Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.
WM-Sorgen "Löw sollte ein Zeichen setzen und wachrütteln"
Nach dem mageren Auftritt der deutschen Nationalelf gegen Österreich ist die große Frage: Müssen wir uns Sorgen um die Mannschaft von Joachim Löw machen?
An dieser Stelle kommentieren wöchentlich Florian Wichert (Head of Fußball und Sport bei t-online.de) und Heiko Ostendorp (Fußballchef beim Sportbuzzer) aktuelle Fußball-Themen. Diese Woche geht es um die Nationalmannschaft.
Spieler drängen sich nicht auf
Noch 13 Tage bis zum WM-Auftakt für die deutsche Nationalmannschaft gegen Mexiko. Heute muss Bundestrainer Joachim Löw bis 12 Uhr der Fifa seinen endgültigen Kader nennen. Keine einfache Entscheidung – denn seine Spieler drängten sich im letzten Testspiel vor dieser Frist nicht wirklich auf. Was zur Frage führt:
Müssen wir uns nach der Niederlage gegen Österreich Sorgen machen?
Ja, weil vieles gegen Deutschland spricht
Seit 1962 hat kein Weltmeister seinen Titel verteidigt. Drei der letzten vier scheiterten sogar beim nächsten Turnier in der Vorrunde: Frankreich 2002, Italien 2010, Spanien 2014. Die Nationalmannschaft muss dringend in Form kommen, will sie in Russland nicht auch früh aus dem Turnier fliegen.
Es sind nur noch 13 Tage bis zum ersten Deutschland-Spiel. Probleme gibt es noch genug, nimmt man die 1:2-Niederlage gegen Österreich: Eine wacklige Abwehr, fehlende Spielpraxis bei Neuer, Schwierigkeiten im Abschluss und eine ausbaufähige Einstellung – dabei ging es im letzten Spiel vor der Kader-Nominierung noch um WM-Plätze. Sicher fehlten wichtige Spieler wie Hummels oder Müller, aber auch die haben gerade das Pokalfinale gegen Frankfurt vergeigt. Vielleicht sollte Löw ein Zeichen setzen und die Mannschaft wachrütteln, indem er einen großen Namen aus dem Kader streicht.
Noch nie kam der Weltmeister aus Gruppe F, in der Deutschland ist. Es wäre schade, wenn das so bliebe.
Nein, Panik ist total unangebracht
Fünf Länderspiele ohne Sieg. Eine 1:2-Pleite gegen Österreich. Natürlich kommen nun die üblichen Pessimisten und Mahner um die Ecke und sagen, dass Deutschland erst gar nicht nach Russland reisen müsse. Ich sage: Diese Diskussion ist totaler Käse.
Am Sonnabend fehlten in der Startelf sechs potenzielle Stammspieler: Die Stammabwehr mit Jérôme Boateng und Mats Hummels, deren Teamkollege Thomas Müller, Titelsammler Toni Kroos, dazu Sturmrakete Timo Werner und auf links Marco Reus (oder Julian Draxler). Dennoch hatte das DFB-Team die wieder erstarkten Ösis eine Halbzeit lang im Griff, versäumte es nur, den Sack zuzumachen.
Die Leistung in der zweiten Halbzeit war inakzeptabel, ohne Frage. Dennoch tut Joachim Löw gut daran, nun nicht in Panik zu verfallen. Auch vor den letzten Turnieren gab es immer wieder peinliche Testpleiten wie gegen die Slowakei oder die Schweiz. Mit dem Abschneiden bei einer WM hat das indes nichts zu tun.
Niemand muss sich ernsthaft Sorgen um den aktuellen Weltmeister, U21-Europmeister und Confedcup-Sieger machen. Deutschland wird es in Russland garantiert wieder unter die letzten vier schaffen. Ob es zu mehr reicht, wird man sehen.
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