Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Bayern-Boss hadert mit Rotsünder "Solltest vermeiden, so reinzufliegen"

Gegen den VfL Bochum kassierte der FC Bayern eine bittere Niederlage. Lange mussten sie in Unterzahl spielen. Das wollten die Münchner aber nicht als Entschuldigung gelten lassen.
Es war ein bitterer Nachmittag, jedoch ohne schwerwiegende Folgen für den FC Bayern: Am Samstagnachmittag setzte es für den deutschen Rekordmeister gegen den VfL Bochum eine 2:3-Niederlage. Dabei waren die mit zehn Änderungen in der Startelf aufgelaufenen Münchner durch einen Doppelpack von Raphaël Guerreiro früh in Führung gegangen (14. und 18. Minute).
Doch dem Anschlusstreffer folgte eine Rote Karte gegen João Palhinha (42.) und in Unterzahl nahm das Unheil für Bayern dann seinen Lauf. Glück für die Münchner: Da auch Leverkusen überraschend gegen den SV Werder Bremen mit 0:2 verlor, bleiben der Elf von Trainer Vincent Kompany die acht Punkte Vorsprung in der Tabelle erhalten.
"Sind nicht für den einen Mann mehr gelaufen"
Dennoch: Glücklich mit ihrer Leistung präsentierten sich die Bayern nach Abpfiff nicht. Dabei wollten sie auch den Platzverweis nicht als Ausrede zählen lassen. "Nur, weil man zu zehnt ist, heißt das nicht automatisch, dass man zwangsläufig dann auch Gegentore kassieren muss", kritisierte etwa Thomas Müller, der die Mannschaft in Abwesenheit des verletzten Manuel Neuer als Kapitän auf das Feld führte.
Auch Sportvorstand Max Eberl bezeichnete die Rote Karte als Begründung als "zu einfach". "In der zweiten Halbzeit haben wir es zwar versucht, aber wir sind nicht für den einen Mann mehr gelaufen", bemängelte er. "Dann war in Summe Bochum eben genau dieser Mann mehr, macht die zwei Tore und wir gehen als Verlierer hier vom Platz. Das ist sehr ärgerlich", so der 51-Jährige weiter.
Die Rote Karte, bei der Palhinha zunächst den Ball spielte, bevor er seinen Gegenspieler oberhalb des Knöchels traf, wollte keiner der Bayern-Verantwortlichen infrage stellen. "Ich war gerade beim Schiedsrichter und der hat es mir eigentlich ziemlich plausibel erklärt", sagte Eberl.
Palhinha sei nach Meinung des Schiedsrichters mit dem bewussten Risiko, seinen Gegenspieler treffen zu können, in den Zweikampf gegangen. Deshalb habe er auf Rot entschieden. "Wenn du Gelb gibst, wäre der VAR (Videobeweis, Anm. d. Red.) nicht eingestiegen. Genauso ist er bei Rot nicht eingestiegen", so Eberls Urteil über die Situation. "Der Schiedsrichter hat entschieden, der hat es zu entscheiden und er hat es so entschieden", so Eberl.
"Denke, es gibt darüber keine Diskussionen"
Der 51-jährige Eberl nahm Palhinha deshalb auch etwas in die Pflicht. "Du solltest vermeiden, in solche Zweikämpfe so reinzufliegen, dass der Schiedsrichter die Chance hat, Rot zu geben", so Eberl, um dann aber auch die restliche Mannschaft zu kritisieren: "Wenn wir dann schon einer weniger sind, dann müssen wir für den Einen mehr laufen."
Waren die zahlreichen Rotationen in der Startelf der Grund für die Niederlage? "Ich denke, wie das Spiel gelaufen ist, nicht", antwortete Starstürmer Harry Kane auf eine entsprechende Frage. "Wir haben gut angefangen und wir reden immer darüber, dass wir den ganzen Kader brauchen", so der Stürmer weiter. Natürlich werde es jetzt Diskussionen über die Umstellungen geben, "aber ich denke, das war nicht der Grund", sagte Kane. Die Mannschaft habe einfach in zu vielen Momenten Fehler gemacht, für die sie bestraft worden sei. "Egal, gegen welches Team du in dieser Liga spielst, du kannst immer geschlagen werden. Und das hat sich heute gezeigt."
"Sonst wären wir fehl am Platz"
Auch die Leverkusen-Niederlage gegen Bremen spendete kaum Trost. "Du solltest nach jeder Niederlage niedergeschlagen sein, sonst wären wir fehl am Platz", sagte Sportvorstand Eberl. "Wir wollten unsere Hausaufgaben machen." In der Liga verändere sich zwar nichts, dennoch sei es ärgerlich, da die Chance auf elf Punkte Vorsprung vergeben worden sei. Müller sagte zwar, dass die Pleite aufgrund der Situation vielleicht leichter abzuhaken sei, aber "wir werden nicht lächelnd auf der Couch heute Abend sitzen", so das Bayern-Urgestein.
Kane fasste die Situation kurz zusammen: "Es ist, was es ist. Wir machen schnell weiter." Weiter geht es für die Bayern mit dem Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League gegen Ligakonkurrent Leverkusen. Die Münchner bringen eine 3:0-Führung aus dem Hinspiel mit. "Für uns ist es eine Chance, eine Antwort zu zeigen", schaute Kane auf das anstehende Duell. "Ich denke, wenn wir in dieser Saison verloren haben, sind wir immer mit Feuer im Bauch in das nächste Spiel gegangen und das werden wir am Dienstag brauchen", kündigte er an.
- Interviews in der Mixed Zone