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Niko Kovac: So war der letzte Tag beim FC Bayern – Report aus München


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Trainerentlassung in München
So verlief der letzte Tag von Niko Kovac beim FC Bayern


Aktualisiert am 04.11.2019Lesedauer: 4 Min.
Leitete an seinem letzten Arbeitstag das Training: Niko Kovac bei einer Trainingssession im September.Vergrößern des Bildes
Leitete an seinem letzten Arbeitstag das Training: Niko Kovac bei einer Trainingssession im September. (Quelle: Archivbild/eu-images/imago-images-bilder)
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Der FC Bayern trennt sich nach der Pleite gegen Frankfurt am Sonntag von Trainer Niko Kovac. Doch der letzte Tag des Trainers an der Säbener Straße ist lang. Der Report aus München.

Hastig fuhr ein Mitarbeiter des FC Bayern am Sonntagnachmittag mit einem kleinen Transporter über den großen Parkplatz an der Säbener Straße. Aus einem Container lud er Bürostühle auf die Laderampe seines Gefährtes und verfrachtete diese über die Tiefgarage in die Geschäftsstelle der Münchner. Stühlerücken beim Rekordmeister?

FC Bayern: Niko Kovac kam sehr früh

Mit bildlichen Vergleichen soll man es ja nicht übertreiben. Aber selten hätte dieser besser gepasst wie nach dem blamablen 1:5 des Double-Siegers bei Eintracht Frankfurt samt anschließender Trennung von Niko Kovac. Die Pressemitteilung dazu, die um 21 Uhr rausging, ließ nicht eindeutlig darauf schließen, wer sich nun von wem getrennt hat.

Im ersten Absatz stand, dass der kroatische Coach seinen Rücktritt angeboten habe, im zweiten Absatz, dass Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge, Präsident Uli Hoeneß und Sportdirektor Hasan Salihamidzic dem nunmehr Ex-Trainer erklärten, dass Handlungsbedarf bestehe.

Sicher überliefert ist, dass Kovac am frühen Sonntagmorgen, kurz vor 8 Uhr in besagte Tiefgarage im beschaulichen Stadtteil München-Harlaching fuhr. Es sollte ein langer letzter Tag beim FC Bayern werden, nachdem der 48-Jährige gemeinsam mit der Mannschaft erst am Abend von Frankfurt in die bayerische Landeshauptstadt zurückgeflogen war.

Niko Kovac: "Ich gebe nie auf"

Er hatte sich offensichtlich schon auf das Ende seines eineinhalb Jahre langen Engagements in München eingestellt. "Ich bin sehr enttäuscht und traurig. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich als Trainer einmal so hoch verloren habe. Ich weiß auch, wie das alles läuft in diesem Geschäft. Ich bin nicht naiv. Ich bin nicht blauäugig", hatte er mit gebrochener Stimme und tief ernster Miene konsterniert auf der Pressekonferenz in Frankfurt gesagt und an den schwierigen Herbst 2018 erinnert: "Ich habe damals nicht aufgegeben. Ich gebe nie auf."

In der Pressemitteilung am Sonntagabend klang das schon anders: "Die Ergebnisse und auch die Art und Weise, wie wir zuletzt gespielt haben, haben mich zu diesem Entschluss kommen lassen." Kovac geht erhobenen Hauptes. Schon vor einem Jahr hatten etliche Beobachter nach einer Negativserie der Bayern mit seiner Entlassung gerechnet. Er behauptete sich, aller Kritik zum Trotz, und führte den Rekordmeister dank einer starken zweiten Halbserie zum Double. "Es war eine gute Zeit. Ich wünsche der Mannschaft und dem Klub alles erdenklich Gute", wurde Kovac nun weiter zitiert.

Niko Kovac blieb immer höflich und korrekt

Höflich und korrekt zu sein, dem Gegenüber in die Augen zu schauen, ehrlich zu sein, war ihm bei all dem Druck, der auf ihn einprasselte, immer das oberste Gebot. Auf der Pressekonferenz vor der Pleite in Frankfurt hatte er gesagt: "Wenn in der heutigen Zeit Ehrlichkeit nicht mehr erwünscht ist, können wir einpacken. Dafür bin ich der Falsche."

Die Bosse hatten am Tag nach dem Debakel dagegen lange auf sich warten lassen. Bis zum späten Nachmittag waren weder Hoeneß noch Rummenigge erschienen, nur noch ein Fernsehteam verblieb an der Geschäftsstelle. Neuigkeiten erwarteten wohl auch viele Fans nicht mehr, es waren fast keine da.

Im bayerischen Machtzirkel wird so manches aber auch gerne mal im Hoeneß'schen Anwesen am Tegernsee 50 Kilometer südlich der Millionenmetropole entschieden. Etwa, wer als Ersatz in Frage kommt. Vorerst wird der bisherige Assistent Hansi Flick die Bayern trainieren.

Robert Lewandowski einer der ersten Bayern

Kovacs Arbeit hatte am Sonntag, schon vor der offiziellen Erklärung, mehr etwas von Verwalten. Um kurz nach 10 Uhr bat er die Ersatzspieler hinter vorgezogenem Sichtschutz zu einer Trainingseinheit, das geplante öffentliche Training war kurzfristig abgesagt worden. Auch diejenigen Spieler, die beim 1:5 auf dem Platz gestanden waren, kamen. Für sie stand Reha im Warmen auf dem Programm.

Als einer der ersten Stars tauchte einmal mehr Robert Lewandowski auf. Symptomatisch: Schließlich erweckte es in Frankfurt zeitweise den Eindruck, dass der polnische Stürmer und Weltmeister Manuel Neuer die einzigen Bayern waren, die sich hartnäckig gegen die Blamage stemmten.

"Er ist derjenige, der die Mannschaft anführt", hatte Kovac vor dem Spieltag über den Routinier gesagt, der auch im zehnten Saisonspiel wieder traf. "Jetzt geht es erstmal darum, dass man diese Niederlage abschüttelt. Man muss die Köpfe frei bekommen. Letzten Endes ist es ein harter Schlag gewesen", erklärte Kovac zunächst zu Sofortmaßnahmen nach der Pleite. Jetzt ist er nicht mehr dafür verantwortlich.

FC Bayern: Niko Kovac war angeschlagen

Dass Kovac die Geschäftsstelle am späten Nachmittag immer noch nicht verlassen hatte, erweckte den Eindruck, als würde er an Lösungen tüfteln. Die Spieler waren da schon längst wieder weg. Und der Trainer und die Chefs führten stattdessen wohl das letztlich finale klärende Gespräch.

Kovac geht auch gezeichnet. Die letzten harten Wochen hatten ihm offensichtlich zugesetzt. Er wirkte müde, schleppte schon seit Tagen eine Erkältung mit sich herum. Krisensymptome? Tacheles wurde wohl gesprochen.


Dabei sah draußen alles nach einem ruhigen Sonntag aus. Vor der Geschäftsstelle liefen zwei junge Frauen mit ihren kleinen Töchtern vorbei. Die Mädchen tollten auf ihren Fahrrädchen herum. Die eine Frau meinte: "Ruhig ist es beim großen FC Bayern." Die andere Frau erwiderte: "Ja, die punkten momentan ja auch nicht." Von Ruhe war am Abend keine Rede mehr.

Verwendete Quellen
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