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FC Bayern: Diese Fehler von Trainer Niko Kovac wirken sich nun aus


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Angezählter Bayern-Trainer
Das sind Niko Kovacs größten Fehler

Eine Analyse von Patrick Mayer

Aktualisiert am 30.10.2019Lesedauer: 4 Min.
Niko Kovac: Trotz des Pokalsiegs in Bochum ist seine Trainerstelle beim FC Bayern nicht mehr sicher.Vergrößern des Bildes
Niko Kovac: Trotz des Pokalsiegs in Bochum ist seine Trainerstelle beim FC Bayern nicht mehr sicher. (Quelle: Moritz Müller/imago-images-bilder)
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Niko Kovac gerät beim FC Bayern nach dem blamablen DFB-Pokal-Auftritt in Bochum gewaltig unter Druck. Der kroatische Trainer hat sich in eineinhalb Jahren München als Kämpfer bewiesen - aber auch Fehler begangen, die sich nun auswirken. Eine Analyse.

"Man kann auf der Autobahn nicht 200 fahren, wenn Sie nur 100 schaffen." Das hatte Niko Kovac vor dem DFB-Pokal-Spiel seiner Bayern beim schwer taumelnden VfL Bochum gesagt. Der 48-jährige Kroate war auf den Tempo- und Vollgas-Fußball von Jürgen Klopp mit dem FC Liverpool angesprochen worden. Schmeichelhaft war das, was er antwortete, für seine hoch bezahlte Mannschaft freilich nicht.

FC Bayern: Niko Kovac ist angezählt

Nach dem umso schmeichelhafteren 2:1 beim vom Abstieg bedrohten Zweitligisten weht ein Hauch Fassungslosigkeit über die idyllische Säbener Straße in München-Harlaching. Nicht, weil der Rekordmeister und Topfavorit gerade so ins Achtelfinale des DFB-Pokal eingezogen ist. Sondern vielmehr wegen der Leistung, die die Bayern im Ruhrpott darboten.

Mehr denn je ist der Job von Coach Kovac in Gefahr. Daran gibt es unter Beobachtern des bajuwarischen Machtzirkels keinerlei Zweifel mehr. Der schlechteste Saisonstart seit neun Jahren, teils blutleere Auftritte, und nun der Beinahe-K.o. im DFB-Pokal - schönreden kann der FC Bayern das nicht mehr. Und das ist nicht zuletzt die Verantwortung des Trainers.

Niko Kovac hat zu spät auf Autorität umgeschaltet

Fehler beging Kovac schon zu Beginn seines Engagements. Das ist nur menschlich. Aber bei den Bayern eben nicht ohne Konsequenzen. Symptomatisch für die Wandlung seines Führungsstils war eine vermeintlich nebensächliche Situation aus dem Trainingslager in Rottach-Egern am Tegernsee im Hochsommer 2018.

Kovac hatte nach einer seiner schweißtreibenden Zwei-Stunden-Einheiten die Spieler gebeten, Autogramme bei den Fans zu schreiben. Mats Hummels, damals noch im Bayern-Trikot, und Publikumsliebling Thomas Müller weigerten sich jedoch zunächst. Beide Weltmeister setzten sich – offensichtlich völlig ausgepumpt – in ein Golf-Cart am Spielfeldrand und zogen isotonische Getränke den Stiften vor.

Kovac gab den Spielern mit einer Pfeife ein Signal, wie es Trainer so tun. Einmal. Zweimal. Dreimal. Doch Müller und Hummels weigerten sich zwei, drei Minuten lang hartnäckig, ehe sie nörgelnd doch zu den Fans gingen. Der Bayern-Coach war seinerzeit zu nett, bat sie ganz höflich. Seine Art im Umgang mit den Spielern änderte sich erst mit der Zeit. Konkret: Aus dem Kumpel wurde teils ein regelrechter Schleifer, der laut über den Platz schreit und seine Stars im Tonfall auch gerne mal härter anpackt.

Wirkliche Autorität bekommt man von Superstars aber wohl nur durch Respekt auf Augenhöhe. Das versinnbildlicht insbesondere Joshua Kimmich, der, 24 Jahre jung, teils aufmüpfig den Trainer sogar in der Kabine kritisiert haben soll.

