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Kritik an BVB-Coach Nuri Şahin nach Real-Klatsche: Wie lange geht das gut?


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Der BVB und Nuri Şahin
Seine Kritiker dürften sich bestätigt fühlen


23.10.2024Lesedauer: 4 Min.
Nuri Şahin: Der BVB-Trainer musste sich nach der Pleite gegen Real Madrid viel Kritik anhören.Vergrößern des Bildes
Nuri Şahin: Der BVB-Trainer musste sich nach der Pleite gegen Real Madrid viel Kritik anhören. (Quelle: Acero/AlterPhotos/ABACA/imago-images-bilder)

Wegen zu inkonstanter Leistungen entschied sich der BVB im Sommer zu einem Trainerwechsel. Doch der neue Trainer muss sich schon jetzt ähnliche Kritik anhören.

Ein souveränes 3:0 zum Champions-League-Auftakt gegen Brügge, eine 1:5-Klatsche in Stuttgart, ein mühsames 4:2 gegen Bundesliga-Schlusslicht Bochum, eine 7:1-Gala gegen Celtic Glasgow, eine enttäuschende 1:2-Niederlage gegen Union Berlin, ein 2:1-Sieg nach Rückstand gegen Aufsteiger St. Pauli, eine glorreiche erste Halbzeit gegen Real Madrid, aus der innerhalb von 45 Minuten eine 2:5-Klatsche wurde: Wer sich die Ergebnisse der vergangenen Wochen anschaut, stellt auf den ersten Blick fest, dass die Saison Borussia Dortmunds einer Achterbahnfahrt gleicht.

Glorreiche und enttäuschende Vorstellungen wechseln sich beim BVB ab. Die Fans der Schwarz-Gelben sind das schon länger gewohnt. So legte ihre Mannschaft schon in der vergangenen Saison in der Champions League einen Traumlauf bis ins Finale hin, während in der Bundesliga nur der enttäuschende Platz fünf heraussprang. Genau diese Schwankungen wollte der Klub mit dem Trainerwechsel von Edin Terzić zu Nuri Şahin eigentlich in den Griff bekommen. Der aktuelle Eindruck ist ein anderer. Es stellt sich die Frage: Wie lange geht das noch gut?

Şahin sollte mehr Konstanz bringen

Schon nach der Beförderung Şahins, der im vergangenen Winter als Co-Trainer für Terzić geholt worden war und im Sommer auf den Cheftrainer-Posten befördert wurde, gab es hier und da Skepsis. Şahin ist als Trainer noch unerfahren. Mit seinen 36 Jahren hatte er vor seinem Wechsel zu Dortmund lediglich den türkischen Klub Antalyaspor für gut zwei Jahre trainiert. Dort hatte er zwar ansprechende Arbeit geleistet, doch viele fragten: Von einem türkischen Mittelklasse-Klub zu einem der größten deutschen Vereine und damit auch auf die europäische Bühne – kann das gut gehen? Auch bei t-online wurde über diese Frage diskutiert (mehr dazu lesen Sie hier).

 
 
 
 
 
 
 

Die Kritiker dürften sich dabei bislang durchaus bestätigt fühlen. Die Inkonstanz hat Şahin noch nicht in den Griff bekommen können. Dabei zeigen sich die Schwankungen nicht nur von Spiel zu Spiel, sondern regelmäßig auch innerhalb der 90 Minuten. Bei der Bundesliga-Niederlage gegen Union agierte der BVB insbesondere im ersten Durchgang viel zu passiv, geriet durch einen unnötigen Elfmeter in Rückstand, weil Nico Schlotterbeck im Strafraum zu ungestüm zu Werke ging.

"Diese Mannschaft hat kein Mentalitätsproblem"

Auch im Spiel gegen Bochum offenbarte die Şahin-Elf eklatante Schwächen im Defensivbereich. Gegen den aktuellen Tabellenletzten der Bundesliga war der BVB früh mit 0:2 in Rückstand geraten. Torhüter Gregor Kobel hatte dabei übel gepatzt. Die Mannschaft hatte letzten Endes gehöriges Glück, dass sie nach 33 Minuten nicht das 0:3 gegen den sieglosen Lokalrivalen kassierte. In der zweiten Hälfte gelang es den Dortmundern zumindest, ein Offensiv-Feuerwerk abzubrennen, das Spiel zu drehen und noch 4:2 zu gewinnen. Ein Auf und Ab binnen 90 Minuten.

