte 2018 für die damalige Mainzer Rekordablöse von neun Millionen Euro von seinem Heimatklub Espanyol Barcelona zu Mainz 05. In seiner ersten Saison spielte er sich mit starken Leistungen auf der linken Außenbahn in die Herzen der Mainzer.
Auch in seiner Heimat blieben die Leistungen des gebürtigen Katalanen nicht unentdeckt und so wurde Martín nach der Saison für den spanischen Kader für die U21-Europameisterschaft nominiert. Bei dem Nachwuchs-Turnier in Italien gewann die "Furia Roja" im Finale gegen Deutschland den Titel. Im Interview spricht Martín über die politischen Unruhen in seiner Heimat Katalonien und den tragischen Todesfall seines früheren Espanyol-Mannschaftskollegen und Ex-Real Madrid-Star José Antonio Reyes.
t-online.de: Herr Martín, bei der 0:8-Auswärtsniederlage gegen Leipzig entstanden mehrere Tore über Ihre linke Abwehrseite. Was können Sie aus so einer Niederlage lernen?
Aarón Martín (22): Dass wir uns zu keinem Zeitpunkt in einem Spiel aufgeben dürfen. Mit unserem Auftritt in Leipzig haben wir unsere Fans und unseren Trainer enttäuscht. So viele Gegentore dürfen uns einfach nicht passieren. Gegen Union Berlin wollen wir das auf dem Platz wiedergutmachen.
Union Berlin, Bayern und Hoffenheim – es warten schwere Aufgaben auf Sie im Abstiegskampf. Wie stellt Trainer Sandro Schwarz Ihr Team derzeit auf diese Aufgaben ein? Ist die Sprachbarriere für Sie ein Problem?
Am 10. Spieltag kann man noch nicht von Abstiegskampf sprechen, dazu ist es noch zu früh. Auch besteht keine Sprachbarriere, ich verstehe mittlerweile viel auf Deutsch, spreche Englisch und bei allem anderen hilft mir unser Übersetzer. Sandro Schwarz stellt uns immer optimal auf die anstehenden Partien ein, aber sobald das Spiel angepfiffen ist, liegt es an uns. Da müssen wir mehr Konstanz zeigen und dürfen uns nicht so schnell von Gegner oder Gegentoren beeindrucken lassen.
In Mainz schlagen Sie Ecken und schießen die Freistöße. Wie wichtig ist Ihre Rolle für die Mannschaft?
Meine Rolle schätze ich unabhängig von der Tabellensituation als wichtig ein. Ruhende Bälle sind innerhalb eines Spiels immer eine gute Möglichkeit, um für Gefahr zu sorgen.
Sie wechselten im Sommer 2018 von Espanyol Barcelona nach Mainz. Was wussten Sie zu dem Zeitpunkt überhaupt über den FSV und die Stadt Mainz?
Eigentlich nicht viel. Ich habe vor dem Wechsel aber mit einigen Bekannten in Deutschland gesprochen, die mir den Klub empfohlen haben. Es hieß, im Klub herrsche eine sehr familiäre Atmosphäre und er hätte einen guten Ruf in Deutschland. Ich bereue nicht, hier nach Mainz gekommen zu sein, denn ich fühle mich sehr wohl und die Stadt ist wunderschön. Dennoch vermisse ich aber manchmal meine Verwandtschaft in Katalonien.
Sie sind einer der wenigen spanischen Talente, die den Sprung in die Bundesliga wagen. Warum kommen nicht mehr spanische Jungspieler nach Deutschland?
Einen Grund dafür kann ich nicht nennen (lacht). Ich kann meine Landsleute aber nur dazu ermuntern, den Schritt zu wagen. Die Bundesliga ist eine starke und anspruchsvolle Liga, in der es mir sehr Spaß macht, zu spielen. Die Mannschaften spielen anders als in Spanien und man macht daher als junger Spieler wichtige Erfahrungen.
In Juni wurden Sie mit Spanien U21-Europameister und siegten im Finale gegen Deutschland. Welche deutschen Spieler haben Sie bei dem Turnier besonders beeindruckt?
Das deutsche Team war wirklich auf allen Positionen sehr gut aufgestellt. Im Prinzip gilt das für alle deutschen Teams, gegen die ich bislang gespielt habe. Herausgestochen hat für uns als Team in der Vorbereitung auf das Finale damals Luca Waldschmidt. Der Freiburger hatte ein starkes Turnier gespielt.
Wie denken spanische Nachwuchsspieler generell über einen Gegner wie Deutschland?
Deutschland ist für uns immer ein starker Gegner, den man ernst nehmen muss – nicht erst seitdem sie nach Spanien 2014 Weltmeister wurden. Deutschland hat in der Vergangenheit viele große Spieler hervorgebracht. Generell haben die deutschen Teams eine besondere Mentalität und sind immer ein brandheißer Gegner.
Nach dem Titel bei der U21-Europameisterschaft gab es viele Gerüchte um einen Wechsel zum FC Sevilla oder zu Atlético Madrid. Wie konkret waren die Gespräche?
Das waren damals nur Gerüchte und keine konkreten Gespräche. Klar ist aber: Mainz ist für mich weiterhin die beste Karriere-Option und ich möchte diese Saison so gut wie möglich beenden. Danach wird man weitersehen.
Kürzlich wurde der "Clásico" in Ihrer Heimat Barcelona aufgrund der politischen Unruhen verschoben. Welche Rolle spielt dieses Duell im Katalonien-Konflikt?
Es ist schrecklich, die Bilder aus meiner Heimat zu sehen und mitzubekommen was dort gerade passiert. Ich glaube, man muss aber den Fußball vom politischen Geschehen trennen. Am Ende müssen die Situation aber andere ändern als Fußballer.
War es also richtig, den "Clásico" zu verschieben?
Ja, ich denke, das war richtig. Die Situation aktuell ist nicht optimal für das Austragen eines "Clásicos". Der Wechsel des Datums war da das einzige, was die Liga tun konnte.
Bei Ihrem Debüt für Espanyol 2016 wurden Sie für den mittlerweile verstorbenen Stürmer und Ex-Nationalspieler José Antonio Reyes eingewechselt (Reyes spielte zuvor für Topklubs wie Real Madrid und Arsenal, Anm. d. Red.). Wie fühlt es sich an, wenn ein früherer Mitspieler und Freund so plötzlich verstirbt?
Dazu finde ich keine Worte. Es tut weh, wenn ein Teamkollege und Freund sich so früh aus dem Leben verabschiedet. Ich habe damals bei Espanyol viel von ihm gelernt, er war ein toller Mensch. Für mich war er sowohl als Fußballer als auch außerhalb des Platzes ein Vorbild.
Welche Ziele haben Sie sich für diese Saison in Mainz gesetzt?
Mein Ziel ist es, mich weiterzuentwickeln und Tag für Tag besser zu werden. Es hilft mir sehr, viel zu spielen und in den Begegnungen in der Bundesliga wichtige Erfahrung zu sammeln.
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Ein Traum von Ihnen ist es, mit Spanien an den olympischen Spielen 2020 teilzunehmen. Wie hoch schätzen Sie Ihre Chancen für Tokio ein?
Ich hoffe natürlich, dass ich Teil des Teams sein werde. Das ist mein klares Ziel und dafür möchte ich alles geben. Mich motiviert der Gedanke, mit meinen Kumpels von der U21-Europameisterschaft in Tokio anzutreten. Das wäre ein Traum. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg.