Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Eberl-Wechsel nach Leipzig Das schadet seiner Glaubwürdigkeit
Max Eberl ist zurück in der Bundesliga. Ab Dezember steht er in Leipzig unter Vertrag – ein nicht ganz nachvollziehbarer Schritt. Oder?
Tränen. Verzweiflung. Große Trauer. Es ist gerade einmal knapp acht Monate her, dass Max Eberl auf einer emotionalen Pressekonferenz nach über 20 Jahren seinen Abschied von Borussia Mönchengladbach verkündete. Der Auftritt geriet zur Abrechnung: "Ich will einfach raus, ich will einfach mit dem Fußball nichts zu tun haben, ich will mit euch nichts zu tun haben", sagte Eberl sichtlich mitgenommen den angereisten Journalisten. Er sei "müde" und "erschöpft", ihn plage das Gefühl, dass ihn seine Arbeit zunehmend "krank" mache. Deshalb sei nun Schluss.
Man glaubte ihm jedes Wort. Man sah einen Mann, der gebrochen schien. Einen Mann, dem alles zu viel war, der nur noch weg wollte. Weg vom täglichen Wahnsinn, weg aus der Öffentlichkeit – einfach raus aus der Blase Profifußball.
Ein Schock
Für den Verein und seine Fans ein Schock. Denn der langjährige Klubmacher hatte seine Worte deutlich und mit Bedacht gewählt, unmissverständlich oder vage war da nichts. Ein Abschied auf Zeit? Nein, das klang nach einem Abschied für immer.
Und nun? Ist Max Eberl auf einmal wieder da. Ab Mitte Dezember bekommt er die volle sportliche Macht bei RB Leipzig. Eberls Einstieg bei den Sachsen hatte sich zwar über Wochen abgezeichnet – und wirkte doch unvorstellbar. Irgendwie unpassend.
Man kann die Gladbacher Fans verstehen, die auf die Barrikaden gehen, die Eberl eine Schmierenkomödie vorwerfen. Sie sind sauer, dass der von ihnen so verehrte Manager nach so kurzer Zeit schon eine komplette Kehrtwende vollzieht und sich doch wieder komplett dem Fußball verschreibt – obwohl er doch so eindringlich betont hatte, "mit dem Fußball nichts mehr zu tun haben" zu wollen.
"Ich beende etwas, was mein Leben war. Ich beende etwas, was mir sehr viel Freude und Spaß bereitet hat, weil Fußball mein Leben ist, weil Fußball meine Freude ist", sagte er doch. Das riecht nach ziemlich verbrannter Erde.
Es ist sein gutes Recht
Und jetzt? Was sollen seine – nun in vielen Fällen wohl einstigen – Fans von diesem schnellen Comeback halten? Natürlich ist es Max Eberls gutes Recht, seine Entscheidung zu revidieren. Und es ist ihm zu wünschen, dass er wieder im Vollbesitz seiner Kräfte ist.
Die Frage ist jedoch: Weiß er, was er da tut? Er wagt den Sprung von einem Kultklub der Bundesliga zu einem kontrovers-diskutierten Verein eines Dosenmilliardärs. Einem Klub, den Eberl auch schon selbst des Öfteren ins Visier genommen und deutlich kritisiert hat (mehr dazu lesen Sie hier).
Kein Zweifel: Sportlich ist er wohl ein absoluter Gewinn für Leipzig. Und ja, er will Titel gewinnen, sieht da bei Leipzig wohl größere Erfolgschancen als in Gladbach.
Dennoch: Dieser Wechsel und die Art, wie er zustande kam, stellen Eberls Glaubwürdigkeit infrage. Und sie könnten zu einer schweren Hypothek für seinen Neuanfang werden.