Niko Kovac trifft falsche Personalentscheidungen

Dabei hatte Kovac den aufstrebenden Leader zur Belohnung für seinen Willen in den Mannschaftsrat berufen. Nachvollziehbar. Ansonsten traf Kovac aber personelle Fehlentscheidungen. Zum Beispiel, dass er Jerome Boateng regelrecht aussortiert hatte. Da sich Abwehrchef Niklas Süle (Kreuzbandriss) und der französische Weltmeister Lucas Hernández (Teilruptur des Innenbandes) verletzt haben, braucht er den 31-Jährigen wieder.

Unumstößlich vertraut er dagegen auf andere Spieler. Zum Beispiel auf Benjamin Pavard, der sich beim FC Bayern hineinbeißt – aber gegen Union Berlin schlampig einen Elfmeter verursachte. Oder auf Philippe Coutinho, von dem er sich "Spektakel" versprach. Bislang enttäuscht der 27-jährige Brasilianer aber, auch wenn die Bayern immer wieder betonen, ihm die nötige Zeit geben zu wollen.

Auch Javi Martinez, den Garanten für den Champions-League-Sieg 2013, stellte er nach einer Verletzung Anfang der Saison hinten an, gab ihm wochenlang nicht die Chance, sich nachhaltig zu beweisen. Was Anfang Oktober dazu führte, dass der 31-jährige Baske vor dem Heimspiel gegen Hoffenheim (1:2) auf der Bank weinte. Für Jedermann sichtbar. Natürlich ist sowas auch Thema in einer Mannschaft.

Niko Kovac hat Thomas Müller in Frage gestellt

Ebenso die Degradierung von Fanliebling Müller, neben Ersatzkeeper Christian Früchtl der einzig verbliebene echte Bayer beim FC Bayern. Der Weltmeister werde spielen, wenn "Not am Mann" sei, hatte Kovac unlängst über den "Fußballgott" der Fans in der Südkurve gesagt. Die Notnagel-Aussage über die einzig verbliebene bayerische Identifikationsfigur würde man im Fußball-Jargon wohl nonchalant als Eigentor bezeichnen.

Sechs Spiele in Folge durfte Müller nicht von Beginn an ran. Mittlerweile steht er wieder in der Startelf, dass beide aber keine besten Freunde sind, ist augenscheinlich. Und im Fußball sind manche Spieler eben größer als der Trainer. In München gilt das besonders für Müller, den Kovac-Kritiker Karl-Heinz Rummenigge umgehend für unantastbar erklärte – eine Schelte für den Coach inklusive.

Niko Kovac spielt nicht mehr seinen Fußball

Dieser ist bis heute beim FC Bayern auf der Suche nach einer klar erkennbaren Spielphilosophie. Während Vor-Vor-Vorgänger Pep Guardiola bei jedem seiner Teams auf dominanten Ballbesitz bis zur Erschöpfung des Gegners setzt, und Champions-League-Sieger Klopp mit Liverpool dem dynamischen Pressing und Gegenpressing fröhnt – und, wie Kovac es nennen würde, 200 auf der Autobahn fährt.

Kovac setzte bei seinem früheren Arbeitgeber Eintracht Frankfurt dagegen auf defensive Kompaktheit auf Kosten des schönen Spiels. So tat er es auch in seiner ersten Saison bei den Bayern, was ihm ebenfalls eine Rummenigge-Schelte einbrachte. Jetzt lässt er seine Mannschaft deutlich offener verteidigen, vor allem auf den Außen, was die Münchner erwiesenermaßen erheblich anfällig macht – und eigentlich nicht zum Trainer passt.


Offensiv wirkt dagegen so mancher Angriff wie ein Zufallsprodukt, dominiert von Einzelaktionen. Wären Serge Gnabry und Torjäger Robert Lewandowski nicht in herausragender Form, es würde deutlich schlechter um die Bayern stehen. Und so ist in diesen Tagen rund um die Säbener Straße die Frage wohl nicht mehr, ob Kovac gehen muss. Sondern mangels aktueller Rückendeckung durch die Bosse nur noch, wann.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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