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Zum journalistischen Leitbild von t-online.RB Leipzigs neuer Sportchef Diese Aussagen könnten Eberl nun wehtun
Max Eberl wird Sportgeschäftsführer von RB Leipzig. Damit arbeitet der Ex-Gladbacher für einen Klub, den er nicht immer lobend erwähnte.
Nach knapp einem Jahr Pause wegen mentaler Erschöpfung ist Max Eberl zurück in der Bundesliga. Ab Mitte Dezember ist der 48-Jährige für Rasenballsport Leipzig im Einsatz und versucht, mit seinen Fähigkeiten und Erfahrungen die Sachsen zum Erfolg zu führen. Brisant ist jedoch, dass Eberl in der Vergangenheit mehrfach öffentliche Kritik an Leipzig äußerte. Zu seiner Zeit bei Borussia Mönchengladbach war ihm besonders das Netzwerk mit Salzburg ein Dorn im Auge.
Im Interview mit dem "Focus" sagte er beispielsweise 2016: "Natürlich hat RB finanzielle Möglichkeiten, die fast alle anderen nicht haben. Sie werden an die oberen Plätze heranrücken. Ob ich das gut finde oder nicht, ist nicht relevant. Was mich an RB stört, ist dieses Geschiebe von Spielern von Salzburg nach Leipzig und von Leipzig nach Salzburg. Das hat für mich einen faden Beigeschmack, weil sie im Grunde zwei Kader haben." Inzwischen sind bereits 19 Spieler aus Salzburg nach Leipzig gewechselt. Zum Zeitpunkt der Eberl-Aussagen waren es neun.
Gegenwind von Rangnick
Auch die finanzielle Ungleichheit zwischen Gladbach und Leipzig störte Eberl in der Gesamtbewertung der Arbeit. Im August 2017 sagte er im "Welt"-Interview: "RB Leipzig braucht scheinbar kein Geld einzunehmen. Das zeigt ja schon ein einfacher Blick auf das Transferdefizit der vergangenen vier Jahre: RB gab, wie man hören konnte, etwa 150 Millionen Euro für Spieler aus und nahm im Gegenzug kaum etwas ein."
Verschaukelt fühlte er sich dabei aber nicht. "Ich möchte nur, dass die verschiedenen Ausgangssituationen der Klubs in der Öffentlichkeit registriert werden. Wir können es uns nicht leisten, ein 75-Millionen-Euro-Angebot abzulehnen, wie übrigens ganz viele andere Vereine in der Bundesliga auch nicht. Leipzig scheinbar schon", so Eberl.
Übrigens: Eberl bekam damals mächtig Gegenwind von Ralf Rangnick, dem damaligen Sportdirektor der Leipziger. In der "Welt am Sonntag" sagte er: "Wenn wir in dieser Saison auch nur zwei Spieler von uns verkauft hätten, hätten wir alles, was wir jemals ausgegeben haben, wieder reingeholt. Und das weiß Max auch. Deshalb empfinde ich seine Aussagen als ein bisschen populistisch."
Ein offener Brief aus der Fanszene
Beide Zitate Eberls werden gerade von der Gladbacher Fanszene kritisch gesehen. Auch in den sozialen Medien wurde dem 48-Jährige genau dies vorgehalten. Zudem hieß es in einem offenen Brief des "Fanprojekt Mönchengladbach" vergangene Woche: "Und was ist in Leipzig wirklich besser? Du wirst im besten Fall der Fälle mit einem künstlichen Konstrukt (so hast Du es übrigens auch immer genannt!) einen emotionslosen Titel holen. Schau Dir die Bilder von deren Pokalsieg an. Und dann vergleiche sie mal mit Aufstiegsfeiern von Traditionsvereinen, mit unseren Bilder von Europapokalauswärtsspielen, mit der echten Emotion eines natürlich gewachsenen Vereins. Du wirst diese Emotion in Leipzig niemals spüren."
Was man Eberl bei all der Kritik zu Gute halten muss: Als es bei einem Spiel von RB Leipzig in Dortmund zu Anfeindungen kam, sagte er kurze Zeit später (Anfang Februar 2017) in einer Pressekonferenz: "Das, was passiert ist, ist absolut zu verurteilen. (...) Auch bei uns im Haus wird, davon gehe ich aus, etwas gegen RB sein, davon gehe ich aus. Aber das hoffentlich im vernünftigen Rahmen, wie sich das auf dem Fußballplatz gehört. Ich will nicht irgendwelche Schweine hängen sehen, Manager hängen sehen, das ist krank. (...) Man kann RB mögen oder nicht. Sportlich muss man es respektieren, dass sie eine großartige Saison spielen."
Auch wenn Eberl Leipzig vor Anfeindungen verteidigte, wird seine vorherige Kritik nicht vergessen werden. Und womöglich auch auf einigen Spruchbannern in den kommenden Monaten zu lesen sein. Es liegt an Eberl selbst, dieses Thema aufzuarbeiten.