Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Transfer-Zoff um Auba "Geld ist die einzige Sprache, die die Stars noch verstehen"
Für t-online.de-Kolumnist Berti Vogts ist das Benehmen von Borussia Dortmunds wechselwilligem Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang eine Farce. Er fordert ein Umdenken bei den Vereinen.
Über das Verhalten von Borussia Dortmunds Pierre-Emerick Aubameyang kann ich nur den Kopf schütteln. Wenn ich höre, dass er eine Mannschaftssitzung geschwänzt haben soll, kann ich nur sagen: Das ist eines Profisportlers nicht würdig. Er kann noch so ein fußballerisches Genie sein, aber so eine Aktion für ein noch höheres Gehalt – das geht nicht!
Am meisten bereitet mir Sorge, dass er kein Einzelfall ist. Ousmane Dembélé hat bereits im Sommer einen Wechsel erzwungen und auch international gibt es immer mehr Beispiele. Wenn man einen Vertrag hat, sollte man den auch erfüllen – diese Selbstverständlichkeit scheint nicht mehr zu gelten. Klar, früher gab es auch viele schwierige Persönlichkeiten im Fußball, aber solche Egoisten habe ich nicht erlebt. Die wären in den Kabinen aber auch nicht akzeptiert worden.
Aus meiner Sicht müssen die Vereine jetzt umdenken. Damit sie die Macht zurückerlangen, hilft nur eins: höhere Geldstrafen in den Verträgen, am besten standardmäßig sechsstellige Summen. Geld ist die einzige Sprache, die die Stars heute noch verstehen. Vielen ist doch völlig egal, ob sie mal für ein Spiel suspendiert werden. Die freuen sich sogar noch, wenn sie nicht im Winter raus auf den Platz müssen.
Embed
Die Verbände sollten das Treiben der Berater stärker reglementieren
Die Hauptschuld für diese besorgniserregende Entwicklung sehe ich bei den Beratern. Die erzählen ihren Spielern doch, dass jeder Montag ein Sonntag ist. Es gibt zu viele Leute, die an den größten Stars mitverdienen und sie auch noch in ihrem Verhalten bekräftigen oder sie sogar zu Streiks und Provokationen ermuntern. Deshalb sollten die Verbände das Treiben der Berater stärker reglementieren.
Am schlimmsten ist, dass unter den endlosen Provokationen wie im Fall Aubameyang eine ganze Mannschaft leidet. Das ist einfach nicht fair gegenüber den Mitspielern. Er sollte mal darüber nachdenken, dass er für seinen Erfolg noch zehn andere Spieler und mannschaftliche Geschlossenheit braucht. Erst die Vorlagen seiner Kollegen haben ihm doch den Erfolg der vergangenen Jahre ermöglicht. Hat er das etwa alles vergessen?
Grundsätzlich kann ich jeden Verein verstehen, der einen streikenden Profi verkauft. So schäbig wie das ganze Transfer-Theater zum Beispiel aktuell in Dortmund abläuft, hätte ich meine Zweifel, ob Aubameyang alles gibt, wenn es hart auf hart kommt. Wenn 60 oder 70 Millionen Euro im Raum stehen, kann man nicht ohne weiteres sagen: den setze ich erstmal drei Wochen auf die Tribüne, dann kriegt er sich vielleicht ein und wir fangen wieder von vorne an. Das geht bei diesen Summen eigentlich nur, wenn du überhaupt nicht auf das Geld angewiesen bist.
Der Goretzka-Transfer ist ein völlig normaler Vorgang
Die aufnehmenden Vereine sollten sich eher hinterfragen – der FC Arsenal in diesem Fall oder der FC Barcelona im Fall von Ousmane Dembélé – ob die Spieler nicht in einem Jahr dieselbe Aktion noch einmal probieren. Solche Spielertypen verändern sich charakterlich nie.
Die Aufregung um einen anderen Transfer kann ich nicht verstehen: Leon Goretzka geht von Schalke zum FC Bayern – ein völlig normaler Vorgang. Der FC Bayern ist der bedeutendste Klub in Deutschland und auch international absolut top, natürlich werden die besten Spieler immer dorthin wechseln. Goretzka ist ein super Fußballer, der sich noch weiterentwickeln will – davon werden der deutsche Fußball und die Nationalmannschaft profitieren. Und er erfüllt seinen Vertrag auf Schalke.
Die Aussagen von Clemens Tönnies, der Goretzka mit Tribüne gedroht hat, fand ich deshalb nicht richtig. Da würden alle verlieren – der Spieler, der Verein, der deutsche Fußball.