Gegen St. Pauli und gegen Real Madrid schloss die Mannschaft nun nahtlos an derartige Leistungen an. Dass der BVB guten Fußball spielen kann, wenn er das Maximum auf den Platz bringt, hat die Mannschaft gezeigt. Dennoch kommen immer wieder erhebliche Zweifel an der Mentalität der Mannschaft auf.

Trainer Şahin reagierte darauf zuletzt ziemlich dünnhäutig. Nach der Partie gegen St. Pauli sagte er auf eine entsprechende Frage: "Diese Mannschaft hat kein Mentalitätsproblem. Das nicht." Wer auf dem Niveau eines Vereins wie dem des BVB spiele, könne gar keine schwache Mentalität haben. "Ich lasse nicht zu, dass über meine Mannschaft so geredet wird", so Şahin deutlich.

Wechsel lösen Kritik aus

Doch woran liegt es dann? An der Taktik? Manöverkritik musste sich Şahin nun vor allem nach der Real-Pleite anhören. Nachdem seine Mannschaft 2:0 in Führung gegangen war, hatte der Trainer die Taktik umgestellt, seine Mannschaft defensiver aufgestellt. So kam etwa Innenverteidiger Waldemar Anton in der 55. Minute für Angreifer Jamie Gittens. Von da an spielte der BVB mit einer Fünfer- statt einer Viererkette in der Abwehr.

Der Bruch im Spiel der Dortmunder war eindeutig. Nur sieben Minuten später glich Real durch Tore des deutschen Nationalspielers Antonio Rüdiger (60. Minute) und Vinícius Júnior (62.) aus. Weitere Tore von Lucas Vásquez (83.) und Vinícius Júnior (86./90.3.) besiegelten die Dortmunder Niederlage.

Braucht es doch einen erfahreneren Trainer?

Zwangsläufig musste sich der Trainer nach dem Spiel rechtfertigen – und reagierte auch darauf etwas ungehalten. "Wenn man verliert und fünf Tore kassiert, kann man das natürlich sagen", antwortete der 36-Jährige auf eine Frage nach seinen Wechseln zunehmend gereizt, "aber ich glaube nicht, dass es an der Systemumstellung lag." Gleichwohl wollte er sich nicht vollends aus der Verantwortung stehlen: "Am Ende ist es nicht aufgegangen. Das ist dann auch mein Fehler, dem ich mich stellen muss."

Pl.MannschaftSp.SUNToreDiff.Pkt.Form
1
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Bayern
1082033:7+2626
2
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Leipzig
1063115:5+1021
3
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Frankfurt
1062226:16+1020
4
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Leverkusen
1045121:16+517
5
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Freiburg
1052313:11+217
6
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Union
104429:8+116
7
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Dortmund
1051418:18016
8
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Bremen
1043317:21-415

Şahins Reaktionen zeigen, dass er den Druck beim BVB zunehmend spürt. Er weiß: Der BVB hat ihn geholt, damit er die Probleme in den Griff kriegt. Das ist ihm bislang noch nicht gelungen. Die Schlussfolgerung, dass es dafür vielleicht doch einen erfahreneren Trainer braucht, liegt nahe. Dass auch die BVB-Verantwortlichen darauf kommen könnten, wird Şahin wissen.

Noch erhält Şahin Unterstützung

Noch wird dem Trainer aber der Rücken gestärkt. So sprang Sportdirektor Sebastian Kehl seinem Coach inmitten der Taktikkritik nach dem Real-Spiel zur Seite. Für ihn hatte der Einbruch weniger mit der taktischen Umstellung des Trainers zu tun als mit der Einstellung der Profis: "Jetzt über taktische Dinge zu reden, macht keinen Sinn, weil wir in der zweiten Halbzeit grundsätzlich nicht mehr so aufgetreten sind wie in der ersten Halbzeit."

Zudem verwies Kehl auf die großen Qualitäten des spanischen Starensembles, das für seine Comebacks bekannt ist: "Wir haben in der Pause explizit angesprochen, dass nach dem Seitenwechsel ein anderes Spiel auf uns zukommen würde, dass Real das so nicht auf sich sitzen lassen wird, deutlich höher stehen und deutlich mehr Druck aufbauen wird", erklärte Kehl, "das hat uns dann schnell eingeholt."

Mit dem Spiel gegen Augsburg am kommenden Wochenende trifft der BVB aber auf einen schlagbaren Gegner. Sollte auch diese Partie in einer Niederlage enden, werden die möglichen anderen Erklärungen weniger werden – und die Personalie Şahin wird zwangsläufig in den Mittelpunkt rücken.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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