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FC Bayern München: So lief der Absturz von Scholl, Gaudino und Co.


Gescheiterte Bayern-Talente
So lief der sportliche Absturz von Gaudino, Scholl und Co.

Von t-online
Aktualisiert am 13.10.2016Lesedauer: 4 Min.
Lucas Scholl (li.) und Gianluca Gaudino im Dress der Bayern.Vergrößern des Bildes
Lucas Scholl (li.) und Gianluca Gaudino im Dress der Bayern. (Quelle: imago-images-bilder)
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Von Mark Weidenfeller

Den 22. August 2014 wird Gianluca Gaudino wohl nie vergessen. Ex-Bayern-Coach Pep Guardiola hatte den 17-Jährigen an diesem Tag völlig überraschend in die Startelf des FC Bayern berufen und ihm so zu seinem Bundesliga-Debüt verholfen.

Gaudino spielte am 1. Spieltag der Saison plötzlich an der Seite der frischgebackenen Weltmeister Mario Götze, Thomas Müller, Philipp Lahm und Manuel Neuer – und wurde nach dem 2:1-Sieg gegen den VfL Wolfsburg mit Schulterklopfern überhäuft. Der Beginn einer großen Karriere – dachte man. Knapp zwei Jahre und sieben Bundesliga-Spiele später ist der damals so hell aufgehende Stern jedoch weitgehend erloschen.

Gaudino, inzwischen 19 Jahre alt, spielt seit Januar 2016 leihweise für den FC St. Gallen und ist mit seinem neuen Verein nach zehn Spieltagen nur drei Punkte vom einzigen Abstiegsplatz in der Schweizer Super League entfernt. Die große Bühne Champions League, auf der Gaudino auch schon vorspielen durfte, ist derzeit nur noch eine schöne Erinnerung aus guten alten Zeiten.

Youngster in der Sackgasse

Der Werdegang des einstigen Super-Talents damit eine Blaupause für viele andere Karrieren hoffnungsvoller Nachwuchskicker, die beim FC Bayern durchstarten wollten, dann aber relativ schnell in einer Sackgasse landeten.

Im aktuellen Kader der Bayern stehen derzeit zwar insgesamt acht Spieler, die das kleine Fußball-Einmaleins in der Eliteschule an der Säbener Straße gelernt haben. Der letzte Absolvent, der auf Dauer den Durchbruch schaffte, hat aber bereits 2009 seinen Abschluss gemacht, ist 24 Jahre alt und heißt David Alaba.

Karriere auf der Haupttribüne

Die anderen sind Lahm, Müller und Holger Badstuber sowie Mats Hummels, der jedoch erst rund acht Jahre praktische Erfahrungen beim BVB sammeln musste, ehe er nun auch in München spielen darf. Die Youngster Julian Green, Niklas Dorsch und Fabian Benko dürfen sich zudem zwar Bayern-Profis nennen, den Rasen sehen sie aber meistens nur von der Tribüne aus.

Das Trio teilt damit das Schicksal vieler angehender Profifußballer beim FC Bayern vor ihnen. Die für Ersatzkräfte reservierten VIP-Plätze in der Allianz-Arena gehören zwar sicherlich zu den bequemsten in der ganzen Republik, wirklich förderlich für die berufliche Laufbahn sind die gepolsterten Sitzschalen aber nicht. Beweise für furios gestartete Karrieren, die auf der Haupttribüne in München Fröttmaning ein jähes Ende fanden, gibt es reichlich.

Scholl weit von Vaters Fußstapfen entfernt

So nahmen in den vergangenen Jahren dort an der Seite des bereits erwähnten Gaudino unter anderem auch die Hochveranlagten Lucas Scholl, Sinan Kurt oder Pierre-Emil Höjbjerg Platz. Viel Positives hat man danach von ihnen nicht mehr gehört.

Der Name Scholl ist zwar nach wie vor allgegenwärtig und wird automatisch mit großem internationalem Fußball verbunden – Lucas hat dazu aber relativ wenig beigetragen. Nachdem der heute 20-Jährige vor zwei Jahren gemeinsam mit dem zweiten Nationalspieler-Spross Gaudino bei den Profis reinschnuppern und unter Guardiola trainieren durfte, ist es inzwischen sehr ruhig geworden um den Mittelfeldspieler.

"Der nächste Marco Reus"

In der aktuellen Spielzeit brachte er es auf sieben Kurzeinsätze in der Regionalliga-Mannschaft der Bayern, die großen Fußstapfen von Papa Mehmet konnte er trotz seiner guten Gene nicht ausfüllen.

Ähnlich bescheiden läuft es bei Kurt. Der ehemals schon als "der nächste Marco Reus" gefeierte 20-Jährige wechselte im Alter von 18 Jahren unter großem Mediengetöse für rund drei Millionen Euro von Borussia Mönchengladbach zu den Bayern und durfte dort in neun Monaten genau eine Halbzeit bei den Profis mitwirken.

Höjbjerg und sein Trophäenschrank

"Für einen Jungen, der damals gerade 18 Jahre war, war das nicht gut", gestand er später. "Es gibt sicher Spieler, die an diesem Druck zerbrochen wären." Seit diesem Jahr steht Kurt bei der Berliner Hertha unter Vertrag. Einsätze in der Bundesliga: einer. Einsatzminuten insgesamt: eine.

Im Lebenslauf von Höjbjerg stehen immerhin 56 Bundesliga-Spiele. Der 21-jährige Däne darf sich zudem offiziell Champions-League-Sieger, vierfacher Deutscher Meister, dreifacher Pokalsieger und Weltpokalsieger nennen, glücklich wurde er trotz dieser Titel und eines Blitzstartes in München jedoch auch nicht.

"Man holt eher einen Neuen"

Im April 2013 debütierte er mit 17 Jahren und 251 Tagen als jüngster Bayern-Spieler aller Zeiten in der Bundesliga und löste damit einen gewissen Toni Kroos an der Spitze dieser Rangliste ab. Nach Ausleihgeschäften zum FC Augsburg und Schalke 04 suchte der einst so hochgejubelte Höjbjerg jedoch was Weite. Beim FC Southampton ist er inzwischen Stammspieler.

Der FC Bayern zwischen Titeljagd und Talentförderung – ein Spagat, der nur sehr selten gelingt, wie die Fälle von Gaudino, Scholl, Kurt und Höjbjerg stellvertretend zeigen. "Man holt eher einen Neuen, als auf einen Jungen zu setzen", fasste Gaudino die Crux in einem "Spox"-Interview zusammen.

"Wollte einfach weg"

"Man braucht eine gewisse Qualität und die nötige Erfahrung. Ein junger Spieler kann diese Leistung einfach nicht sofort abrufen. Am Ende wollte ich einfach weg, um mich weiterzuentwickeln", so Gaudino weiter. Ein Weg, den wohl noch viele Nachwuchskicker nach ihm einschlagen werden.

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