Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.
Edin Terzić verlässt BVB Der heimliche Boss saß in der eigenen Umkleidekabine
Edin Terzić verlässt Borussia Dortmund, keine zwei Wochen nach dem glanzvollen, wenn auch am Ende verlorenen Champions-League-Finale gegen Real Madrid. Steckt Mats Hummels dahinter?
Edin Terzić ist nicht mehr Trainer von Borussia Dortmund. Auch der Einzug in das Endspiel der Champions League gegen Real Madrid (0:2) konnte die in den vergangenen Monaten entstandenen Risse offenbar nicht mehr kitten. Der Frust über eine zu geringe Wertschätzung seiner Arbeit dürfte Terzić in seiner Entscheidung bestärkt haben. Als zu große Hypothek erwies sich zudem der enttäuschende fünfte Platz in der Bundesliga.
Ein anderer Grund könnte aber auch das Verhältnis zu einigen seiner Stars gewesen sein, insbesondere einem. Was zu der Frage führt:
Hat Mats Hummels Terzić umgegrätscht?
Ja. Der Abwehrchef hat ihn sturmreif geschossen.
Edin Terzić hat am Ende eine Frage nie richtig beantworten können: "Wer ist hier der Boss?" Die einzig richtige Antwort muss bei einem Bundesligatrainer lauten: "Ich bin das!" Fragen Sie mal Thomas Tuchel. Bei den Bayern sitzen die heimlichen Bosse und unheimlichen Unruhestifter am Tegernsee, bei Borussia saß einer in der Umkleidekabine: Mats Hummels.
Schon im Herbst 2020 hatte Terzić alle Hände voll zu tun gehabt, Hummels' öffentliche Kritik an der Mannschaft nach schwachen Auftritten in der Champions League abzumoderieren. Mit knirschenden Zähnen, denn Hummels hatte mindestens zwischen den Zeilen auch den Coach selbst angezählt, als er von "mangelnder Spielintelligenz" raunte und die Taktik als "zu kompliziert" geißelte. Vergangenen Winter schmorte Hummels formschwach neben Borussia-Legende Marco Reus auf der Ersatzbank. Der sah sich Putschvorwürfen ausgesetzt, Hummels schwieg ohrenbetäubend.
Und vor dem Champions-League-Finale gegen Real Madrid, dessen Erreichen Terzićs größter Erfolg in seiner Karriere als Borussia-Trainer war? Nörgelte Hummels in der "Sport-Bild" über "unterwürfige, fußballerisch unterlegene" Auftritte in der Bundesliga, die ihn "in seiner Ehre gekränkt hätten". Terzić tobte intern, forderte disziplinarische Konsequenzen, aber vor dem großen Endspiel kehrte der Verein den Streit lieber unter den Teppich.
Zuletzt soll Hummels gar unverhohlen gefordert haben: "Der oder ich". Spätestens damit hatte der Abwehrchef seinen Trainer sturmreif geschossen. Terzić hat aufgegeben. Von Anfang an war er in Dortmund immer "die kleine Lösung", das Bordmittel mit Stallgeruch. Der wahre Boss wurde er nie. Nicht nur, aber auch, weil Hummels ihm ohne Ende Knüppel zwischen die Beine geworfen hat. Dass auch Hummels den Verein nun offenbar verlassen muss, kann Terzićs Nachfolger nur beruhigen.
Nein. Er ist nicht der Meuchelmörder vom Borsigplatz
Der Meuchelmörder vom Borsigplatz. Ist es das, was Mats Hummels jetzt sein soll? Glaubt man den Berichten der "Bild"-Zeitung, hat es vor dem Champions-League-Finale zwischen Hummels und BVB-Trainer Edin Terzić gekracht. Es ging dabei wohl um ein Interview und Kritik von Hummels am Auftreten der Mannschaft und am Trainer.
Aber einem 35-jährigen Stammspieler, der Kapitän war und Dortmunder durch und durch ist, darf man das wohl zugestehen. Auch, dass Hummels, dessen Vertrag der BVB wohl nicht verlängert, überhaupt nur beim BVB hätte bleiben wollen, wenn Terzić geht – ein gutes Recht des Weltmeisters von 2014.
Dass Mats Hummels kein einfacher Charakter und Spieler ist, diese Erfahrung hat Terzić nicht exklusiv gemacht. Ihm aber deswegen zu unterstellen, er sei mitverantwortlich für das Aus des BVB-Trainers? Eine lächerliche Vorstellung. Viel mehr ist es wohl Terzić selbst, der über die ständigen Heute-mal-gut-morgen-schlecht-Leistungen der Dortmunder gestolpert ist – und das erkannt hat.
Das Champions-League-Finale hat er erreicht – aber sonst ist es nie ruhig gewesen beim BVB in der abgelaufenen Saison. Im Pokal-Achtelfinale war gegen Stuttgart Schluss, in der Liga wurde man am Ende Fünfter und erreichte mit viel Glück noch einen Champions-League-Startplatz. Vielleicht hat Terzić einfach selbst gemerkt, dass es für ihn mit Spieltag eins der kommenden Saison so weitergegangen wäre: nie Ruhe, immer unter Beobachtung, dazu ein ständiges Misstrauen. Sonst hätten ihm die BVB-Bosse wohl im Winter mit Nuri Şahin (dem möglichen Terzić-Nachfolger) und Sven Bender nicht zwei neue Co-Trainer an die Seite gestellt.
Und Hummels? Der blickt auf eine starke Rückrunde zurück und soll schon einige Anfragen aus dem Ausland vorliegen haben. Verständlich, vor wenigen Wochen schrie die halbe Republik Hummels schließlich noch zurück in den EM-Kader.
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