Eishockey WM Kölliker tritt gegen den Deutschen Eishockey-Bund nach
Der geschasste Bundestrainer Jakob Kölliker hat schwere Vorwürfe gegen den Deutschen Eishockey-Bund (DEB) erhoben. "Ich kann die Entscheidung gegen mich nachvollziehen, aber der Stil ist absolut enttäuschend. Da mangelte es an Respekt gegenüber meiner Person", sagte der 58 Jahre alte Schweizer. Er beklagte: "Man ist nicht offen und ehrlich mit mir umgegangen. Die genauen Gründe für die Trennung hat man mir gar nicht erklärt."
Schlechtes WM-Abschneiden gab den Ausschlag
Eigentlich sollte Kölliker nach der WM im Mai Sportdirektor werden und zum neuen starken Mann der Nationalmannschaft aufgebaut werden. "Leider konnte er aber an die Erfolge der letzten beiden Weltmeisterschaften sowie beim Deutschland Cup nicht anknüpfen. Letztlich muss er sich daran aber messen lassen", befand DEB-Vizepräsident Manuel Hüttl.
Kurz vor der WM hatte DEB-Präsident Uwe Harnos noch mit der Ankündigung überrascht, Kölliker unbedingt langfristig binden zu wollen. "Köbi ist unser Mann. Er hat unser Vertrauen und bislang alles richtig gemacht", hatte Harnos Ende April erklärt. Dies galt nach der verkorksten WM nicht mehr.
Bundestrainer-Wechsel von Turnier zu Turnier?
Der Posten des Sportdirektors ist seit der Entmachtung des aktuellen DEB-Generalsekretärs Franz Reindl im Vorjahr unbesetzt. Nach einem Bericht des Fachmagazins "Eishockey News" sollen die beiden DEL-Manager Peter-John Lee (Berlin) und Karl-Heinz Fliegauf (Wolfsburg) zusammen mit Reindl und Torwarttrainer Klaus Merk vorerst die Geschicke des Nationalteams leiten.
Der Bundestrainer könnte in Zukunft nach einem für Deutschland ungewöhnlichen Modell von Turnier zu Turnier wechseln. "Man will wohl keinen hauptamtlichen Trainer mehr, sondern nur noch einen für die Turniere. Also ein bisschen das System Kanada", vermutet Kölliker.
Wunschkandidat trainiert künftig in der NHL
Der Schweizer hatte das DEB-Team erst vor einem Jahr von Uwe Krupp übernommen. Nach dem durch zwei herbe WM-Abschlusspleiten gegen Norwegen (4:12) und Tschechien (1:8) verpassten Viertelfinale und der dadurch missglückten direkten Olympia-Qualifikation verlor er den Rückhalt. Lee und Fliegauf hatten zusammen mit Kölliker die auch nach dessen Worten "vernichtende WM" aufgearbeitet.
An die DEB-Spitze wurde anschließend die Empfehlung herangetragen, nicht weiter mit Kölliker zusammenzuarbeiten. Der DEB folgte dem, steht nun aber gänzlich ohne Führung für das Nationalteam da. Der lange Zeit als Wunschkandidat gehandelte Ralph Krueger ist inzwischen als erster Deutscher überhaupt Chefcoach eines NHL-Clubs. Er trainiert die Edmonton Oilers. Ohnehin wäre seine Verpflichtung wohl zu teuer gewesen.
Olympia-Qualifikation im Februar
Nun drängt die Zeit: Anfang November bereitet sich die DEB-Auswahl beim traditionellen Deutschland Cup in München auf die wichtigen folgenden Aufgaben vor. Vom 7. bis 10. Februar kämpft Deutschland in Bietigheim oder Krefeld mit Italien, Österreich und einem Qualifikanten um die Qualifikation für Olympia 2014 in Sotschi. Drei Monate später geht es nach Helsinki zur WM.
Ist ein Sportdirektor gefunden, könnten bei den Turnieren künftig auch DEL-Trainer wie Köllikers Vorgänger Krupp (Köln) oder der bisherige Assistent Harold Kreis (Mannheim) an der Bande stehen.