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Neuer Zoff bei Red Bull: Frontalangriff nach Glücksmomenten


Formel 1
Neuer Zoff bei Red Bull: Frontalangriff nach Glücksmomenten

Von dpa
Aktualisiert am 03.03.2024Lesedauer: 4 Min.
Ehepaar HornerVergrößern des Bildes
Red-Bull-Teamchef Christian Horner und seine Ehefrau Geri Halliwell beim Großen Preis von Bahrain. (Quelle: David Davies/PA Wire/dpa/dpa)

Der Formel-1-Doppelerfolg in Bahrain wird zur Nebensache. Max Verstappens Vater befeuert den Zoff bei Red Bull mit Teamchef Christian Horner im Mittelpunkt. Seine Forderung reißt neue Gräben auf.

Nach dem demonstrativen Kuss zwischen Teamchef Christian Horner und seiner Ehefrau zerstörte der verbale Frontalangriff von Weltmeister-Vater Jos Verstappen die letzte Hoffnung auf einen Rest Ruhe und Harmonie bei Red Bull. Statt sich über den souveränen Sieg seines Sohnes zu freuen, befeuerte der 51 Jahre alte Ex-Rennfahrer sämtliche Vermutungen über den tobenden Machtkampf im alten und nach dem ersten Rennen für viele schon wieder neuen Weltmeister-Team.

"Das Team läuft Gefahr, auseinandergerissen zu werden. So kann es nicht weitergehen", wurde Jos Verstappen von der britischen "Daily Mail" zitiert. Und er prophezeite: "Es wird explodieren." Horner spiele das Opfer, während er derjenige sei, der die Probleme verursache.

Eine Attacke desjenigen, dem der Bahrain-Sieger und dreimalige Formel-1-Weltmeister Max Verstappen am allernächsten steht. Der BBC sagte Jos Verstappen, Sohn Max habe die Sätze auch gesehen, aber nichts dazu gesagt. Seinen Aussagen sei ein Streit in Bahrain mit Horner vorausgegangen, erklärte Jos Verstappen.

Mit solch verbaler Vehemenz wurde die Zerreißprobe im Team, in dem Max Verstappen zu einem der besten Piloten in der Geschichte der Motorsport-Königsklasse reifte, noch nicht öffentlich dokumentiert. Und das beim Einstand, der sportlich überhaupt nicht besser hätte laufen können und Max Verstappen schon zu den ersten Liebeserklärungen an den neuen Wagen veranlasste. Er siegte von der Pole und fuhr auch noch die schnellste Rennrunde. "Einfach wundervoll. Es ist noch besser als erwartet. Ein echter Genuss", schwärmte er über den RB20.

Wolff: Max Verstappen in einer anderen Galaxie

Und der Satz, den jeder Fahrer mal gern über sein Auto sagen würde, kam dem 26-Jährigen nach seiner entspannten Siegfahrt mit über 22 Sekunden Vorsprung auf den Teamkollegen Sergio Pérez am Samstagabend unter dem Flutlicht auf dem Kurs in Sakhir wie selbstverständlich über die Lippen: "Es ist etwas Besonderes, einen dieser Tage zu haben, an denen sich alles perfekt anfühlt und du eins mit dem Auto bist."

Karriere-Sieg Nummer 55 nach der 33. Pole war die Belohnung. "Max ist in einer anderen Galaxie gefahren", sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff. "Verstappen steht eben nicht für Spannung oder Hoffnung, sondern für Dominanz und Verzweiflung der Konkurrenz", meinte die "Kleine Zeitung" aus der Red-Bull-Heimat Österreich.

Die Unterstützer von Horner kamen eigens nach Bahrain

Dort in Fuschl am See in der Konzernzentrale werden sie die Bilder vom Doppelerfolg zunächst gern gesehen haben nach dem nur scheinbaren Ende der pikanten Angelegenheit um Teamchef Horner. Die Beschwerde einer Mitarbeiterin war am Mittwoch vergangener Woche nach einer externen Untersuchung abgewiesen worden. Tags darauf sorgten E-Mails mit einem Link zu Dateien in der Angelegenheit, neben der Forderung unter anderem von Wolff nach mehr Transparenz, für neue Aufruhr.

Beim Rennen bekam Horner, der die Vorwürfe abstreitet, demonstrativ Unterstützung von seiner Frau Geri Halliwell, einst Mitglied der Spice Girls. Seit 2015 sind sie verheiratet. Eher selten ist auch, dass Red Bulls Mehrheitseigner, der thailändische Milliardär Chalerm Yoovidhya, bei einem Rennen ist. Nach Bahrain war er gekommen. Er gilt als klarer Fürsprecher von Horner. Demgegenüber soll die Fraktion um Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko stehen - dazu zählen auch Jos und Max Verstappen.

Dass seinerzeit die Vorwürfe von einer niederländischen Zeitung als erste publik gemacht worden waren, hatte schon Spekulationen über eine mögliche Quelle angeheizt. "Aber warum sollte ich das tun? Max hat bei Red Bull einen Vertrag bis 2028, zeigt großartige Leistungen und fühlt sich hier wohl. Daran habe ich überhaupt kein Interesse", betonte Jos Verstappen nun im "Telegraaf".

Verstappen oder Horner?

Horner selbst betonte nach dem Sieg seines Weltmeister-Piloten, dass er fest von seinem Verbleib als Teamchef ausgeht. "Absolut, sonst wäre ich nicht hier", sagte er. "Ich habe die Unterstützung einer unglaublichen Familie, einer unglaublichen Frau, eines unglaublichen Teams und von jedem in diesem Team", betonte Horner.

Nur ist das die große und entscheidende Frage, massive Zweifel sind erlaubt. Erst recht nach den Aussagen von Jos Verstappen, die er sinngemäß auch laut "Telegraaf" so getätigt hat. Steht am Ende die Frage: Er oder wir? Und was würde das bedeuten? Die französische Sportzeitung "L"Équipe" schrieb zwar aufgrund der sportlichen Erfolge von einer Ehe für die Ewigkeit. Für die Konkurrenten sei sie ein Albtraum. Und wer die Formel 1 kennt, dürfte erahnen, dass die Rivalen schon gar kein Interesse an Ruhe und Harmonie beim Titelverteidiger-Team haben.

Ferrari und Mercedes - fahren nur hinter Red Bull her

Der Satz, sie können sich nur selbst im WM-Kampf schlagen, scheint in diesem Jahr wahrer denn je zu sein. Die Konkurrenz hat - Stand nach dem Auftakt bei allerdings nicht repräsentativen Verhältnissen - die Lücke nicht geschlossen. Carlos Sainz als Dritter und Charles Leclerc als Vierter waren im Ferrari gegen Verstappen komplett chancenlos.

Bei Mercedes und Rekordweltmeister Lewis Hamilton (7. Rang) hat die Hoffnung zum Auftakt in die lange Rekordsaison mit 24 Grand Prix und dem Finale erst am 8. Dezember in Abu Dhabi auch schon wieder den ersten schweren Dämpfer bekommen. Und der Rest ist eben auch nur der Rest weit hinter Red Bull. Ob das so bleibt, wird sich bereits in ein paar Tagen beim Großen Preis von Saudi-Arabien weiter zeigen. Auf jeden Fall ist das deutlich wahrscheinlicher, als dass trotz Erfolg Frieden im Team des Titelverteidigers einkehrt.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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