Formel 1 in Russland Hamilton verpasst Schumi-Rekord – bitteres Vettel-Jubiläum
Der Weltmeister muss beim Rennen in Sotschi unnötige Zeitstrafen hinnehmen und startet eine Aufholjagd. Sebastian Vettel hat mit dem Podium dagegen nichts zu tun – und das ausgerechnet bei einem ganz besonderen Grand Prix.
Formel 1-Legende Michael Schumacher bleibt weiter der alleinige Fahrer mit den meisten Siegen der Geschichte der Königsklasse. Denn Weltmeister Lewis Hamilton landete beim Großen Preis von Russland nur auf Platz drei und steht damit weiter bei insgesamt 90 Erfolgen – "Schumi" feierte 91 Siege.
In Sotschi gewann Hamiltons Teamkollege Valtteri Bottas vor Max Verstappen (Red Bull), Sebastian Vettel fuhr in seinem 250. Rennen nur auf Platz 13.
In der WM-Gesamtwertung liegt der Silberpfeil-Star aber trotz des Patzers am Schwarzen Meer weiter komfortabel vorn. 44 Zähler beträgt sein Vorsprung auf den Finnen Bottas, der beim siebten Gastspiel der Formel 1 auf dem Olympia-Gelände von 2014 den siebten Mercedes-Erfolg einfuhr.
Hamilton sorgte schon vor dem Start für Aufregung
Für Sebastian Vettel war es einmal mehr ein Rennen zum Vergessen. Nach seinem heftigen Unfall am Vortag in der Qualifikation war der 33-Jährige nur von Rang 14 gestartet und kam in seinem unterlegenen Ferrari als überrundeter 13. an. Auch der Finne Kimi Räikkönen, der mit seinem 322. Rennen den Rekord von Rubens Barrichello einstellte, verpasste als 14. die Punkteränge.
Im Mittelpunkt aber stand ohnehin Hamilton, der schon vor Rennbeginn für Aufregung sorgte. Mit zwei Probestarts an einer nicht dafür vorgesehenen Stelle rief er die Rennkommissare auf den Plan. Dennoch durfte der WM-Führende noch zum 96. Mal in seiner Karriere von der Pole Position losfahren.
Wie von ihm befürchtet, nutzte Teamkollege Bottas hinter ihm zunächst den Vorteil des Windschattens auf der langen Fahrt zur ersten Kurve. Der Finne zog an Verstappen vorbei und setzte sich auch neben Hamilton. Doch der Titelverteider konterte und war wieder vorn.
"Das ist lächerlich, Mann"
Dahinter krachte es. Der spanische McLaren-Pilot Carlos Sainz jr. kürzte eine Schikane ab, rumpelte dabei gegen die Barriere und schoss quer über die Strecke. Vettel konnte gerade noch ausweichen. Sein Ferrari-Teamkollege Charles Leclerc kollidierte mit Lance Stroll, der Kanadier im Racing Point rauschte in die Begrenzung. Prompt rückte das Safety-Car aus.
Nach sieben Runden wurde das Rennen wieder freigegeben. Hamilton entschied den Neustart clever für sich. Doch dann der Schock: Wegen seiner verbotenen Probestarts verdonnerten die Rennrichter den Mercedes-Star zu zwei Fünf-Sekunden-Strafen. "Was ist passiert? Wo steht das im Regelbuch", fragte Hamilton irritiert, als ihm am Boxenfunk das Urteil übermittelt wurde.
Nach 17 Runden bog der sechsmalige Champion in die Boxengasse ab und verbüßte beim Reifenwechsel die Zeitstrafe. "Das ist lächerlich, Mann", klagte Hamilton über die Zwangspause. Als Elfter kam er zurück auf die Strecke, der Sieg war damit außer Reichweite.
Bottas kontrollierte kühl das Geschehen
Bottas kontrollierte bis zum Schluss ganz kühl das Geschehen an der Spitze, Verstappen konnte ihm nicht ganz folgen. Daran änderte sich auch nach den Boxenstopps der beiden nichts. Spannung gab es bestenfalls bei einigen Positionskämpfen im Mittelfeld. Dabei lieferte vor allem Vettels Stallrivale Leclerc eine starke Vorstellung und kämpfte sich mit guter Reifenstrategie von Startplatz elf auf Rang sechs.
Vettel selbst hingegen quälte sich einmal mehr. Auch das kleine Update bei der Aerodynamik an seinem Ferrari half offenbar nicht für das von ihm erhoffte bessere Fahrgefühl. Frustriert zwängte er sich bei einer harten Attacke kurz vor Schluss noch an Haas-Pilot Romain Grosjean vorbei und drängte diesen dabei neben die Strecke. Die Punkteplätze aber blieben weit entfernt, Vettel wurde sogar noch überrundet. So dürfte beim Hessen kaum Vorfreude auf das Heimspiel in der Eifel in zwei Wochen aufkommen.
- Nachrichtenagentur dpa