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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Effenberg mit Kritik am FC Bayern Gesicht des Vereins? "Kann nicht Thomas Tuchel sein"
Der FC Bayern hat am Freitag ein Statement zu Noussair Mazraoui veröffentlicht. Das sorgt für viel Kritik – weil sich kein Verantwortlicher außer Tuchel dazu geäußert hat.
Immer wieder ist es Bayerns Trainer Thomas Tuchel, der sich zu Geschehnissen rund um den deutschen Rekordmeister äußert. Auch, wenn diese außerhalb des Sports stattfinden. Am vergangenen Freitag haben die Münchner in einem Statement auf den Pro-Palästina-Post von Noussair Mazraoui reagiert.
Der Spieler bekam nach einem "ausführlichen" Gespräch jedoch keine Strafe, weil er laut dem Klub Reue zeigte. Das sorgte für Kritik. Alon Meyer, Präsident von Makkabi Deutschland, bezeichnete das Verhalten des FC Bayern im "Sportstudio" als "indiskutabel und inakzeptabel". Auch im "Doppelpass" auf Sport 1 wurde am Sonntag darüber diskutiert – insbesondere über die Tatsache, dass sich keiner der Bayern-Verantwortlichen, sei es der Vorstandsvorsitzende Jan-Christian Dreesen oder Sportdirektor Christoph Freund, persönlich dazu äußerte. Einzig Thomas Tuchel, der am Freitag der Presse bei der Spieltagskonferenz vor der Partie gegen Mainz zur Verfügung stand, sprach persönlich darüber.
Tuchel: "Der Sport vermischt sich mit der Gesellschaft"
Stefan Effenberg kritisierte den deutschen Rekordmeister für sein Verhalten. "Ein Trainer hat eine absolute Fachkompetenz und das ist die des Fußballs", so Effenberg. Laut dem t-online-Kolumnisten koste es einen Trainer "unfassbare Energie", wenn er sich immer wieder zu anderen, auch gesellschaftlichen Themen äußern müsse. Für Effenberg ist jedoch klar, dass es nicht nur die öffentliche Präsenz von Tuchel, sondern auch die der Bayern-Bosse bei Fällen wie dem von Mazraoui brauche. Auf die Frage, wer denn das Gesicht des FC Bayern sein solle, sagte Effenberg: "Das kann nicht Thomas Tuchel sein."
Tuchel selbst wurde von der Redaktion des "Doppelpass" gefragt, wie er es empfinde, sich immer wieder zu Themen außerhalb des Sports äußern zu müssen. "Es ist nun mal so, dass der Fußball eine Spiegelwelt der Gesellschaft ist, deshalb wird man oft zu Dingen befragt, in denen man kein Experte ist. Der Sport vermischt sich mit der Gesellschaft", so Tuchel.
Allerdings sei es auch bei Tuchels früheren Trainer-Stationen dazu gekommen, dass er sich oft äußern musste. "In Chelsea war es auch extrem durch den Ukraine-Krieg", so der Bayern-Coach. Als er in Paris an der Seitenlinie stand, sei die Corona-Krise das Thema gewesen.
- Eigene Beobachtung des "Doppelpass" auf Sport1