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Bundesliga | Erneute Diskussionen um VAR: "Macht ihn endlich dicht"


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Hitzige Diskussion um Videobeweis
Rote Karte für den VAR


Aktualisiert am 30.09.2024Lesedauer: 3 Min.
SOCCER-EUROPA-B04-ROM/REPORTVergrößern des Bildes
Statt Jubel und Ekstase: Menschen, die auf Schirme starren. Der VAR macht's möglich. (Quelle: Kai Pfaffenbach/reuters)

Immer wieder diskutiert Fußball-Deutschland über die Sinnhaftigkeit des Video-Assistenten. Dieses Mal wegen des Spiels Wolfsburg gegen Stuttgart. Ein radikaler Schritt ist überfällig.

Ein ziemlich gewöhnlicher Zusammenprall im Mittelfeld hat die Diskussion über die Schiedsrichter-Videoassistenten (kurz VAR) neu entfacht. Stuttgarts Atakan Karazor wird vom Wolfsburger Maxi Arnold gefoult. Während der Übeltäter sich am Boden wälzt, ist der Gefoulte fassungslos, dass er, mit Gelb bereits "vorbestraft", von Schiedsrichter Sven Jablonski die zweite Gelbe Karte gezeigt bekommt. Gelb plus Gelb heißt im Fußball: Gelb-Rot. Ab unter die Dusche.

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Tumulte, Stuttgarts Trainer Sebastian Hoeneß tobt an der Seitenlinie. Der Kölner Keller aber, in dem die Video-Assistenten arbeiten, bleibt stumm. Keine Korrektur, dabei belegte das Fernsehbild: Karazor war unschuldig, stattdessen hätte ihn Arnold fast ins Krankenhaus getreten. Der Schiri lag falsch. Klare Fehlentscheidung. Absurder Pfiff. Aber nichts passiert. Spätestens mit dieser Szene muss es jedem klar sein: Der VAR hat fertig. Der Videobeweis verdient die Rote Karte. Keine Fehlentscheidung schadet der Bundesliga mehr als die strukturelle Ungerechtigkeit, die ihm zugrunde liegt.

Die Grundidee war: Der Fußball sollte durch die Eingriffe der Videoschiedsrichter fairer und nachvollziehbarer werden. Aber ist er das geworden? Natürlich gab es auch vor der VAR-Einführung Diskussionen über Fehlentscheidungen. Und nicht wenige. Aber meist legte sich die Aufregung schnell wieder, und über die Saison glichen sich "Skandal-Pfiffe" meistens aus.

Seit der Einführung des VAR aber vergeht kein Wochenende ohne grundsätzlichen Krach wegen seiner inkonsequenten Anwendung. Mal meldet sich der Kölner Keller, mal nicht. Hätte Karazor nach der fraglichen Kollision glatt "Rot" gesehen, hätte der VAR eingreifen dürfen. Gelb-Rot aber, so die absurde Regel, darf er nicht beanstanden.

Natürlich ist das schreiend ungerecht, und deshalb fordern viele, auch der unglückliche Herr Jablonski, dass der Videobeweis künftig auch bei Gelb-Rot angewendet werden soll. Nachvollziehbar. Nur: Bei der nächsten Gelb-Roten streiten wir dann eben über die Richtigkeit der ersten Gelben. Warum durfte bei ihr der VAR nicht eingreifen? Und dann wird jemand fordern: Ab jetzt checken wir alle Gelben Karten.

 
 
 
 
 
 
 

Bei der Fußball-EM 2024 wurden im Schnitt pro Spiel 4,6 Gelbe Karten gezeigt. Pro Bundesligaspiel fallen etwas mehr als drei Tore. Das sind zusammen gut und gerne acht (!) potenzielle VAR-Eingriffe pro Partie, zweifelhafte Hand- und Foulspiele im Strafraum noch gar nicht eingerechnet. Am Ende droht den Fans ein gutes Dutzend quälender Unterbrechungen, und das in jedem einzelnen Spiel. Mehr als zehnmal innehalten. Bangen. Hoffen. Und warten auf eine Entscheidung, die zumindest im Stadion niemand mitverfolgen und nachvollziehen kann, denn dort wird die strittige Szene nicht gezeigt.

Damit verliert der Fußball zwei Eigenschaften, die seine Faszination ausmachen.

  • Einfachheit: Das Runde muss ins Eckige. Der Ball ist rund und das Spiel dauert 90 Minuten. So simpel ist das. Durch den VAR aber zieht jede neue Regel, wann er eingreift und wann nicht, neue Diskussionen nach sich. Durch das dauernde Hineinregieren von außen dauern die Spiele plötzlich acht, zehn, vielleicht bald 15 Minuten länger. Worüber man dann erneut streiten kann, denn das wiederum bleibt im Ermessensspielraum des Schiedsrichters. Ohne VAR-Eingriff. All das ist weder gerecht noch einfach, sondern einfach ungerecht.
  • Unmittelbarkeit: Der beste, schönste, echteste Moment im Fußball ist der Torjubel. Wenn das Netz sich ausbeult, der Torschütze jubelnd abdreht und der Torhüter dem Ball fassungslos hinterherschaut, dann explodiert das Stadion, unwillkürlich, ein ohrenbetäubendes "Tooor" aus tausend Kehlen, Bierbecher fliegen, Fans fallen sich überglücklich in die Arme. Und nun, dem dysfunktionalen VAR sei Dank: Menschen, die auf Schiris starren. War da was? Zählt es? Zeigt er Richtung Mittelpunkt? Oder hat er die Hand am Kopfhörer? Sagt ihm Köln etwas aufs Ohr? Geht er raus zum Bildschirm? Schaut er es sich an? WAS genau schaut er sich an? Bestenfalls gibt es dann, nach minutenlangen Warten, allen quälenden Zweifeln zum Trotz, noch ein erleichtertes Aufseufzen. Aber Begeisterung? Jubel? Ekstase? Gibt es nicht mehr sofort.

Sie liegen tot und begraben im Kölner Videokeller, wo die Spielverderber vor ihren Bildschirmen Zeitlupen vor- und zurückspulen und eine Pseudogerechtigkeit erschaffen wollen, die erstens unerreichbar ist und deren Preis die Fans teuer bezahlen. Ganz ehrlich? Dann lieber ab und zu ein falscher Pfiff, ein Abseits, das keines war, ein verstecktes Foul, das keiner sieht.

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So wie die üble Aktion des Mainzers Dominik Kohr am Wochenende, der seinem Gegenspieler Patrick Mainka vor einem Eckball herzhaft und wörtlich in die Familienplanung griff. Der fiel schreiend zu Boden, Kohr mimte das Unschuldslamm.

Der Schiedsrichter beließ es bei Gelb. Absurde Fehlentscheidung. Die Videobilder zeigten eindeutig diese wüste Tätlichkeit. Im Kölner Keller blieb es still. Macht ihn endlich dicht.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
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